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Neue Führungsstruktur bei Siemens

26.10.2013 -

Schneller, schlanker und effektiver an der Spitze - Die neue Führungsstruktur in der Industrieautomation bei Siemens / Produktneuheiten zur Hannover Messe.

Siemens hat seine Führungsstrukturen umgebaut beziehungsweise neu geordnet - der Vorstand wurde von 11 auf 8 Mitglieder verkleinert und aus ehemals 12 Unternehmensbereichen wurden jetzt drei Sektoren gebildet:

Industry, Energy und Healthcare. Der frühere Bereich Siemens Automation and Drives (A&D) gehört jetzt zum Sektor „Industry" wurde organisatorisch in zwei Divisionen geteilt, in „Industry Automation" und „Drive Technologies".

Was waren die Gründe des Umbaus, welche Ziele sind damit verbunden und was ändert sich dadurch auf der operativen Ebene? Über diese Fragen, über technische Trends und Entwicklungen und die kommende Hannover Messe bzw. Interkama sprach CHEManager mit Anton S. Huber, CEO der Division Industry Automation. Das Gespräch führte Dr. Dieter Wirth.

 

CHEManager: Herr Huber, was sind die Hintergründe und Zielsetzungen der Neuordnung bei Siemens?

A.S. Huber: Mit der Neuordnung unserer Führungsstrukturen wurde vor allem die frühere Gremienstruktur bzw. Gremienverantwortung in den oberen Führungsebenen bei Siemens abgeschafft und das so genannte CEO-Prinzip eingeführt.

Jetzt sind einzelne Personen, nicht Gremien, für alle Entscheidungen und Ergebnisse verantwortlich. Der Grund für die Neuordnung war, dass die frühere Struktur den heutigen Herausforderungen an unser Geschäft nicht mehr angemessen entsprechen konnte.

Die persönliche Verantwortung einzelner Führungskräfte ist diesen Anforderungen besser gewachsen. Mit der neuen Führungsstruktur können Entscheidungen einfacher und vor allem auch schneller als bisher getroffen werden.

 


Gleichzeitig wurde aber auch der Bereich Siemens Automation and Drives zweigeteilt - warum das?

A.S. Huber: Automation and Drives war von der Gründung 1997 mit 7 Mrd. € Umsatz und etwa 38.000 Mitarbeitern auf zuletzt über 15 Mrd. € Umsatz und rund 85.000 Mitarbeiter gewachsen.

Eine Fortentwicklung der Organisationsstrukturen ist für Unternehmen ganz natürlich. Es gab schon seit einiger Zeit Überlegungen dazu, wie groß der Bereich noch werden kann, um auch weiterhin eine effiziente Führung sicherzustellen zu können.

Im Rahmen der Neuorganisation wurde nun auch gleich die Aufteilung dieses Bereichs in zwei etwa gleichgroße Einheiten umgesetzt.

 


Was ändert sich durch die Neuordnung am operativen Geschäft?

A.S. Huber: Zum Markt hin praktisch nichts - die operative Ebene, also die Einheiten, die unterhalb der Divisionsebene das Geschäft mit ihren Kunden verantworten, wurde nicht verändert. Für unsere Kunden bleibt also alles so, wie es bisher war.

Auch die bisherige Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Business Units des ehemaligen Bereichs Automation und Drives bleibt unter den zwei neuen Dächern unverändert.

 


Hat die Neuordnung Auswirkungen auf die strategischen Zielsetzungen von Siemens?

A.S. Huber: Nein, unsere Strategie ist dadurch nicht betroffen - sie bleibt also unverändert.

 


Die Hannover Messe steht bevor. Was sind die Themen von Siemens auf seinem Messestand?

A.S. Huber: Unser Schwerpunkt auf der Hannover Messe ist traditionell stärker auf die Industrieautomation ausgerichtet, zum Beispiel zeigen wir live die Automatisierung einer Automobilfertigung.

Auf der Messe werden wir aber auch zeigen, wie sich unser Portfolio im Bereich der Prozessautomation weiter entwickelt hat. Die Prozessautomation ist für uns ein wichtiges Thema, in das wir viel investiert haben und das ein sehr gutes Wachstum verzeichnet. Bei den Feldgeräten für die Prozessautomation haben wir gute Fortschritte gemacht.

Gleichwohl gibt es noch Segmente, in denen wir uns verstärken wollen, entweder durch organisches Wachstum oder Akquisitionen. Letzteres hängt natürlich von den Möglichkeiten ab, die sich bieten.

 


Die Feldgerätekommunikation soll durch die Field Device Integration, kurz FDI, auf ein System vereinheitlicht werden. FDI wird vom EDDL Cooperation Team mit Hans-Georg Kumpfmüller als Vorsitzendem dieses Gremiums und Leiter der Siemens Business Unit Sensors and Communication voran getrieben. Geht die Arbeit planmäßig voran? Das Ziel ist ja bis Ende 2008 einen Entwurf der Spezifikation für FDI vorzustellen.

A.S. Huber: Die Arbeit geht planmäßig voran - ich habe keine Anhaltspunkte für Verzögerungen. Aber man muss dazu wissen, dass die Umsetzung von FDI technisch gesehen nicht ganz einfach ist - und man kann denkbare Schwierigkeiten derzeit noch nicht alle absehen.

Also wie gesagt, erfahre ich aus dem Umfeld, dass hier alle Ampeln auf Grün stehen.

 


Wie sehen Sie die Erfolgschancen der einheitlichen Feldgerätekommunikation mit FDI?

A.S. Huber: Die Vereinheitlichung der Feldgerätekommunikation ist von den Anwendern in den Prozessindustrien gewollt. FDI wird die Lösung sein, die sich die Kunden gewünscht haben. FDI wird die Vorteile der Gerätekommunikation mit EDD's und FDT in einer neuen Lösung vereinen.

Gleichzeitig soll FDI für die bestehenden Anlagen mit EDD's und FDT/DTM's rückwärts kompatibel sein, d.h. dass getätigte Investitionen der Anwender in diese bestehenden Technologien weiterhin nutzbar sein werden.

Diese Punkte werden die Attraktivität von FDI ausmachen. Und wenn die Anwender dabei bleiben, dass sie eine Vereinheitlichung wollen, wird FDI natürlich erfolgreich sein.

 


Wie sehen Sie das Vordringen des Ethernets in die Prozessautomation - Stichwort vertikale Integration?

A.S. Huber: Wir sehen diese Entwicklung sehr positiv. Die Nutzung des Ethernets für die Datenübertragung in automatisierten Prozessanlagen wird sicherlich zunehmen, da das Feld immer intelligenter wird und die Datendurchgängigkeit von der Feldebene in die Leit- und Managementebenen für die Anwender Nutzen bringt.

Dadurch ergibt sich ein großes Potential an Kostensenkungen in der Planung, Inbetriebnahme und Wartung von vernetzten Automatisierungsanlagen. Die weitere Entwicklung des Profinet, das von der Profibus Nutzerorganisation voran getrieben wird, wird die Voraussetzungen dafür schaffen, dass diese Möglichkeiten nutzbar werden und dieser Markt wachsen kann.

Dieses Marktwachstum wird aber wirtschaftlichen Aspekten unterliegen, d.h. Ethernet-fähige Feldgeräte werden zuerst sicherlich da zu finden sein, wo man entsprechend intelligente Feldgeräte benötigt.

 


Wireless-Technolgien dringen zunehmend in die Prozessautomation vor - bislang gibt es aber zu wenige Standards. Wie sehen Sie die Zukunft dieser Technologie in Bezug auf Anwendungen in der Chemie-/Pharmaindustrie?

A.S. Huber: Wir sind sicher, dass die funkbasierte Gerätekommunikation in Prozessanlagen verstärkt eingesetzt werden wird. Beispielsweise kann sie den Anwendern in bestehenden Anlagen zusätzliche und verhältnismäßig preiswerte Messmöglichkeiten bieten, die sonst mit unvertretbar hohem Kostenaufwand verbunden wären.

Für Siemens wird die Wireless-Technologie ein großes zukünftiges Aufgabengebiet sein. Um Wireless- Technologien weltweit etablieren zu können, wird man sich aber auf Funk-Standards einigen müssen, und das wird kommen.

 

 

Siemens stützt sich beim Vertrieb seiner technischen Lösungen auf eine große Zahl von Dienstleistungs- bzw. Ingenieurunternehmen, die Automatisierungslösungen für Industriekunden planen und realisieren. Wie zufrieden sind Sie mit den Leistungen dieser Siemens Solution Partner?

A.S. Huber: Wir sind damit sehr zufrieden. Die Siemens Solution Partner sind eine wesentliche Größe für unser Geschäft, und das wollen wir mit diesen Unternehmen ständig weiter entwickeln und ausbauen.

Dies entspricht auch den Wünschen der Kunden in der Industrie, die vorzugsweise mit nachweislich qualifizierten Lieferanten zusammen arbeiten wollen. Der weitere Ausbau des Netzwerks mit unseren Solution Partnern heißt aber nicht, dass wir unsere eigenen Kompetenzen in dieser Hinsicht zurückfahren können.

Im Gegenteil. Wir müssen unsere eigenen Beratungs- und Integrationskapazitäten weiter ausbauen, weil die Auftraggeber in der zunehmenden Zahl großer bzw. komplexer Projekte direkt mit uns zusammen arbeiten wollen. Solche Projekte nehmen deshalb zu, weil die Prozessanlagen zunehmend komplexer und größer werden, aber auch, weil wir mit unserem Leitsystem PCS 7 immer mehr solcher Anlagen gewinnen.

 

 

Kontakt: Siemens AG,

Nürnberg Pressestelle

Drive Technologies/ Industry Automation

Fax: 0911/895-157945

gerhard.stauss@siemens.com

 

Hannover Messe: Halle 9, Stand A72