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CHEMonitor 1/2012 - Deutsche Chemiemanager fühlen sich fit für weitere Konjunkturprüfungen

01.03.2012 -

Trotz Schuldenkrise in Europa und einer Wachstumsprognose der Bundesregierung von nur 0,7 % für das Jahr 2012 - das Vertrauen der Chemieindustrie in den Standort Deutschland ist ungetrübt. Bei der aktuellen Befragung des CHEMonitor-Panels vom Januar 2012 bewerten 95 % der deutschen Chemiemanager die Bedingungen am Standort Deutschland als „gut" oder „eher gut" (Grafik 1), so viel wie nie zuvor seit Start des Trendbarometers im Jahr 2007. Immerhin Dreiviertel alle Befragten (74 %) gehen davon aus, dass die Bedingungen „gleich gut" bleiben oder sich noch „verbessern", nur 22 % erwarten eine Verschlechterung (Grafik 2). „Damit fallen die Zukunftserwartungen der Branche sogar noch positiver aus, als es der Ausblick in unserer letzten Umfrage erwarten ließ. Ende letzten Jahres rechneten die Entscheider der Branche noch mit einer leichten Abkühlung auf hohem Niveau", kommentiert Dr. Josef Packowski, Managing Partner von Camelot Management Consultants, die Ergebnisse der aktuellen CHEMonitor-Befragung vom Januar 2012.

Dem Panel des Trendbarometers von CHEManager und der Strategie- und Organisationsberatung Camelot Management Consultants gehören rund 300 Top-Entscheider der deutschen Chemieindustrie an, zwei Drittel von ihnen stammen aus kleinen und mittelständischen Unternehmen mit bis zu 500 Mio. € Jahresumsatz. Sie werden regelmäßig zu den Entwicklungen in der Branche befragt.
Die Konjunkturabkühlung gegenüber dem Vorjahr spiegelt sich im aktuellen Trendbarometer in den Unternehmensprioritäten wider. Diese haben sich im Vergleich zum September 2011 bei den befragten Chemiemanagern signifikant verschoben. Setzten damals noch 51 % aller Befragten alleine auf Wachstum, sind es aktuell nur noch 44 % (Grafik 3). Dagegen stieg der Anteil derjenigen, die sich gleichberechtigt auf Wachstum und Kostenreduktion fokussieren um 3 % auf 46 % leicht an. Eine detailliertere Analyse der Umfrageergebnisse zeigte eine starke Abhängigkeit dieses Trends von der Unternehmensgröße: Während bei kleinen und mittelständische Unternehmen unverändert Wachstum die höchste Priorität hat, sank der Anteil bei den Konzernen mit über 1 Mrd. € Jahresumsatz von 46 % auf 25 %.
Einen Schwerpunkt setzte die CHEMonitor-Umfrage von Januar auf das Thema Konjunkturabsicherung. „Nach den Erfahrungen der vergangenen Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 haben die deutschen Chemieunternehmen ein ganzes Bündel an Maßnahmen ergriffen, um sich besser gegen die steigende Volatilität zu rüsten. Jetzt profitieren sie vor allem von schlankeren und flexibleren Organisationen und Entscheidungswegen, gefolgt von einem optimierten Liquiditätsmanagement, der Anwendung von Frühindikatoren entlang ihrer gesamten Lieferketten und einem flexibleren Personaleinsatz", fasst Dr. Sven Mandewirth, Leiter des Kompetenzzentrums Chemicals bei Camelot Management Consultants, die Ergebnisse zusammen. Rund die Hälfte (47 %) aller Unternehmen (Grafik 4) haben auf das zunehmend volatile Geschäftsumfeld mit der Optimierung ihrer Organisationsstrukturen und Entscheidungswege reagiert; eine verbesserte Steuerung des Working Capital und die Erhöhung der Liquidität, gehören ebenfalls zu den Top Drei der genannten Maßnahmen zur Konjunktururabsicherung. „Wir haben zurzeit eine Liquiditätsposition von etwa 3,8 Mrd. €. das ist gut das Fünffache dessen, was in ‚Nichtkrisenzeiten‘ an Kasse gehalten wird", äußerte sich beispielsweise Bayer-Finanzchef Werner Baumann im November 2011 in einem Interview gegenüber der Börsen-Zeitung.

Flexiblere Strukturen
„Es ist unmöglich vorherzusagen, wie sich die Schuldenkrise entwickelt. In einem solchen Umfeld sind daher für Chemieunternehmen die richtige Strategie, die richtigen Produkte und der Fokus auf die richtigen Megatrends von entscheidender Bedeutung", sagt Dr. Bernhard Düttmann, Finanzvorstand bei Lanxess im Interview mit CHEManager (vgl. Seite 5). „Gleichzeitig müssen wir in der Lage sein, schnell auf eine veränderte Nachfrage reagieren zu können. Flexibilität ist wichtig. Lanxess hat dies während der vergangenen Krise bewiesen, als wir uns schnell anpassen mussten. Dies bedeutete die Vertagung großer Investitionsprojekte und ein effizientes Managen von Kapazitäten", sagt Düttmann und reiht sich damit in die Gruppe von 34 % der CHEMonitor-Befragten ein, die in der Anpassung der Kapazitätsauslastung ein wirksamen Instrument zur kurzfristigen Absicherung gegen Konjunkturschwankungen sehen (Grafik 5). Noch größer sind die Hebel, die nach Ansicht des CHEMonitor-Panels durch eine Flexibilisierung des Personaleinsatzes (52 % der Nennungen), durch Kurzarbeit (48 %) und durch Anpassung der Lagerbestände (44 %) erzielt werden.

Schlankere Organisation für schnelle Entscheidungen
Befragt nach strategischen Maßnahmen, mit denen das eigene Unternehmen auf das zunehmend volatile Umfeld reagiert, antworteten 53 % mit Optimierung von Organisation und Prozessen, gefolgt von 49 %, die eine globalere Aufstellung des Geschäft anstreben (Grafik 6). Auch beim Darmstädter Chemie- und Pharmaunternehmen Merck wurden strategische Maßnahmen eingeleitet. Unter der Headline „Merck erfindet sich neu" stellte der Chemie- und Pharmakonzern im November seinen Mitarbeitern die Strategie „Fit für 2018" vor. Eine schlankere und neue Organisation des Unternehmens soll dafür sorgen, dass die Sparten die volle Verantwortung für die Geschäfte übernehmen. Konzernfunktionen werden global aufgestellt. All dies soll zu schnelleren Entscheidungen, gesteigertem Kostenbewusstsein und einer stärkeren Kundenorientierung führen. „Am Ende all der Veränderungen steht der Kunde", sagt Karl-Ludwig Kley, Vorsitzender Geschäftsleitung bei Merck, „Ihn müssen wir in den Mittelpunkt unseres Handelns stellen."

Höhere Prozess- und Kundenorientierung
Eine Entwicklung hin zur stärkeren Prozessorientierung haben in den vergangenen zwei Jahren 56 % der befragten Unternehmen durchlaufen (Grafik 7). Auch der BASF-Konzern setzt auf eine stärkere Prozess- und Kundenorientierung. „Wir wollen unser Portfolio in Richtung Kundenbranchen entwickeln und dabei bereichsübergreifend als ‚ein‘ Unternehmen Werte schaffen", sagt BASF-Vorstandsvorsitzender Dr. Kurt Bock im November bei der Vorstellung der Unternehmensstrategie 2020 „We create Chemistry". Neben Synergien durch einen engeren Kunden- und Technologie-Verbund setzt der Chemiekonzern auch auf eine noch globalere Aufstellung seines Geschäfts. Mit der Verlagerung der Pflanzenbiotechnologie-Aktivitäten in die USA (vgl. Seite 3) sowie der Spartenzentrale des Pigment- und Dispersionsgeschäfts nach China, nähert sich das Unternehmen auch regional seinen Kunden.

Deutsche Chemie zeigt sich konjunkturrobust
Die letzte Frage des aktuellen CHEMonitor gibt einen Hinweis auf die Ursache für die Zuversicht, die aktuell in der deutschen Chemiebranche trotz hoher Unsicherheit in Bezug auf konjunkturelle und politische Entwicklungen herrscht. Die Erfahrungen aus der vergangenen Krise haben das Selbstbewusstsein deutscher Chemieunternehmen bestärkt: 58 % der befragten CHEMonitor-Teilnehmer sind der Überzeugung, dass ihr Unternehmen besser als im Jahr 2008 auf eine konjunkturellen Einbruch vorbereitet ist; 35 % fühlen sich genauso gut vorbereitet wie im Jahr 2008 (Grafik 8). Zu Recht: Denn immerhin habe ein Unternehmen wie Merck schon fünf Währungsreformen und zwei Weltkriege überstanden, wie Kley bei der Vorstellung der neuen Unternehmensstrategie betonte. Und „die BASF gab es auch schon vor dem Euro", äußerte sich Vorstandsvorsitzender Bock im November gegenüber besorgten Journalisten.

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