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Arbeit der Zukunft

BAVC und IG BCE starten Dialog WORK@industry 4.0

03.11.2016 -

Große Entwicklungen werfen ihre Schatten voraus: Und wer würde bezweifeln, dass die Digitalisierung einer der Veränderungstreiber unserer Zeit ist? Es hat sich weithin herumgesprochen, dass in zentralen Bereichen des uns vertrauten Lebens – auch des Arbeitslebens – kein Stein auf dem anderen bleibt. Alles wird „4.0“: Industrie 4.0, Medizin 4.0, Landwirtschaft 4.0, Arbeiten 4.0.

Oder übertreibt hier jemand? BAVC und IG BCE wollten es genauer wissen. Im Oktober richteten sie eine gemeinsame Fachtagung zum Thema Arbeiten 4.0 aus, die zugleich Startschuss für den Dialogprozess „WORK@industry 4.0“ der Chemie-Sozialpartner war. Um es gleich vorwegzunehmen: Auch wenn die Verwendung des Etiketts „4.0“ ein Hype ist, sind es die dahinter liegenden Phänomene noch lange nicht. Die Digitalisierung verändert nicht nur unser aller Kommunikationsverhalten, soziale Beziehungen und Öffentlichkeit, sondern auch unsere hergebrachten Vorstellungen von der Arbeitswelt.

Gestaltungsauftrag für die Sozialpartner
Das machten die Spitzen von BAVC und IG BCE gleich zu Beginn der Veranstaltung deutlich. BAVC-Präsidentin Margret Suckale illustrierte anhand von „Olympia Monica“, dem Schreibmaschinenmodell ihrer Studienzeit, wie rasant und tiefgreifend sich Technik und Gesellschaft innerhalb kurzer Zeit entwickelt haben. Auch die Chemie sei diesem Wandel unterworfen. Häufig zu Unrecht in die Schublade „old economy“ geschoben, sei die Branche ein Innovationssektor mit hohem F&E-Engagement. Es gelte, die Digitalisierung als Chance zu begreifen und die Arbeitswelt geordnet, aber nicht überreguliert an aktuelle Entwicklungen anzupassen. Innovationen und neue Arbeitsmodelle bräuchten ausreichend Freiraum, um sich gewinnbringend für alle zu entfalten. Der Vorsitzende der IG BCE, Michael Vassiliadis, konzentrierte sich auf das Thema Qualifizierung der Beschäftigten. In der digitalen Arbeitswelt seien »Investitionen in die Menschen« nötiger denn je. Auch er sah in der Arbeit der Zukunft primär eine Gestaltungsaufgabe von Politik und Sozialpartnern.

Nahles: Neuer „Flexibilitätskompromiss“ notwendig
Die Sozialpartner befanden sich damit in guter Gesellschaft. Denn auch die Bundesministerin für Arbeit und Soziales, Andrea Nahles, erwartet eine neue, veränderte Arbeitswelt. Sie freute sich darüber, dass die Chemie-Sozialpartner, anders als andere Branchen, sich gemeinsam des Themas annähmen. Die Chemie habe hier „mal wieder die Nase vorn“. Für BAVC und IG BCE hatte sie drei Botschaften im Gepäck: 1. Datenschutz müsse in der digitalen Arbeitswelt auch und vor allem als „Beschäftigten-Datenschutz“ behandelt werden. Hier sei nicht nur der Gesetzgeber gefragt, sondern besonders die Sozialpartner. 2. Beim Thema Arbeitszeit ließ sie die Bereitschaft für einen „neuen Flexibilitätskompromiss“ zwischen den Interessen der Beschäftigten und denen der Unternehmen erkennen. Es gelte, hergebrachte Regeln und Gewohnheiten auf den Prüfstand zu stellen, ohne die legitimen Schutzbedürfnisse der Arbeitnehmer außen vor zu lassen. 3. Weiterbildung werde noch wichtiger – hier müssten sich Beschäftigte und Unternehmen gleichermaßen engagieren. Nahles nahm bei der Arbeit der Zukunft besonders die Führungskräfte in die Pflicht: Eine moderne und stärker digitalisierte Arbeitsorganisation könne nur gelingen, wenn eine entsprechende Führungskultur herrsche.

Arbeiten 4.0 – Mehr Chancen als Risiken
Im Anschluss zeichnete Wilhelm Bauer, Professor an der Universität Stuttgart und Leiter des Fraunhofer IAO, ein herausforderndes, aber optimistisches Bild von der digitalisierten Arbeitswelt. Mit Blick auf die chemische Industrie verwies er auf erste Ergebnisse einer Studie im Auftrag der baden-württembergischen Chemie-Sozialpartner. Hiernach werde in den nächsten fünf Jahren die Digitalisierung und Vernetzung in der Branche deutlich zunehmen. Dies böte für einen Großteil der Beschäftigten aber mehr Chancen als Risiken. Insgesamt, so Bauer, werde für Beschäftigte die Fähigkeit der „Komplexitätsbeherrschung“ zu einem „zentralen Faktor der Jobsicherung“. Notwendig sei vor diesem Hintergrund „eine Aus- und Weiterbildungsoffensive“.

Dieser und weitere Aspekte wurden in einer Podiumsdiskussion mit Sozialpartnern und Unternehmensvertretern aufgegriffen. Auch hier kristallisierte sich das Thema Führungskultur als Schlüsselfaktor für unterschiedliche Herausforderungen wie Arbeitszeitgestaltung, Weiterbildung und Gesundheit heraus. Die Themen „Aus- und Weiterbildung“, „Zeit- und ortsflexibles Arbeiten“ sowie „Gutes und gesundes Arbeiten“ wurden in parallel stattfindenden Foren weiter vertieft. Sie stellen drei zentrale Bereiche der Arbeitswelt dar, in denen von tiefgreifenden Veränderungen infolge der Digitalisierung ausgegangen werden muss.

Dialog der Sozialpartner
Die drei Foren der Fachtagung bilden zugleich die Schwerpunkte des Dialogprozesses, der Anfang kommenden Jahres auf Fachebene aufgenommen wird. BAVC und IG BCE haben sich darauf verständigt, paritätische Arbeitsgruppen zu diesen Themenfeldern einzusetzen, die ihrerseits Workshops zu spezifischen Fragestellungen durchführen werden. Eine Steuerungsgruppe der Sozialpartner wird die Arbeit der Expertengremien koordinieren, den Gesamtprozess steuern und eigene thematische Impulse setzen. Ziel des strukturierten Dialogs: die Entwicklung gemeinsamer Antworten auf Fragen der sich digitalisierenden Arbeitswelt in der Chemie-Branche.

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