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Chemiedienstleister: BIS mit neuer Organisation

09.09.2011 -

Chemiedienstleister: BIS mit neuer Organisation

Bayer Industry Services (BIS) hat den Wandel von der konzerninternen zentralen Werksverwaltung hin zum Chemiepark- Manager nahezu abgeschlossen. Als Dienstleister betreibt das Unternehmen mit rund 5.000 Mitarbeitern die drei Standorte Leverkusen, Dormagen und Krefeld-Uerdingen. Das Unternehmen, ein Joint Venture von Bayer und Lanxess, hat ein umfassendes Strategieprojekt gestartet, das derzeit umgesetzt wird. Mit einem neuen Markenauftritt soll dieser Wandel im Herbst auch nach außen hin sichtbar gemacht werden. Gegenüber CHEManager erläutert BIS-Geschäftsführer Dr. Klaus Schäfer das bisher Erreichte und die noch ausstehenden Schritte.

 

CHEManager: Herr Dr. Schäfer, der künftige neue Markenauftritt der BIS soll ein deutliches Signal werden für den Wandel, in dem sich das Unternehmen befindet. Was hat sich seit dem Beginn des Strategieprojekts vor eineinhalb Jahren verändert, und welche Aufgaben stehen noch bevor?

 

Dr. Klaus Schäfer: Vier wesentliche Punkte gehören dazu: Wir haben mit dem Strategieprojekt auf die geänderten Rahmenbedingungen in unserer Branche reagiert. Wir waren nicht in allen Bereichen mit unseren Kostenstrukturen auf Marktniveau. Das gelingt uns jetzt mit unserem neuen unternehmensbezogenen Tarifvertrag – insbesondere in den personalintensiven Bereichen. Ein weiterer wichtiger Schritt ist die Vereinfachung unserer Prozesse und die Verschlankung unserer Strukturen. Beides findet in unserer Neuorganisation seinen sinnvollen Ausdruck. Drittens: Wir haben ein umfangreiches Effizienzprogramm gestartet. Und als letztes werden wir im Herbst mit einer neuen Marke auftreten und unsere Identität sowohl nach außen als auch in Richtung unserer eigenen Mitarbeiter als eigenständiger Dienstleister schärfen. Vor uns liegt nun, das Neue im Sinne unserer Kunden zu leben und ihre Zufriedenheit weiter zu steigern.

 

CHEManager: Die BIS ist vor vier Jahren entstanden und damit einer der jüngeren Industrieparkbetreiber auf dem überschaubaren Feld. In dieser Zeit hat sich der Markt rasant entwickelt und die Marktbedingungen haben sich verändert. Was waren die Hauptprobleme der BIS, was die Kritikpunkte Ihrer Kunden, die Sie durch das Strategieprojekt zu lösen versuchen?

 

Dr. Klaus Schäfer: Mir ist zunächst wichtig, dass wir als Chemieparkbetreiber und nicht nur als Industrieparkbetreiber gesehen werden. Zwar siedeln sich bei uns auch Industrie- oder Logistikunternehmen an, aber unsere Infrastruktur, das heißt Ver- und besonders die Entsorgungssysteme, sind auf die höheren Anforderungen der Chemie zugeschnitten. Daher liegt unser Hauptaugenmerk weiterhin auf Kunden und Investoren aus der chemischen Industrie. Unser Hauptproblem waren in einigen Bereichen nicht wettbewerbsfähige Kosten und damit Preise – nochmals: vor allem in den personalintensiven Dienstleistungen. Dem begegnen wir durch den unternehmensbezogenen Tarifvertrag und zahlreichen Effizienzsteigerungen, die unsere Kostenstrukturen erheblich verbessern. Außerdem waren wir als ehemaliger Zentralbereich eines Großkonzerns in Teilen zu langsam und unflexibel. Dies haben wir durch unsere Neuorganisation erheblich verbessert.

 

CHEManager: Welches waren die Hauptprinzipien, die für die am 1. Juli in Kraft getretene Neuorganisation berücksichtigt werden sollten?

 

Dr. Klaus Schäfer: Beispielsweise haben wir die Geschäftsfelder neu zusammengestellt und so die Zahl der Schnittstellen erheblich reduziert. Dies ist einhergegangen mit der Streichung von rund einem Drittel der Führungspositionen, die Zahl der Geschäftsfelder ist von neun auf fünf gesunken. Ebenso haben wir unsere Basisprozesse und -systeme vereinheitlicht, um nur einige der zahlreichen Maßnahmen zu nennen. Über allem stand die Devise: schneller, schlanker, effizienter. Mit dem Bayer Chemiepark betreibt BIS den größten deutschen Chemiepark.

 

CHEManager: In unserem letzten Interview vor Jahresfrist sagten Sie, dass Größe in Ihrem Fall ein Vorteil sei. Mit welchen neuen Strukturen wollen Sie diese Größe künftig besser zu Ihrem Vorteil nutzen?

 

Dr. Klaus Schäfer: Wir betrachten unsere drei Standorte Leverkusen, Dormagen und Krefeld- Uerdingen wie einen und sind auch organisatorisch so aufgestellt. Das schafft Synergien. Die Vorteile aus der Größe des Chemieparks ergeben sich dabei z. B. beim Einkauf und der ständigen Bezugsoptimierung von Energien wie Gas, Strom und Kohle. Das würde ein einzelner Standort so nicht erreichen. Oder unser Anlagenverbund in der Entsorgung – hier ermöglicht uns die Größe umfassende Handlungsfreiräume – ebenso wie in der zentralen Logistik, um nur einige Vorteile zu nennen. Diese Economy of scale nutzen wir zum Vorteil unserer Kunden. Die Reduzierung von neun auf fünf Geschäftsfelder wird auch dadurch erreicht, dass die Technischen Dienste zum 1. Januar 2008 unter dem Namen Tectrion in eine GmbH überführt und als 100%ige Tochter ausgegliedert werden.

 

CHEManager: Welche Überlegungen liegen diesem Schritt zugrunde?

 

Dr. Klaus Schäfer: Die Ausgliederung der Technischen Dienste in eine GmbH zum 1. Januar 2008 bietet die Chance, diesen Bereich für die speziellen Bedürfnisse des Instandhaltungsmarktes aufzustellen. In einem eigenständigen Geschäft hat die künftige Tectrion mehr Freiraum und Flexibilität und kann sich deutlich besser entwickeln. Der neue Tarifvertrag ist die Basis für eine solche Lösung innerhalb des BISKonzerns, in dem die Entgeltstrukturen dem Marktniveau angepasst werden. Beides sind notwendige Voraussetzungen, um im Wettbewerb bestehen zu können.

 

CHEManager: Im vergangenen Jahr übertraf der Umsatz der BIS die Erwartungen. Welchen Anteil daran führen Sie auf die seit letztem Jahr auf Hochtouren laufende Chemiekonjunktur zurück und wieviel tragen bereits greifende Veränderungen Ihrer Strukturen dazu bei?

 

Dr. Klaus Schäfer: Die Hochkonjunktur der Chemiebranche hat zu unserem gestiegenen Umsatz und besseren Ergebnis beigetragen. Dennoch lassen wir nicht nach in unseren Anstrengungen. Wir sehen in diesem Jahr auch schon die Erfolge unserer Programme. Getreu dem Motto „Repariere dein Dach, wenn die Sonne scheint“ müssen wir schon jetzt auf eine konjunkturell schwächere Phase vorbereitet sein, um auch in einer solchen Zeit bestehen zu können. Wir wollen der führende Chemieparkbetreiber in Nordwest-Europa werden, das heißt, wir wollen unseren Kunden das beste Preis-/Leistungsverhältnis bieten. Denn mit der Wirtschaftlichkeit unserer Leistungen sind wir mit dafür verantwortlich, dass unsere Kunden im Wettbewerb bestehen können und langfristig bei uns produzieren. Und natürlich leben wir als Dienstleister vom Erfolg unserer Kunden. Der Wandel zu einem neuen, schlankeren Unternehmen macht auch – bereits angekündigte – Stellenstreichungen unvermeidlich.

 

CHEManager: Um dennoch möglichst viele Arbeitsplätze zukunftssicher zu machen, haben Sie den schon erwähnten unternehmensbezogenen Tarifvertrag realisieren können. Was sind die wesentlichen Punkte dieses Vertrags?

 

Dr. Klaus Schäfer: Unser Servicetarifvertrag berücksichtigt die besonderen Rahmenbedingungen für unsere Dienstleistungen als Chemieparkbetreiber. Im Detail beinhalten die Vereinbarungen der Tarifparteien, dass alle Tarifmitarbeiter in ein neues Entgeltsystem eingruppiert werden. Das derzeitige Monatsentgelt der Tarifmitarbeiter wird nicht gekürzt, sondern in voller Höhe weiter gezahlt. Um die notwendigen Einsparungen erreichen zu können, werden in den nicht wettbewerbsfähigen Bereichen künftige Tariferhöhungen verrechnet. Grundlage der Gehaltsberechnung ist vor allem der Vergleich mit entsprechenden Marktsegmenten bei Wettbewerbern. Gleichzeitig erhöhen wir die Wochenarbeitszeit ohne Lohnausgleich für alle Mitarbeiter um zweieinhalb Stunden. In zwei Bereichen wird wegen der dortigen Überkapazitäten die 35-Stunden-Woche mit Entgeltanpassung eingeführt. Insgesamt ist über die bisherigen Altersteilzeit- und Aufhebungsverträge hinaus bis 2009 ein Arbeitsplatzabbau von rund 300 Stellen geplant. Dieser Abbau soll sozialverträglich über Abfindungen und Fluktuation erreicht werden. Zusätzlich wird ein Jobcenter eingerichtet, in dem Mitarbeiter weiterqualifiziert und vermittelt werden.

 

CHEManager: Wie werden Sie BIS künftig positionieren, welche Identität wollen Sie dem neuen Unternehmen geben und welche Wachstumsstrategie verfolgen Sie?

 

Dr. Klaus Schäfer: Wir stehen stark im Wettbewerb mit anderen Chemieparkbetreibern innerhalb Nordwesteuropas, streben hier die führende Position an. Wir haben den Anspruch, zukünftig für potentielle Investoren der bevorzugte Partner zu sein. Das wird nicht leicht, denn ein Investor wird nur dorthin gehen, wo er zuverlässig Leistungen zu günstigsten Preisen bekommt. Dass unsere Leistungen stimmen, zeigen unsere Kundenumfragen. Unser Ziel lautet daher, der Kostenführer unter den Chemieparks zu werden. Das Ergebnis sollte sich dann an einem dichteren Innovationsund Produktionsnetzwerk des Chemieparks ablesen lassen. Der Bayer Chemiepark ist ein Beispiel dafür, dass sich mehrere unabhängige Standorte von einem Betreiber managen lassen.

 

CHEManager: Erwarten Sie aufgrund des zunehmenden Angebots und Preisdrucks unter den Chemiestandorten und deren Betreibern eine Konsolidierungswelle, die dazu führen könnte, dass sich andere Betreiberunternehmen etablieren, die mehrere Standorte managen?

 

Dr. Klaus Schäfer: Ich sehe durchaus in einigen Jahren eine Konsolidierungswelle, in deren Verlauf einige heutige Chemiepark- Betreiber ausscheiden, vielleicht aber auch neue aufstreben werden. Wir jedenfalls konzentrieren uns voll auf unseren Chemiepark, um ihn im Interesse unserer bisherigen und künftigen Kunden optimal weiterentwickeln zu können. Dass wir als verbindende Klammer über mehrere Standorte Synergien und – wie eben schon gesagt – auch über die Größe Vorteile schaffen können, haben wir bewiesen. BIS ist Mitglied in der Fachvereinigung Chemieparks/Chemiestandorte im Verband der chemischen Industrie (VCI). I

 

CHEManager: Ihr Ziel ist es u. a., die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Standorte gegenüber ausländischen Wettbewerbern zu stärken. Welche neuen Resultate hat die bisherige Verbandsarbeit erbracht?

 

Dr. Klaus Schäfer: Die Fachvereinigung als Interessenvertretung der deutschen Chemiepark- Betreiber verfolgt zwei Ziele: Erstens: Sie weist Politik und Behörden auf die geänderten strukturellen Bedingungen der deutschen Chemiestandorte hin und stellt dabei die Ansiedlung von Chemieunternehmen, also die Stärkung unserer chemischen Industrie und die Schaffung von Arbeitsplätzen in den Vordergrund. Dazu gehört eine notwendige Verbesserung der Rahmenbedingungen wie z. B. eine Reduzierung der bürokratischen Hürden im Vollzug der Gesetze und Vorschriften. Zweitens: Durch die bisherigen gemeinsamen Marketingaktivitäten gelingt es den deutschen Chemieparks bislang schon gut, den Standort Deutschland in der globalen chemischen Industrie deutlicher zu bewerben. Diese Aktivitäten müssen aber noch intensiviert werden, um die Vorzüge Deutschlands herauszuarbeiten und verständlich zu machen. Eine enge Zusammenarbeit mit „Invest in Germany“, der Standortmarketinggesellschaft der Bundesrepublik Deutschland, ergänzt diese Arbeit ideal.

 

CHEManager: Inzwischen sind aus den ursprünglich Chemikalien und Arzneimittel produzierenden ehemaligen Bayer-Werken Hightech- Standorte mit über 60 verschiedenen Unternehmen und diversifiziertem Produkt- und Technologieangebot geworden. Was ist Ihre Vision für den Chemiepark der Zukunft?

 

Dr. Klaus Schäfer: Der Chemiepark soll der attraktivste Standort in Nordwesteuropa werden. Als Kostenführer mit verlässlichen Dienstleistungen möchte ich, dass Investoren zuerst immer an uns denken. Das Ergebnis soll ein dynamisches Netzwerk aus Forschung, Entwicklung und Produktion von internationaler Bekanntheit sein.

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