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Testo: Entwicklung des Messsystems testo Saveris

29.03.2012 -

Die Entwicklung des Messsystems testo Saveris bei Testo in Lenzkirch. Mit dem Monitoring-System testo Saveris hat das Unternehmen Testo Großes vor, es soll einer der großen Verkaufsschlager des Unternehmens werden. Investiert hat man viel in das Produkt: Fast ein Drittel der gesamten Entwicklungsabteilung hat zwei Jahre an dem System gearbeitet. Jetzt ist es marktreif und das erste in der Firmengeschichte von Testo, das einen eigenen Markennamen trägt. Wir stellen testo Saveris und seine Geschichte vor.

Markennamen sind so eine Sache. Was in Deutschland und den englischsprachigen Ländern gut klingt, muss nicht unbedingt in allen Teilen der Welt einen durchweg positiven Klang haben. Fast schon legendär ist dabei Chevrolets Fehlgriff mit dem Namen „Nova“, dass sich in spanisch in die Teile No va“ zerlegen lässt und „fährt nicht“ bedeutet – nicht gerade das, was großes Vertrauen beim Kunden weckt. Jens Amberg, Leiter der Produktgruppe Messsysteme bei der Testo AG, kennt dieses Problem gut: Auch er hat eine ähnliche Erfahrung bei einem seiner früheren Arbeitgeber erlebt. Ihm war klar: Würde man bei Testo ein Produkt mit einem Markennamen herausbringen, es müsste mit einem Namen versehen sein, der weltweit eine positive Bedeutung mitbringt. Und er sollte Aspekte der drei Adjektive „einfach“, „sicher“ und „effizient“ enthalten oder andeuten – schließlich waren dies die drei Worte, die man schon am Anfang der Entwicklung als Kernqualitäten des neuen Produkts definierte. Letztendlich entschied man sich für Saveris, ein Kunstwort, dass sich aus „Save“ („Sichern“ in Englisch“) und „veritas“ (lateinisch für „Wahrheit“ und stellvertretend für die Unverfälschtheit der Messdaten) zusammensetzt. „Wir wussten gleich: Damit ließen sich die großen Vorteile des Systems gut zusammenfassen“, erklärte Amberg.

„Kein Heft, eher ein Wälzer“

Die drei Worte definierte man bereits, als man vor drei Jahren die Planungen für die Entwicklung ins Rollen brachte – denn nach langen Gesprächen mit den Kunden hatte man bei Testo herausgefunden, dass es eine Marktlücke für ein Messsystem mit diesen Eigenschaften gab. Vor allem die leichte Bedienung war dabei der Schlüssel: Die meisten Messsysteme sind nur von Profis richtig zu bedienen und zu parametrieren – Plug & Play-Funktionalität war bei Monitoring-Systemen eine Seltenheit. „Uns war klar, dass eine breite Käuferschicht ein solches Produkt benötigte und kaufen würde. Das Produktmanagement besuchte zahlreiche Kunden, um das zu überprüfen und herauszufinden, wie das System aussehen sollte“, erinnert sich Amberg. Dann wurde ein klassisches Pflichtenheft erstellt und die Entwicklung von Saveris begann. Wie viel man sich vorgenommen hatte, sah man schon an dem Buch, in dem sämtliche Details der Entwicklung niedergeschrieben waren. „Das Pflichtenheft war in dem Sinne kein Heft – eher ein Wälzer“, berichtet Amberg schmunzelnd.

Das Know-how im Haus

Um es umzusetzen, hatte man noch einige Vorarbeit zu leisten. So schauten die Projektgruppen, ob das Know-how des ehrgeizigen Projekts komplett im Hause verfügbar war. Das war weitgehend der Fall: Testo hatte bereits erfolgreich Produkte mit Funk und Ethernet entwickelt, die Ingenieure kannten sich mit der Technik aus. Das Wissen über Datenbanken, das zudem für ein Saveris-System nötig war, war dagegen noch nicht vorhanden: Eine SQL-Datenbank kannte man noch nicht aus anderen Produkten. Danach mussten die Techniken noch verbunden werden – und das auf sichere, effiziente und einfache Weise. Vor allem das „einfach“ stellte eine ständige Herausforderung dar, da es nicht nur von Technikern, sondern auch von Laien gut bedient werden sollte. Eine Plug&Play-Funktionalität musste daher umgesetzt werden – für Hardware-Ingenieure immer eine schwierige Aufgabe. Auch beim Funk entschied man sich für den steinigeren Weg und setzte auf eine Dialog- und nicht auf eine Monolog-Technik. „Insgesamt war es sehr schwierig, alles so zu entwickeln, dass wirklich alles an den Geräten leicht zu bedienen und leicht zu parametrieren ist. Es war eine große Herausforderung“, erinnert sich Amberg. Um die leichte Bedienung zu gewährleisten, führte man an vielen Punkten in der Entwicklung Usability- Tests durch – und ließ diese nicht nur von den zuständigen Ingenieuren durchführen: „Wir haben immer wieder „Frischlinge“, also Praktikanten oder neue Auszubildende, zu den Tests hinzugezogen – sie sollten schauen, ob es sich leicht bedienen lässt und was man verbessern kann. Denn nur die sind völlig unvoreingenommen an die Sache herangegangen“, erklärt Amberg.

Vorbild Apfel

Gerade bei diesen Tests ging man auch einen Weg, den nur wenige Firmen aus der Industrie wagen: Man orientierte sich an Consumer-Produkten wie bspw. den iPods von Apple, die für ihre intuitive und gute Bedienung bekannt sind. „In Saveris wollten wir industrielle Professionalität und konsumorientierte Einfachheit vereinen, das beste aus beiden Welten zusammenführen“, fasst Amberg die Idee zusammen. Damit möchte man auf den Trend reagieren, dass immer mehr Firmen – auch wegen des Ingenieur-Mangels – auf Fachkräfte verzichten müssen. So kann das selbsterklärende System auch von Laien in Betrieb genommen werden. Insgesamt hat die Entwicklung von Saveris zwei Jahre gedauert, zwanzig Entwickler haben in dieser Zeit ständig an dem Projekt gearbeitet. „Das ist mehr als ein Drittel unserer gesamten Entwicklungsabteilung“, erklärt Amberg. Ein Großteil hat auch nach dem Produktlaunch seinen Posten dort behalten, das Produkt wird weiter kontinuierlich verbessert. „Feedbacks werden umgesetzt. Die Entwickler bleiben am Produkt.“, so Amberg.

Kopiergeschützte Technologie

Damit will man das Produkt ständig aktuell halten – und es weiter verbessern. Denn Saveris will man auf lange Sicht als Verkaufsschlager bei Testo etablieren. Angst davor, dass die Konkurrenz ein ähnliches Produkt an den Markt bringen könnte, hat der Leiter der Produktgruppe Messsysteme nicht: „Keiner hat das Know-how, ein solches System schnell und einfach zu kopieren. Auch mit Energie-Management kennt man sich anderswo nicht gut aus, die Saveris-Batterie hält auch unter harten Bedingungen mindestens drei Jahre, das schafft kaum ein anderer. Selbst, wenn es jemand schafft, werden wir gerüstet sein“, erklärt Amberg. Dass Saveris ein Erfolg wird, stehe für Ihn schon fest, denn seit der Markteinführung im April kommen täglich neue Aufträge herein. „Es liegen schon Bestellungen aus aller Welt vor“, erklärt Amberg. Beispielsweise von einem Hotel in Norwegen, wo mehrere Fühler ein Lebensmittellager samt Kühlräumen überwachen und gleichzeitig andere Fühler in den Top-Suiten Temperatur und Klimabedingungen kontrollieren. Alles das steuert eine Station – die noch dazu von Nicht-Ingenieuren bedient wird. „Das kann in dieser Qualität nur Saveris“, da ist sich Amberg sicher.

Testo Saveris – das System

Testos Saveris-System wurde für die kontinuierliche Messdatenerfassung (Messdaten- Monitoring) entwickelt. Es dient dazu, Produkte und Prozesse jederzeit zu überwachen und die Qualität von beidem auf einem konstanten Niveau zu halten. Typische Anwendungen finden sich im Lebensmittelbereich (Thema Kühlkette), rund um industrielle Prozesse (Food, Pharma und andere Industrien) sowie im Gebäudeklimabereich, bspw. für Museen. Das System lässt sich leicht in Betrieb nehmen, erfasst automatisch die Messdaten und gibt, falls Grenzwerte unter- oder überschritten werden, Alarm. Das Saveris-System besteht dabei aus den dezentral messenden und speichernden Funk- oder Ethernet-Fühlern, die in großer Zahl verwendet werden können, und der Basisstation, die mit den Fühler kommuniziert und die Daten der Fühler langfristig speichert. Durch bidirektionalen Funk stehen dabei Funkfühler und Base in gegenseitigem Kontakt. Hierdurch ist sichergestellt, dass die Kommunikation ständig überwacht ist und ungestört funktioniert. Falls die Funkverbindung durch Hindernisse unterbrochen sein sollte, wird darüber per Alarm informiert. Der Speicher im Fühler gewährleistet, dass die Messdaten bei Störung der Funkverbindung nicht verloren gehen. Ein optimiertes Batteriekonzept sorgt für lange Standzeiten des Fühlers. Im Freifeld beträgt die Funkstrecke ca. 300 m. In Gebäuden hängt die Funkstrecke stark von baulichen Gegebenheiten wie Wände, Kühlschranktüren oder Metalltüren ab. Durch den Einsatz eines Routers kann die Funkverbindung bei schwierigen baulichen Gegebenheiten verbessert bzw. verlängert werden. Die Funkfühler sind wahlweise mit oder ohne Display erhältlich. Im Display werden aktuelle Messdaten, der Batteriestatus und die Qualität der Funkverbindung angezeigt.

Auch über Ethernet

Neben den Funkfühlern sind Fühler einsetzbar, die direkt an das Ethernet angeschlossen werden. Hierdurch ist die vorhandene LAN-Infrastruktur nutzbar. Dies ermöglicht die Datenübertragung von Fühler zu Base auch über lange Strecken hinweg. Ethernetfühler sind über beliebig lange Zeiträume einsetzbar, da sie an das Stromnetz angeschlossen werden und somit unabhängig von Batterien arbeiten. Der interne Speicher garantiert, dass auch bei Ausfall des Stromnetzes oder der LAN-Verbindung die vorhandenen Messdaten nicht verloren gehen. Ein Display informiert über die aktuellen Messdaten sowie den Fühlerstatus.

Die Basisstation

Die Base ist das Herz von testo Saveris und kann unabhängig vom PC pro Messkanal 40.000 Messwerte speichern. Dies entspricht bei einer Messrate von 15 Minuten ungefähr einem Jahr Speichervermögen. Ein Notfall-Akku stellt sicher, dass bei Stromausfall ein Alarm abgesetzt wird und keinerlei vorhandene Messdaten verloren gehen. Über das Display der Saveris Base sind die aktuellen Messdaten, Systemdaten sowie Alarme sichtbar. Auch ohne laufenden PC alarmiert die Base bei Grenzwertüberschreitung durch eine LED, wahlweise per SMS und über Relaisausgang, an den ein Alarmgeber anschließbar ist. Insgesamt kann eine Base 150 Funk- und Ethernetfühler bzw. 254 Messkanäle aufnehmen. Die Saveris Base wird wahlweise über USB oder Ethernetkabel an den PC angeschlossen. Somit bietet die Saveris Base Flexibilität bei höchster Datensicherheit.

Mit Software geliefert

Die Messdaten werden von der Base an einen PC übertragen, auf dem die Saveris Software innerhalb weniger Minuten mit Hilfe eines Installations-Assistenten installiert wird. Die anfängliche System- und Fühlerkonfiguration erfolgt ebenfalls über die Software. Alle Messdaten werden in der Datenbank der Software zentral gespeichert und sind jederzeit als Tabelle oder Grafik abrufbar. Alle aufgetretenen Alarme sind als Historie tabellarisch aufgelistet. Die automatische Erstellung von PDF Berichten in definierten Zeitabständen erleichtert die Dokumentation zusätzlich. Durch die Kalenderfunktion und das Zusammenfassen von Fühlern in Gruppen gestaltet sich die Bedienung der Software einfach und intuitiv. Im Alarmfall bekommt der Nutzer wahlweise eine Nachricht per E-Mail oder ein Pop-up direkt auf den Bildschirm.

Testo baut neue Firmenzentrale

Der Sitz des Unternehmens Testo befindet sich in Lenzkirch, einer kleinen Gemeinde im Hochschwarzwald. Dort befinden sich zurzeit noch Verwaltung, Forschung und Entwicklung und die Produktion. Das wird sich aber schon bald ändern: In Titisee, der Nachbargemeinde von Lenzkirch, wird bis 2010 eine neue Firmenzentrale auf einer Fläche von 10.000 m2 errichtet. 600 neue Arbeitsplätze sollen im neuen Gebäude entstehen, dort wird der neue Hauptsitz der Verwaltung sowie die Forschungs- und Entwicklungsabteilung eine neue Heimat finden. Im „alten“ Gebäude hingegen (Einweihung des letzten Bauabschnitts war im Herbst 2007), wo heute 700 Menschen arbeiten, wird kein Mitarbeiter seine Arbeitsstelle verlieren: Dort wird man die Produktion ausbauen.Das Unternehmen strebt ein jährliches Wachstum von über 15 % an.

Testo AG, Lenzkirch
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