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Enttäuschender Jahresbeginn für Europas Chemieindustrie

09.11.2009 -

Die Weltwirtschaft befindet sich derzeit in ihrer größten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg: In allen Regionen sank die Wirtschaftsleistung deutlich. Gleichzeitig verschärften sich die Finanzierungsbedingungen für den Unternehmenssektor. Einige Branchen, wie die Bauwirtschaft oder die Automobilindustrie, stehen darüber hinaus vor strukturellen Pro­blemen. Volatile Rohstoffpreise verschärften die Unsicherheit und damit den Abschwung zusätzlich. Diesem Sog konnte sich auch die europäische Chemieindustrie nicht entziehen. Nach dem kräftigen Rückgang zum Jahresende 2008 setzte sich der Abwärtstrend im ersten Quartal 2009 fort. Die Chemieproduktion sank um 11%, in den klassischen Chemiesparten sogar noch stärker. Auch die Erzeugerpreise gaben nach. Dies war nicht nur eine Reaktion auf gesunkene Rohstoffpreise, sondern vielmehr der schwachen Nachfrage geschuldet. Besonders stark sank der inländische Absatz, aber auch bei den Exporten mussten Rückgänge verbucht werden (Grafik 1).

Produktion sinkt um 11% im ersten Quartal

Die chemische Industrie in Europa befindet sich seit Anfang 2008 im Abschwung. Im vierten Quartal 2008 stürzte die Produktion regelrecht ab. Das ersten Quartal 2009 lag mit knapp 11% noch einmal deutlich unter dem Vorjahresniveau (Grafik 2). Allerdings mehren sich die Anzeichen, dass die Talsohle mittlerweile erreicht ist. Im Verlauf des ersten Quartals stieg die Produktion von Monat zu Monat wieder leicht an - wenn auch auf geringem Niveau.
Ohne das robuste Wachstum der konjunkturunabhängigen Pharmasparte wäre die Bilanz im ersten Quartal allerdings noch schlechter ausgefallen. Die Produktion von Pharmazeutika lag um rund 2% über dem Niveau des Vorjahres. Im Gegensatz dazu lagen nahezu alle anderen Sparten zweistellig im Minus. Besonders stark traf die schlechte wirtschaftliche Lage die Hersteller von chemischen Grundstoffen. Die Produktion lag hier durchschnittlich mehr als 20% unter dem Niveau des Vorjahres. Die Hersteller von Fein- und Spezialchemikalien mussten ebenfalls deutliche Produktionseinbußen hinnehmen. Die Ausbringungsmenge lag hier 16% unter Vorjahr. Mit einem Rückgang von „nur" rund 9% traf es die Produzenten der konsumnahen Wasch- und Körperpflegemittel weniger stark (Grafik 3).

Rückläufige Chemikalienpreise

Seit dem Peak der Erzeugerpreise im September 2008 sind die Chemikalienpreise rückläufig. Neben der schwachen Nachfrage führte der Verfall der Rohölpreise zu deutlichen Preisabschlägen bei chemischen Produkten. Anfang 2009 setzte sich dieser Rückgang fort. Im ersten Quartal 2009 lagen die Erzeugerpreise 0,9% niedriger als ein Jahr zuvor. Zuletzt flachte sich jedoch die Abwärtsbewegung ab (Grafik 4). Die Ursachen hierfür lagen in der sich stabilisierenden Nachfrage und erneut steigenden Rohstoffpreisen.
Der Aufwärtstrend im europäischen Chemiegeschäft endete im vierten Quartal 2008. Der Branchenumsatz sank um mehr als 7%. Dieser Abwärtstrend setzte sich im ersten Quartal 2009 beschleunigt fort. Der Chemikalienverkauf brach um knapp 17% ein (Grafik 5). Neben der schwachen Nachfrage haben vor allem rückläufige Preise zu diesem unbefriedigenden Ergebnis beigetragen. Seit Jahresbeginn hat sich der Abwärtstrend von Monat zu Monat abgeschwächt. Zuletzt stieg der Absatz sogar wieder leicht. Dennoch macht der Umsatzeinbruch den europäischen Chemieunternehmen schwer zu schaffen.

Das Auslandsgeschäft zeigte sich zwar robuster als die innereuropäischen Verkäufe, die Wirtschaftskrise erfasste jedoch alle Regionen. Die Exporte der europäischen Chemieunternehmen gingen im ersten Quartal um 5,7% zurück. Die konjunkturunempfindlichen Pharmaexporte wirkten sich demgegenüber stabilisierend aus. Deutlich schlechter entwickelten sich die Verkäufe an europäische Kunden. Der Branchenumsatz innerhalb der Europäischen Union sank im ersten Quartal um 2%. Die europäische Industrie hatte ihre Produktion stark gedrosselt und bestellte kaum noch Chemikalien.

Leichte Belebung auf niedrigem Niveau

Die europäische Chemie blickt auf einen enttäuschenden Jahresbeginn zurück. Dennoch gibt es inzwischen Grund zu vorsichtigem Optimismus. Die Stimmung besserte sich zuletzt leicht. Insbesondere die Erwartungskomponente konnte wieder zulegen. Die Unternehmen hoffen, dass im ersten Halbjahr die Talsohle erreicht wurde. Für den weiteren Jahresverlauf erwarten sie eine leichte Belebung. Gerade in den Grundstoffsparten wird die Produktion nach den kräftigen Rückgängen der Vergangenheit seit Monaten wieder ausgedehnt. Der Abwärtstrend im verarbeitenden Gewerbe scheint gestoppt. Der Lagerabbau ist überwiegend abgeschlossen. Um weiterhin zu produzieren, müssen die industriellen Kunden wieder mehr Chemikalien ordern.
Im Juni hat der europäi­sche Chemieverband Cefic seine Wachstumsprognose für das Geschäftsjahr 2009 zwar auf -7,6% gesenkt. Gegenüber dem schwachen ersten Quartal (-10,8%) bedeutet dies aber eine leichte Verbesserung und deutet auf eine Normalisierung auf niedrigem Niveau hin. Doch erneute Rückschläge sind nicht auszuschließen. Instabile Finanzmärkte oder ein dramatischer Anstieg der Arbeitslosenzahlen könnten die Belebung im Keim ersticken.

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