Strategie & Management

Alle Wasserdienstleistungen aus einer Hand

Evides-Modell bietet Chancen für die Wasserwirtschaft und die Chemische Industrie

10.12.2010 - Anders als in vielen Europäischen Ländern ist in den Niederlanden die gesamte kommunale Wasserver- und -entsorgung in öffentlicher Hand. Ein Kabinettsbeschluss aus dem Jahr 2000 schreibt den öffentlich-rechtlichen Charakter der Wasserversorgung in den Niederlanden vor.

Die niederländischen Unternehmen in der Wasserwirtschaft sind überwiegend öffentliche Unternehmen mit privater Rechtsform. Mitte der 1970er Jahre hatte die niederländische Regierung einen Konzentrationsprozess im Wassersektor initiiert, indem bestimmte Vorgaben zur Größe und Wirtschaftlichkeit von Unternehmen gemacht wurden. Dadurch verringerte sich die Anzahl von über 100 auf gegenwärtig 10 Unternehmen.

Die großen Wasserversorger wie z.B. Evides beliefern in ihren Versorgungsgebieten jeweils mehr als eine Millionen Endkunden mit Wasser, unterhalten ausgedehnte Infrastrukturen an Gewinnungsanlagen und Rohrnetzwerken und sind zudem Wasserlieferanten der ansässigen Industriebetriebe. Das reichhaltige Know-how, die entsprechende Größe der Wasserfirmen und der direkte Kundenzugang ermöglichten es ein eigenständiges Industriekundengeschäft zu etablieren und so ausländischer Konkurrenz zu begegnen.

Chemie im Fokus
Als Wasserversorger der Provinz Zeeland und der Stadt Rotterdam, die den zweitgrößten Hafen der Welt beheimatet und zugleich einer der größten Chemiestandorte in Europa ist, wurden bei Evides schon früh die Potenziale eines eigenen Industriekundengeschäfts entdeckt und konsequent weiterentwickelt. Mit seiner Tochter Evides Industriewasser versorgt der Betrieb inzwischen einen Großteil der chemischen und petrochemischen Industrie im Hafen von Rotterdam sowie in den Industriezentren Vlissingen, Terneuzen und Delfzijl. Das Geschäftsmodell beruht dabei auf den beiden Säulen „technologische Innovation" und „vertrauensvolle Kooperation". In langfristigen Verträgen werden unterschiedlichste Ver- und Entsorgungslösungen angeboten. Evides tritt hierbei nicht nur als Versorger auf sondern auch als Projektentwickler, dem das Design und die Planung, der Bau der Anlagen sowie deren Finanzierung und der anschließende Betrieb obliegen (DBFO-Verträge - Design, Build, Finance & Operate).
Anlagen wie die zentrale VE-Wasserversorgung im Hafen von Rotterdam oder die Industriekläranlagen von Vlissingen oder Delfzijl wie auch die Anlage auf dem Flughafen von Amsterdam Schiphol wurden mit vielen unterschiedlichen Nutzern als Projekte entwickelt und werden mit eigenem Personal betrieben. Daneben existiert aber auch eine Vielzahl von eigens dazu von Evides entworfen Einzelanlagen bei Kunden wie Dow Chemical, Shell, BASF, Yara oder DuPont bei denen jeweils Prozesswasser und demineralisiertes Wasser nach den Wünschen der Kunden produziert wird.
Zusätzlich zur Produktion von hochreinen Kesselspeisewässern und Prozesswässern aller Art sowie der Abwasserreinigung entwickelt sich der Bereich der Abwasserwiederverwendung zunehmend zu einem interessanten Geschäftsfeld. Erst kürzlich erfolgte die Inbetriebnahme eines Membranbioreaktors in Terneuzen, dessen Ausbeute von 400 m³ gereinigten Abwassers pro Stunde zur Produktion von VE Wasser genutzt wird welches an Dow Chemical geliefert wird. Darüber hinaus sind zurzeit Pilotanlagen in China, Belgien und den Niederlanden in Betrieb, um das potential dieser Technologie an weiteren Standorten zu erörtern und das Design von Full-Scale-Anlagen vorzubereiten.

Allianzen in den Niederlanden
Ausgehend von seiner Stärke im Industriewassergeschäft entwickelt Evides sein Geschäftsmodell auch außerhalb seines eigenen Versorgungsgebietes weiter. In den Niederlanden wurden hierzu mit anderen Wasserversorgern Allianzen geschlossen und entsprechend Joint Ventures (JV) gegründet. Im Osten kooperiert Evides mit dem größten niederländischen Wasserversorger Vitens im JV Evident. Neben der Entwicklung des Industriegeschäfts verbindet diese beiden Firmen zudem ihr entwicklungspolitisches Engagement welches unter dem Namen „Water for Life" mit Wasserversorgern in weniger entwickelten Gebieten der Erde (z.B. Vietnam, Philippinen, Malawi, Mozambique und Ghana) einen Know-how-Transfer organisiert. Relativ neu ist die Zusammenarbeit mit dem Wasserbetrieb der Provinz Limburg, welche als Evilim die Industriekunden im südlichen Teil Hollands anspricht. Vor allem aber im Norden von Holland konnten im JV North Water bereits viele erfolgreiche Projekte umgesetzt werden.

Starker Norden
Die Beteiligten dieser „Nord Allianz", die Wasserbetriebe von Groningen und Drenthe sowie Evides Industriewasser, konnten in der Vergangenheit mehrere große Ver- und Entsorgungsprojekte realisieren, die alle nach dem DBFO-Prinzip umgesetzt wurden.
Neben einer zentralen Industriekläranlage im Hafen von Delfzijl, in der stark salzhaltige Abwässer der dort ansässigen chemischen Industrie biologisch gereinigt werden, gehören hierzu viele Wasseraufbereitungsanlagen für die Industrie, in denen Wasser entsprechend der Kundenspezifikationen bereitgestellt wird. Dazu zählen speziell aufbereitete Prozesswässer für Akzo und Nedmag, die der Salzgewinnung dienen, die Prozesswasserproduktionen für den Stärkeproduzenten Avebe in Trinkwasserqualität, die VE-Wasserproduktion für Nuon und den japanischen Chemiekonzern Kisuma und nicht zuletzt die Planung der Wasserver- und Entsorgungsstrukturen für das Gebiet Eemshaven. Die Partner von North Water beabsichtigen zukünftig diese Zusammenarbeit auch in Deutschlands nördlichen Bundesländern fortzusetzen und hier gemeinsam Projekte zu entwickeln.

Synergien nutzen
Viele Vorteile einer solchen Zusammenarbeit liegen auf der Hand. Der lokale Versorger verfügt nicht nur über den direkten Zugang zu den Wasserressourcen sondern kennt in der Regel die Anforderungen seiner Kunden durch die langjährigen gewachsenen Beziehungen.
Wasserversorger verfügen darüber hinaus über gut ausgebildetes Personal und sind äußerst erfahren im Betreiben von Infrastrukturen. Zudem ist durch ihre Präsenz in der Fläche ein schneller und effektiver Kundendienst gewährleistet. Evides Industriewasser kann auf eine große Anzahl von Referenzen zurückgreifen und besitzt eine große Erfahrung in der Aufbereitung unterschiedlichster Wässer für industrielle Zwecke nach den Bedürfnissen der Petrochemischen Industrie. Aufgrund eines umfangreichen Engagements in den Forschungseinrichtungen und Universitäten von Wetsus und Delft, kann Evides innovative Lösungen auf dem allerneuesten Stand der Technik anbieten. Viele der errichteten und betriebenen Anlagen können als Weiterentwicklung gängiger State-of-the-Art-Technologien betrachtet werden. Darüber hinaus existieren inzwischen viele Jahre Erfahrung mit DBFO-Verträgen sowohl für einzelne Kunden als auch für Multi-User-Standorte in Chemieparks. Somit garantiert die Zusammenarbeit zwischen den Wasserversorgern und dem Industriewasserspezialisten den Kunden ein hohes Maß an Versorgungssicherheit und den Zugang zu neuester Technologie auf der Grundlage starker Referenzen.

Wachstum über Grenzen
Bereits seit 2003 betreibt Evides Industriewasser im Norden Deutschlands eine Prozesswasseraufbereitungsanlage in der aus Elbewasser 800 m³ VE-Wasser in der Stunde produziert werden. Dieses Wasser dient der Versorgung des Standortes von Dow Chemical in Stade. Seit zwei Jahren spricht der Wasserspezialist nun gezielt Kunden in Deutschland an und bietet seine Services in Form von DBFO Verträgen an. Für die zukünftige Entwicklung setzt Evides auf seine positiven Erfahrungen aus den Niederlanden uns sucht das Gespräch mit den lokalen und regionalen Wasserversorgern und Wasserverbänden. So sollen auch hier in Zukunft starke Partnerschaften entstehen, und die augenscheinlichen Synergien zum Vorteil gemeinsamer Kunden gehoben werden. Gerade die Kooperation mit den Wasserbetrieben von Groningen bietet hier Anknüpfungspunkte, da diese über viele Kontakte in der Grenzregion verfügen.
Eine Allianz zwischen Evides Industriewasser und einem regionalen oder lokalen Wasserversorger bietet letzteren eine gute Option ihr Geschäftsfeld zu erweitern und Wachstum in ansonsten stagnierenden Märkten zu erzielen. Den Industriebetrieben vor Ort eröffnet es die Chance, alle Wasserdienstleistungen aus einer Hand zu beziehen und hierbei sowohl von den Stärken einer lokalen Präsenz als auch von der Kompetenz eines etablierten und anerkannten Industriewasserspezialisten zu profitieren.
Neben dem Deutschen Markt ist Evides auch in Belgien, am Golf von Arabien sowie in China aktiv. Hier wurde zuletzt eine eigene Verkaufsrepräsentanz eröffnet und die ersten Pilotanlagen zur VE-Produktion aus Abwasser wurden in Betrieb genommen.

Kontakt

Evides Industriewater Deutschland GmbH

Harburger Str. 97
21680 Stade
Deutschland

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