Logistik & Supply Chain

ChemLog Tracking&Tracing: Verfolgung von gefährlichen Gütern in Europa

07.06.2013 -

Tag für Tag, zu jeder Stunde, rollen Tausende Transporte mit gefährlichen Chemiegütern zwischen West- und Osteuropa. Speziell der unbegleitete Transport von Containern und Kesselwagen ist mit sehr spezifischen Anforderungen an Informationen verbunden, die Aufschluss über den Standort und Transportweg geben.

Derzeit existieren dafür eine Vielzahl nicht aufeinander abgestimmte nationale, regionale und betriebliche Systeme.

Ein EU-Projekt will unter Federführung Sachsen-Anhalts nicht nur Chemiegüter von der Straße auf die Schiene bringen, sondern auch ein zwischen Zentral- und Osteuropa einheitliches System zur Verfolgung von Gefahrguttransporten im intermodalen Verkehr schaffen.

„Die Branche orientiert sich zunehmend auf Zielmärkte in Osteuropa. Zu den Herausforderungen, vor denen sie steht, um sie erschließen zu können gehört, dass die Schienensysteme in West- und Osteuropa nicht kompatibel sind", sagt der Logistik-Chef der Dow Olefinverbund, Wolfgang Schnabel. Er gehört zu den Geburtshelfern des 2008 gestarteten EU-Projekts „ChemLog", das seit 2012 mit dem Projekt „ChemLog Tracking & Tracing" (TT) zur Verfolgung von Gefahrguttransporten fortgesetzt wird.

Osteuropa: zu viel Gefahrgut auf der Straße

Die logistische Infrastruktur in Mittel- und Osteuropa sei auf das zu erwartende starke Wachstum nicht vorbereitet.
Es fehlten leistungsfähige Inter-Modal Terminals.
Die Häfen im Baltikum und am Schwarzen Meer seien überlastet.
Die Zollabwicklung sei ein zentrales Problem.
Es fehlten einheitliche administrative, technische und Sicherheitsstandards.
Auch gebe es kein einheitliches Notfallsystem, beschreibt Schnabel die gewaltige Dimension der Aufgabe, vor der die Branche steht.

Während die chemische Industrie in Westeuropa stark integriert und gut vernetzt sei, würden in Osteuropa mehr als 90% der Transporte von chemischen Gütern und zunehmend auch Gefahrgut über die Straße befördert. Das sei nicht nur eine Belastung für die Umwelt, sondern lasse sich auch verkehrstechnisch nicht langfristig und nachhaltig realisieren, sagt Andreas Fiedler von ISW in Halle (Saale), die im Auftrag des Wirtschaftsministeriums des Landes Sachsen-Anhalt die Arbeit des internationalen Chemlog TT-Projekts koordiniert.

Dieses Vorhaben kann ohne die Unterstützung der Öffentlichen Hand nicht gelingen. Das sei ein wichtiger Grund, weshalb das Chemlog-Projekt 2008 überhaupt gestartet worden sei, hebt Schnabel hervor.

In seinem Rahmen hat sich ein Konsortium zusammengefunden, in dem Vertreter aus Industrieverbänden, Regionen, wissenschaftlichen Einrichtungen und öffentlichen Verwaltungen aus Deutschland, Italien, Polen, Tschechien, Ungarn, Österreich, Slowenien und der Slowakei zusammenarbeiten. Die Federführung liegt beim Wirtschaftsministerium Sachsen-Anhalts. In der ersten Phase dieses Projekts waren neben der Stärkung der Chemielogistik in Mitteldeutschland die Bemühungen auf die bessere Anbindung an die Wachstumsmärkte in Mittel- und Osteuropa gerichtet.

Erste „ChemLog Tracking&Tracing" -Konferenz

Mit dem Projekt wird sich nun auf ein spezielles Gebiet, auf die Verfolgung von Gefahrguttransporten konzentriert. Das im Sommer vergangenen Jahres auf die Schiene gebrachte Unternehmen nimmt immer mehr Fahrt auf.

Im November 2012 wurde der offizielle Start auf der ersten Chemlog TT-Konferenz in Prag vollzogen. Ein Monat später fand der Kongress des Europäischen Chemieregionen Netzwerkes ECRN in Warschau statt. Die ECRN-Präsidentin und Sachsen-Anhaltische Wirtschaftsministerin Birgitta Wolff nutzte die Gelegenheit zu Gesprächen mit polnischen Regierungsvertretern über die Gestaltung einer Tarifpolitik für die Schienentransporte, über die Verbesserung der Schieneninfrastruktur in Polen, über den Abbau von Infrastrukturengpässen entlang wichtiger Transportkorridore und über die Absicherung von ausreichenden Umladekapazitäten an der EU-Außengrenze.

Zur Sprache kam auch die aktive Umsetzung der EU-Partnerschaft Verkehr mit den östlichen Nachbarstaaten, insbesondere mit Weißrussland und der Ukraine. Erörtert wurden Möglichkeiten des gemeinsamen Einflusses von Polen und Deutschland auf die Gestaltung der Beziehungen zwischen der EU und Russland im Verkehrsbereich. Das polnische Verkehrsministerium hat jüngst eine Arbeitsgruppe zur Förderung des intermodalen Verkehrs ins Leben gerufen, an der sich auch die polnischen Chemlog-Partner beteiligen.

Satelliten gestützte Verfolgung von Gefahrguttransporten

Mit dem Projekt „ChemLog Tracking & Tracing" wurde eine weit in die Zukunft reichende Entwicklung eingeleitet.

Denn um ein einheitliches System der Verfolgung von Gefahrguttransporten im intermodalen Verkehr zu schaffen, setzen die Logistik-Experten auf eine Satelliten gestützte Lösung. „Identifiziert werden spezifische Anforderungen für die Verfolgung von Gefahrguttransporten in Mittel- und Osteuropa. In Pilotprojekten sollen konkrete Lösungen getestet werden", kündigt Schnabel an. Eine besondere Chance ergebe sich, weil das Galileo Testfeld des Fraunhofer Instituts für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF in Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt Magdeburg sich als einziges deutsches Testfeld mit Fragen der Sicherheit und Logistik beschäftigt. Mit ihm werde eine Kooperation angestrebt, um den praktischen Ablauf zu erproben.

In Europa ist dieses „ChemLog Tracking & Tracing" nach Schnabels Worten einmalig. Es stelle aber auch besondere Anforderungen. „Es muss ein zuverlässiges System entstehen, das unabhängig von Ländern, von Firmen und Transportträgern funktioniert", fordert Schnabel. Er und Fiedler räumen ein, dass das mit 1,6 Mio. € geförderte Vorhaben bis 2014 nicht völlig ausgereifte Lösungen vorlegen kann.

„Die wichtigsten Vorarbeiten zur Rahmensetzung aber werden erledigt. Danach folgt ein Pilotprojekt.
Der Transport von gefährlichen Chemiegütern wird durch uns transparenter, sicherer, effizienter, umweltfreundlicher und nachhaltiger", so Schnabel.


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