Standorte & Services

Chemieparkmanager Currenta nutzt digitale Formate in der Ausbildung

Mit der Bildungscloud erfolgreich durch die Pandemie

16.09.2020 - Der Chemieparkbetreiber Currenta zählt mit seinem Bildungsangebot zu den größten Ausbildern in der Region rund um die Standorte in Leverkusen, Dormagen und Krefeld-Uerdingen.

Digitalisierung spielt hier nicht erst seit der Coronakrise eine wichtige Rolle. Entsprechend reibungslos gelang die pandemiebedingte Sofort-Umstellung auf das mobile Lernen.

Gut 2.400 Azubis bildet das Service­unternehmen für sich und andere Unternehmen an seinen Standorten und außerhalb aus. Das Portfolio umfasst naturwissenschaftliche, technische und kaufmännische Ausbildungen und kommt, duale Studiengänge eingeschlossen, auf insgesamt mehr als 25 Ausbildungsberufe. Die größte Gruppe bilden dabei die Chemikanten, gefolgt von Elektro- und Laborberufen.

Als Mitte März der Corona-Erlass des nordrhein-westfälischen Schulministeriums kam, hatte dies nicht nur Auswirkungen für Schul- und Kitakinder. Auch die Chempark-Bildung musste unmittelbar reagieren. Klassischer Präsenz-Unterricht – so viel war klar – würde als Instrument der Wissensvermittlung erst einmal ausfallen. Stattdessen war Distanz-Lernen gefragt. Die Entscheidung kam quasi übers Wochenende.

Blended Learning schon vor Corona praxiserprobt
Was viele Schulen völlig unvorbereitet traf, war für Azubis und Ausbilder beim Industriedienstleister weniger prekär. „Dadurch, dass die Technik bereitstand und die Verzahnung digitaler und analoger Lernformate, das sog. ‚Blended Learn­ing‘, bei uns gelebte Praxis ist, haben wir die beste Grundlage, um auf Fernunterricht als Corona-Standard umzustellen“, berichtet Nora Bujdoso, zuständig für Bildungsprojekte.

Bereits 2016 hatte der Chemiepark Manager begonnen, den Bildungsbereich für die Anforderungen des digitalen Zeitalters zu rüsten. Eine der Maßnahmen war die Einführung der sog. Bildungs-Cloud, einer zentralen Online-Kommunikations- und Arbeitsplattform auf Basis des Microsoft Education-Pakets. Hier stellen Ausbilder Lerninhalte und Präsentationen bereit, verteilen Aufgaben an die Azubis und tauschen sich mit ihnen in Video- oder Audio-Konferenzen aus.

Fernunterricht per Bildungscloud
War die Bildungs-Cloud zunächst Ergänzung und Erweiterung des Präsenz-Unterrichts, wurde sie mit dem Corona-Erlass bis zum Beginn der ersten Lockerungen im Mai zum alleinigen Unterrichtsinstrument. „Konkret sah das so aus, dass wir morgens in einer ersten gemeinsamen Besprechung in der Bildungscloud Aufgaben verteilt und besprochen haben“, erzählt Tim Leppkes, Ausbilder für Metallberufe. „Danach sind wir praktisch den ganzen Tag online ansprechbar, um zu erklären oder Hilfestellung zu geben. Bei Bedarf gibt es auch zwischendurch eine Online-Konferenz, zum Abschluss des Unterrichtstags aber in jedem Fall.“  

Zudem wurde in der Bildungscloud ein digitaler Raum geschaffen, in dem sich die Auszubildenden wie in Lerngruppen untereinander vernetzen und bei Lernfragen unter die Arme greifen können. Das Angebot wird gut angenommen. Der Erfolg dürfte nicht zuletzt daran liegen, dass in den virtuellen Lerngruppen gilt: Azubis only! Der Austausch mit Gleichgesinnten steigert die Motivation und hilft, das eigene Wissen ohne Bewertungsangst zu überprüfen und Missverständnisse aufzudecken.

Digitalkompetenz fester Bestandteil der Ausbilder-Obligatorik
Durch Umstellung auf den Fernunterricht per Bildungscloud konnte die Ausbildung selbst während des Lockdowns praktisch unterbrechungsfrei fortgesetzt werden – auch wenn dazu theoretische Inhalte vorgezogen und praktische Einheiten im Labor oder der Werkstatt verschoben werden mussten. Dass dies quasi aus dem Stand möglich war, liegt nicht zuletzt an dem breiten, gut auf den digitalisierten Unterricht vorbereiteten Team an Ausbildern. So ist digitales Lernen seit Jahren fester Bestandteil der Ausbildungspraxis. In Fortbildungen wird die Digitalkompetenz regelmäßig weiter geschärft. Dazu gehören aktuell auch praxisorientierte Workshops, in denen bspw. das Erstellen von Lernvideos für Azubis vermittelt wird.

Die Pandemie hat insbesondere die Vorteile der cloudgestützten Wissensvermittlung deutlich gemacht. Sie hat aber auch die Grenzen des Distanz-Lernens aufgezeigt. „Wer sich für eine Ausbildung entscheidet, entscheidet sich ja – zumindest in den naturwissenschaftlich-technischen Berufen – sehr bewusst für die Praxis“, weiß Ausbilder Leppkes. „Eine Feile richtig zu halten und über das Werkstück zu führen, muss man üben. Es reicht nicht, sich damit theoretisch auseinanderzusetzen.“ Deshalb verfolgt Currenta einen Blended-Learning-Ansatz, der klassische und digitale Formate integriert.

Digitalisierung der Bildung ist mehr als Online-Unterricht
Unter ‚Digitalkompetenz‘ versteht man im Rheinland aber mehr als guten Online-Unterricht. Bestes Beispiel dafür ist das vor knapp zwei Jahren in Betrieb genommene ‚MultiPlantCenter 4.0‘. Ausbildungsinhalte der Verfahrens-, Anlagen- oder Labortechnik werden hier in einer Lernumgebung vermittelt, in der sich reale und virtuelle, analoge und digitale Elemente in einer Art Blended-Learning-Center optimal ergänzen: Verschiedene Arbeitsabläufe können in einer VR-Anlage geübt und mit theoretischen Inhalten unterstützt werden. Später kann das gelernte an einer realen Anlage angewendet und vertieft werden. Hierbei werden Prozessdaten in einem Prozessleitsystem dokumentiert und auf mobilen Rechnern dargestellt.
Die vorhandenen digitalen Möglichkeiten wird der Standortbetreiber auch in den kommenden Jahren sukzessive ausbauen. Der Leiter der Bildung, Uwe Menzen, ist überzeugt: „Gerade Corona hat uns gezeigt, dass wir mit der Digitalisierung auf dem richtigen Weg sind. Die Ausnahmesituation hat außerdem alles beschleunigt. Vorher konnte jeder mit den digitalen Programmen arbeiten, jetzt muss es jeder machen.“  

Im Rahmen des Projektes ‚Bildung next‘ werden u. a. systematisch Arbeitsprozesse auf ihr Digitalisierungspotenzial untersucht. „Es geht uns auch darum, kommende Lern­inhalte einer sich immer schneller digitalisierenden Arbeitswelt – Stichwort ‚Internet of Things‘ – zu antizipieren, um frühzeitig Konzepte für eine bestmögliche Integration in die Ausbildung entwickeln zu können“, so Menzen.

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