Strategie & Management

Alarm auf Knopfdruck: Kernkraftwerke üben den Störfall

29.03.2011 -

Das Personal deutscher Kernkraftwerke trainiert in einem bundesweiten Simulatorzentrum der deutschen Kernkraftwerksbetreiber in Essen.

Klemmende Ventile, abgerissene Leitungen, Druckverlust - für solche Szenarien wird das deutsche Kernkraftwerkspersonal trainiert. Die Reaktorfahrer üben in einem bundesweiten Simulatorzentrum der deutschen Kernkraftwerksbetreiber in Essen - und haben die Bilder von Fukushima dabei im Kopf.

Schichtführer Ulrich Kastner drückt der Reaktorfahrer den Roten Knopf: Schnellabschaltung des Kernkraftwerks aus Volllast. Keine Alarmsirene wie im Hollywood-Film, aber plötzlich blinken rote, grüne und durchsichtige Lampen auf dem etwa zehn Meter langen Steuerpult. Die Digitalanzeige mit der Kraftwerksleistung läuft rasend schnell rückwärts - von 1.300 MW auf Null. Nach wenigen Sekunden steht der Block des bayerischen Kraftwerks Gundremmingen - zumindest in der Simulation.

13 Leitstände von Atomkraftwerken wie der des Kernkraftwerks Gundremmingen (Foto) sind hier originalgetreu nachgebaut worden. Zweimal im Jahr müssen die Leitstellen-Teams der deutschen Atomkraftwerke eine Woche lang ihre Kenntnisse auffrischen. Nur so behalten sie ihre Lizenz. Das geht vom Normalbetrieb mit dem regulären An- und Abfahren der Anlage bis zu kniffligen Fehlern und der Schnellabschaltung im Störfall. „Ich kann hier jeden Regler und jedes Ventil stören", sagt Ausbilder Klaus Talleur. „Das Team muss dann erst mal den komplexen Fehler eingrenzen - und dabei ruhigbleiben."

Bei dem Training ist nicht nur die Technik entscheidend, sondern auch die Zusammenarbeit im Team. Im Ernstfall kann die interne „Chemie" lebenswichtig sein. Zum realistischen Training gehören Übungsschichten bis Mitternacht. Die Katastrophe von Fukushima sei dabei natürlich in den Köpfen aller Mitarbeiter, sagt Gundremmingen-Schichtführer Kastner.

Ein schweres Erdbeben, dann ein Tsunami und danach ein tagelanger Ausfall der Energieversorgung mit drohender Kernschmelze wie in Japan - solche Gefahren sieht Kastner für deutsche Kraftwerke aber nicht. In Gundremmingen etwa sind die Stromnetze für die Kühlung dreifach vorhanden, außerdem stehen für jeden Block sechs Dieselnotstromaggregate bereit, zählt Kastner auf. Ein einziges reicht aus. Wenn alle Stricke reißen, gibt es noch eine mobile Pumpe mit eigener Energieversorgung, die Kühlwasser aus der Donau ziehen würde. Erdbeben wie in Japan sind nach aller statistischen Wahrscheinlichkeit in Deutschland ausgeschlossen.

Und dennoch: Fehler können immer passieren und sich zu Fehlerketten addieren. Komplette Risikofreiheit ist schon theoretisch kaum möglich. „Man muss entscheiden, wie weit man die Eintrittswahrscheinlichkeit von Ereignissen unterstellt", sagt der Schulungsleiter des Simulatorzentrums, Jochen Kruip. Genau das gehört zu den Themen, über die die Politik und die Atombranche bei dem dreimonatigen Moratorium nachdenken. Sollten die Rahmenbedingungen für Atomkraftwerke Richtung „Null Risiko" verändert werden, würde dies auch alle Schulungsinhalte beeinflussen, sagt Kruip.

 

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