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Rohstoffe und Energie - Risiken umkämpfter Ressourcen

90% der mittelständische Chemie- und Pharmaunternehmen Unternehmen leiden unter steigenden Rohstoffpreise

26.10.2011 -

Knapp die Hälfte der mittelständischen Unternehmen rechnet damit, dass der global steigende Ressourcenbedarf negative wirtschaftliche Auswirkungen für Deutschland haben wird. Dabei bereiten teurere Rohstoffe den Unternehmen mehr Sorgen als steigende Energiepreise. Dies sind Ergebnisse der Anfang Oktober 2011 veröffentlichte Studie der Commerzbank-Initiative Unternehmerperspektive.

Dabei wurden 4.000 mittelständische Unternehmen mit einem Umsatz über 2,5 Mio. €. befragt, darunter 218 aus der Chemie- und Pharmabranche.
Jeder zweite Mittelständler aus der chemischen und pharmazeutischen Industrie betrachtet die Rohstoffrisiken des Standorts Deutschland mit Sorge. 43 % der Unternehmen erwarten angesichts knapper Ressourcen Abstriche in der wirtschaftlichen Gesamtleistung Deutschlands (Grafik 1).

5 % rechnen gar mit ausgesprochenen wirtschaftlichen Schwierigkeiten für das Land. Die andere Hälfte glaubt, dass die Rohstoffknappheit keine wirtschaftlichen Folgen für Deutschland haben wird. Dem stehen 51 % optimistisch gestimmte Unternehmen gegenüber: Sie gehen davon aus, dass Deutschland die Herausforderung knapper Ressourcen gut bewältigen wird.

Hohes Problembewusstsein im Mittelstand

In puncto Ressourcenversorgung halten die Unternehmen vor allem globale Entwicklungen für kritisch. Denn deren Verlauf ist kaum vorhersehbar, und er kann von Deutschland aus schwer gesteuert werden. Finanzspekulation an den Rohstoffmärkten, das globale Wachstum und Monopolbildung verschärfen aus Sicht der Unternehmen die ohnehin vorhandene Problematik begrenzter natürlicher Ressourcen. Die Energiewende und die Diskussion um die Zukunft der Atomkraft in Deutschland werden seltener als kritisch beurteilt: Die chemische und pharmazeutische Industrie ist mit Blick auf atomare Risiken vergleichsweise gelassen (Grafik 2).

Ressourcenknappheit kann Innovationen fördern

Die Unternehmen aus der chemischen und pharmazeutischen Industrie rechnen überdurchschnittlich oft mit weitreichenden Veränderungen in ihrer Branche: Sie erwarten gravierende wirtschaftliche Probleme, halten aber auch einen Innovationssprung für möglich - und für notwendig. In diesem Zuge können auch neue Absatzmöglichkeiten entstehen. Die politische Förderung von Innovation ist dem Mittelstand daher besonders wichtig: Die Politik soll Forschung unterstützen und Anreize setzen, aber nicht regulatorisch eingreifen (Grafik 3).

Fast alle Unternehmen der Branche beziehen Rohstoffe oder rohstoffintensive Vorprodukte. Der Rohstoffbedarf ist weit gestreut: Die meisten Unternehmen benötigen fossile Rohstoffe und darauf basierende Vorprodukte (z. B. Kunststoffe). An zweiter Stelle stehen chemische Rohstoffe, gefolgt von Industriemetallen und industriellen pflanzlichen Rohstoffen. 90 % der Unternehmen leiden derzeit unter steigenden Rohstoffpreisen (Grafik 4). Die chemische und pharmazeutische Industrie gehört damit zu den am stärksten betroffenen Branchen.

Die chemische und pharmazeutische Industrie ist nicht nur stark auf Rohstoffe angewiesen, sondern auch besonders stark von den Energiekos­ten abhängig. 48 % geben an, dass sich die steigenden Energiepreise derzeit negativ auf das Geschäft auswirken.

Öffentliche Energiepreisdebatte spiegelt Rohstoffproblematik nicht wider

Die Branche hat nicht nur mit Preissteigerungen, sondern mit weiteren gravierenden Versorgungsproblemen zu kämpfen. Preisschwankungen machen die Geschäfte schwer kalkulierbar, Lieferunsicherheiten und Qualitätsmängel stehen auf der Tagesordnung. Der pünktliche Bezug einwandfreier Ware ist also nicht immer sichergestellt. Die immense wirtschaftliche Bedeutung des weiten Themas Rohstoffe spiegelt sich in der öffentlichen Debatte, die ja stark auf Energiepreise verengt ist, nicht ausreichend wider.

40 % der Unternehmen aus der Branche wissen nicht, ob sie zur Bewältigung der Probleme bei der Rohstoff- und Energieversorgung richtig aufgestellt sind, weitere 10 % halten sich für schlecht vorbereitet. Die Unternehmen sehen aufgrund der hohen Komplexität der Ressourcenfrage wenige Handlungsoptionen. Die international ausgerichtete Branche fühlt sich mehr noch als andere Unternehmen den globalen Marktentwicklungen ausgeliefert.

Rohstoffbeschaffung unter Druck

Die Unternehmen optimieren mit Macht ihr Beschaffungswesen: Drei Viertel suchen neue Lieferanten, zwei Drittel verhandeln längere Lieferverträge mit den bestehenden Zulieferern, die Hälfte verstärkt sich im Einkauf durch für diese Problematik geschultes Personal (Grafik 5). Auch eine Abkehr vom ‚just in time‘ wird nicht ausgeschlossen: Immerhin 35 % versuchen, Versorgungsengpässe durch eine Vergrößerung der Lagerkapazitäten zu entschärfen. Die Unternehmen sehen sich außerdem gezwungen, Preissteigerungen im Absatz weiterzugeben: Preisüberwälzung ist ein beherrschendes Thema. Bei der Hälfte der Unternehmen führen die Rohstoffkosten zu Costcutting an anderer Stelle (Grafik 6).

Ressourceneffizienz wird angestrebt

Gut die Hälfte der Unternehmen bemüht sich um mehr Effizienz beim Verbrauch von Rohstoffen (Grafik 7). Recycling ist eine weitere wichtige Maßnahme, um die Abhängigkeit von knappen Ressourcen zu reduzieren. Im Bereich Energieeffizienz hält sich die energiepreissensible Branche zurück. Ressourceneffizienz steht zwar auf der Agenda, hat aber noch nicht die oberste Priorität. Die chemische und pharmazeutische Industrie fokussiert die Beschaffungsprozesse und erwägt weitere Preisüberwälzung. Es bleibt fraglich, ob der erhoffte Innovationssprung beim Rohstoffverbrauch so erreicht werden kann.

Finanzinstrumente in der Beschaffung wenig genutzt

Termingeschäfte sind im Mittelstand an der Tagesordnung. Knapp die Hälfte der Unternehmen aus der chemischen und pharmazeutischen Industrie sichert so z. B. Zinsrisiken (Geldanlage und Finanzierung) oder Währungsrisiken im Export ab. In der Beschaffung setzen sie Finanzinstrumente aber vergleichsweise selten ein. Nur 16 % sichern Preisrisiken von Rohstoffen ab, 8 % ziehen den Einsatz in Erwägung (Grafik 8). Die Finanzinstrumente stehen bei Nicht-Nutzern im Verdacht, komplex, teuer und riskant sein (Grafik 9).

Zwei Drittel der Unternehmen aus der chemischen und pharmazeutischen Industrie suchen externe Beratung zum Umgang mit den zunehmenden Versorgungsrisiken - vor allem bei Verbänden und Kammern. Das Thema wird derzeit intensiv diskutiert. Der Mittelstand braucht außerdem mehr eigenes Know-how zum Management der komplexen Beschaffungsrisiken. Interne Spezia­listen sind ein echter Erfolgsfaktor: Sie finden sich deutlich häufiger in Unternehmen mit überdurchschnittlicher Geschäftslage.

Kontakt

Commerzbank AG

Kaiserplatz, Neues Hochhaus (46. OG)
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