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Abspaltung von Bayer gibt Covestro Schwung

07.09.2015 -

Die Abspaltung von Bayer und der Börsengang könnten für die Kunststofftochter Covestro zum Befreiungsschlag werden. Der ehemalige Geschäftsbereich muss künftig nicht mehr im Schatten der erfolgreichen Gesundheitssparte und der Agrarchemie bei der Konzernmutter um Investitionen buhlen und steht dann selbst im Rampenlicht. Bereits im Oktober könnte Covestro sein Börsendebut geben. Die Chancen für einen Aufstieg in die erste Börsenliga, den Dax, stehen gut.

"Bei Covestro wird es bestimmt einiges an Dynamik freisetzen, wenn es auf eigenen Beinen steht", erwartet Chemieanalyst Lars Hettche vom Bankhaus Metzler. Da Pharma bei Bayer an erster Stelle stehe, sei die Kunststofftochter immer etwas stiefmütterlich behandelt worden. Als eigenständiges Unternehmen sei Covestro flexibler und könne am Kapitalmarkt Geld für weitere Investitionen aufnehmen. "Das ist schon eine deutliche Verbesserung", urteilt Ulrich Huwald von MM Warburg.

Bayer hatte bislang als einer der letzten europäischen Pharmakonzerne an seinen Wurzeln in der Chemieindustrie festgehalten. Über eine Trennung von der bis vor kurzem unter dem Namen MaterialScience bekannten Kunststoffsparte war zwar seit Jahren spekuliert worden, aber erst vor einem Jahr hatte Konzernchef Marijn Dekkers den Börsengang tatsächlich dann auch angekündigt.

Bayers Kunststofftochter fertigt mit weltweit mehr als 16.000 Mitarbeitern die chemischen Vorprodukte etwa für Isolationsmaterial, Schaumstoff für Matratzen oder Autositze, leichte Bauteile für Fahrzeuge oder lösungsmittelfreie Lacke. Das Unternehmen leidet schon seit einiger Zeit unter der zunehmenden Konkurrenz aus Asien, etwa durch das chinesische Chemieunternehmen Wanhua Chemical, die weltweite Nummer zwei beim Kunststoff-Vorprodukt MDI nach Covestro. Lange verdiente Covestro ihre Kapitalkosten nicht, ein Ziel, das 2015 erstmals seit fünf Jahren wieder erreicht werden soll.

Offen ist zwar noch, wieviel von seinen gut 21 Mrd. EUR Schulden Bayer Covestro als "Mitgift" aufbürden wird. Zu hoch dürfen diese aber nicht sein, wenn Bayer das angestrebte Investmentgrade Rating für die Tochter erreichen will. Die Ausgangssituation, aus der Covestro an der Börse startet, ist zumindest anders als vor gut zehn Jahren bei Lanxess, deutlich einfacher. Damals hatte Bayer die meisten der Chemie- und etwa ein Drittel der Kunststoffaktivitäten ausgegliedert. "Bei Lanxess hat man die zyklischen und schwierigen Teile separat gelistet, um den Konglomerat Bayer etwas Ballast abzunehmen", sagte Analyst Huwald. Zu Beginn als "Bayers Resterampe" oder "Crap Co" verspottet, schaffte Lanxess gemessen an den bescheidenen Erwartungen eine erfolgreiche Sanierung.

Bei Covestro trägt der von Bayer-Chef Dekkers verordnete Sparkurs bereits Früchte, das Unternehmen profitiert zudem von den gesunkenen Rohstoffpreisen. "Grundsätzlich ist Covestro gut positioniert innerhalb einer wettbewerbsintensiven Industrie", sagt Fondsmanager Christopher Schaefer von Union Investment. "In diesem Jahr gibt es eine deutlich verbesserte Lage bei Angebot und Nachfrage. Daher macht es jetzt auch Sinn für Bayer, die Kunststofftochter abzuspalten."

Mit einer operativen Umsatzrendite von fast 16% (Vorjahr: 9,4%) im zweiten Quartal ist Covestro deutlich rentabler als noch vor einem Jahr. Analysten warnen aber, dass dies nicht nachhaltig sein dürfte. "Dafür ist das Geschäft zu zyklisch. Wenn es Überkapazitäten am Markt gibt, kann es deutliche Gewinnrückgänge geben, daran wird sich nichts ändern", sagt Branchenexperte Hettche von Metzler. "In Aufschwungphasen verdient man wiederum sehr gut mit zyklischen Geschäften, die Ausschläge sind stärker, damit muss man rechnen."

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