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Begeisterung für Chemie

BASF-Chef Dr. Jürgen Hambrecht setzt sich für die Chemie als Wissenschaft und Wirtschaftszweig ein

29.03.2011 -

Dr. Jürgen Hambrecht ist seit 2003 Vorstandsvorsitzender der BASF. Bei der Hauptversammlung am 6. Mai übergibt er das Amt an seinen Nachfolger Dr. Kurt Bock. Jürgen Hambrecht hat die BASF in den vergangenen acht Jahren geprägt und das Konzernportfolio aktiv gemanagt. Unter seiner Regie erwarb die BASF u.a. die Firmen Engelhard, Ciba und Cognis sowie weitere Spezialchemiegeschäfte von anderen Unternehmen. Der weltweit führende Chemiekonzern hat im abgelaufenen Geschäftsjahr bei Umsatz und Ergebnis Spitzenwerte erzielt und erwirtschaftete 2010 fast 64 Mrd. €.

Hambrecht vertritt aber nicht nur die Interessen seines Unternehmens, sondern setzt sich als promovierter Chemiker mit großer Leidenschaft für die Belange der Chemie als Wissenschaft und Wirtschaftszweig ein. Insbesondere von den zahlreichen Aktivitäten der BASF und der gesamten Branche im Internationalen Jahr der Chemie 2011 erhofft er sich einen weiteren Imagegewinn für die Chemie in der öffentlichen Wahrnehmung.

Dr. Michael Reubold befragte Dr. Jürgen Hambrecht zu den Chancen, aber auch den Herausforderungen für die Chemie im Jahr 2011 und darüber hinaus.

CHEManager: Herr Dr. Hambrecht, 2011 ist das Internationale Jahr der Chemie. Sehen Sie die Bedeutung der Wissenschaft Chemie und des Wirtschaftszweigs Chemie heute von der Öffentlichkeit angemessen gewürdigt?

Dr. Jürgen Hambrecht: Die Branche ist stark ins Jahr der Chemie gestartet und bleibt auf Wachstumskurs. 2010 hat sie in Deutschland einen Umsatz von über 170 Mrd. € erwirtschaftet, für das laufende Jahr erwarten wir ein Produktionsplus von 2,5 %. Über 400.000 Menschen arbeiten in der Chemie. Als Schlüsselbranche beliefert sie fast alle anderen Industrien. Chemieprodukte helfen unter anderem, Energie zu sparen, Rohstoffe zu schonen und unseren Lebensstandard zu erhalten. Chemie schafft Innovationen, um die Herausforderungen von morgen zu meistern. Ich denke schon, dass mittlerweile viele Menschen unsere Begeisterung für Chemie teilen, aber es könnten ruhig noch ein paar mehr werden.

Welche Erwartungen knüpfen Sie als Chemiker und BASF-Chef an das das Internationale Jahr der Chemie 2011?

Dr. Jürgen Hambrecht: Als „The Chemical Company" und globale Nummer Eins der Branche unterstützt die BASF natürlich das Internationale Jahr der Chemie auf vielfältige Weise. Zum Beispiel bieten wir für Kinder und Jugendliche weltweit das Experimentierprogramm „Wasser liebt Chemie" an. In unseren Schülerlaboren oder in Kooperation mit Schulen und Museen können sie die Chemie ganz praktisch kennen lernen. Hinzu kommen Ausstellungen und Veranstaltungen zur Chemie zusammen mit Schulen und Museen. Wir möchten vor allen Dingen jungen Menschen die Bedeutung von Chemie für unser tägliches Leben vermitteln. Wenn das gelingt, dann wird 2011 ein erfolgreiches Jahr der Chemie.

Seit 2004 führt die BASF den Namenszusatz «The Chemical Company». «Green Chemistry» ist in der öffentlichen Wahrnehmung heute kein Widerspruch mehr. Wie hat sich während Ihrer Amtszeit als Vorstandsvorsitzender das Image der Chemischen Industrie gewandelt?

Dr. Jürgen Hambrecht: Es freut mich, dass die Chemie in der öffentlichen Wahrnehmung einen immer besseren Ruf genießt. Der Begriff „Green Chemistry" greift aus meiner Sicht aber zu kurz. Wir bei der BASF richten unsere gesamten Aktivitäten am Leitbild der nachhaltigen Entwicklung aus. Und das heißt, ökonomischen Erfolg mit dem Schutz der Umwelt und sozialer Verantwortung in Einklang zu bringen. Das ist sehr viel umfassender.

Unsere Kunden schätzen das sehr! Wir entwickeln Produkte, die ihnen helfen, Energie und Rohstoffe zu sparen und dadurch noch erfolgreicher zu werden. Unsere eigenen Produktionsverfahren gestalten wir so, dass sie so energie- und ressourceneffizient wie möglich sind und dabei Mensch und Umwelt schonen. In unserer Forschung suchen wir nach Lösungen, um den Herausforderungen von morgen zu begegnen.

Das gesellschaftliche und wirtschaftliche Umfeld, in dem Chemieunternehmen agieren, wandelt sich in einem rasanten Tempo. Was sind die größten Herausforderungen, die die Chemische Industrie in den nächsten Jahren und Jahrzehnten meistern muss?

Dr. Jürgen Hambrecht: Entwicklungen werden immer weniger vorhersagbar. Die Naturkatastrophe in Japan und ihre fast unvorstellbaren, leidvollen Folgen für viele Menschen dort machen dies deutlich. Die Weltwirtschaft wird zudem immer volatiler. Unternehmen wie die BASF müssen deshalb noch flexibler und schneller handeln. In Zukunft nimmt die Bedeutung der Megatrends noch weiter zu: eine wachsende Weltbevölkerung, die mehr Nahrung, sauberes Wasser und Gesundheitsversorgung braucht, der Bedarf an Energie und Ressourcen nimmt zu. Damit einhergehende Klima- und Umweltprobleme können wir nur durch Innovationen lösen. Und dafür ist die Chemie ein starker Motor.

Wie heißt das z.B. für die BASF?

Dr. Jürgen Hambrecht: Von den knapp 1,5 Mrd. €, die BASF 2010 in Forschung und Entwicklung investiert hat, gingen wesentliche Teile in Projekte, die sich mit den Megatrends beschäftigen. Beispiel Energiemanagement: Wir forschen an neuen Batteriesystemen, um z.B. Elektroautos zu ermöglichen oder die Nutzung erneuerbarer Energien, denn beides geht nur mit leistungsstarken Speichern. Beispiel Ernährung: Wir arbeiten in der Pflanzenbiotechnologie daran, Pflanzen resistent gegen Trockenheit und zugleich ertragreicher zu machen. Beispiel Bausektor: Dämmstoffe und innovative Bauchemie machen heute schon das Bauen und Wohnen erheblich energieeffizienter und damit klimaverträglicher.

Was muss die Politik tun, um langfristig wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen für die Chemieunternehmen am Standort Deutschland zu schaffen?

Dr. Jürgen Hambrecht: Ich wünsche mir, dass die Regierung an die Arbeitsplätze von morgen denkt und das Industrieland Deutschland fördert. Jedes Vorhaben sollte danach bewertet werden, ob es uns diesem Ziel näher bringt. Deutschland hat einen großen Wettbewerbsvorteil: die Industrie. Andere Länder in der EU beneiden uns um unseren industriellen Kern. Diesen Vorteil müssen wir ausbauen.

Außerdem muss Deutschland Innovationsmotor bleiben! Wir müssen unsere Kräfte bündeln und konsequent auf die einzige Chance ausrichten, die wir haben: Nämlich innovativer als unsere Wettbewerber zu sein. Deutschland kann sich im Wettbewerb nur behaupten, wenn es die besseren Ideen hat. Deshalb muss auch in Zeiten leerer Kassen Geld da sein für Investitionen in Forschung und Bildung. Wir müssen in Köpfe investieren. Vor allem aber wünsche ich mir, dass sich die Politik ausdrücklich zu neuen Technologien bekennt. 

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