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Cognis: Spezialchemie mit Synergie

30.05.2011 -

Cognis: Spezialchemie mit SynergieHervorgegangen aus der Chemiesparte des Henkel-Konzerns hat sich das Spezialchemieunternehmen Cognis unter dem Dach dreier Private-Equity-Investoren zu einem weltweit führenden Anbieter in der Spezialchemie entwickelt. Zu den Kunden des Monheimer Unternehmens zählen große Kosmetik- und Nahrungsmittelkonzerne ebenso wie die Farbund Klebstoffindustrie. Noch ruht das Geschäftsmodell auf fünf Säulen. Doch das soll sich ändern. Dr. Andrea Gruß befragte dazu den Vorstandsvorsitzenden Dr. Antonio Trius.

CHEManager: Rund sechs Jahre nach dem Verkauf von Henkel arbeitet Cognis weiter am Umbau des Konzerns. Mitte dieses Jahres wurde die Sparte Process Chemicals in eine selbstständige Geschäftseinheit überführt. Welche Strategie steckt hinter dieser Restrukturierung?

Dr. Antonio Trius. Das Geschäft von Cognis umfasst historisch bedingt fünf verschiedene Bereiche. Mit den strategischen Geschäftseinheiten Care Chemicals, Functional Products und Nutrition & Health erzielen wir derzeit ca. 75 % unseres Umsatzes und rund 87 % des Gewinns. In diesen Märkten – insbesondere in der Kosmetikindustrie – verfügen wir weltweit über eine sehr starke Position, die wir noch weiter ausbauen wollen. Unsere drei Kerngeschäfte sind innovationsgetrieben und bedienen große, global agierende Kunden. Dies erfordert eine andere Unternehmensführung als das Commodity-Geschäft unserer Oleochemie oder das lokal geprägte Geschäft der Prozesschemikalien für die Faser-, Textilund Lederindustrie. Deshalb haben wir mit Wirkung zum 1. Juli unsere frühere strategische Geschäftseinheit Process Chemicals als 100 %-iges Tochterunternehmen von Cognis unter dem Namen Pulcra Chemicals ausgegliedert.

CHEManager:Wie wollen Sie die Wettbewerbsfähigkeit von Pulcra Chemicals in Zukunft sichern?

Dr. Antonio. Trius: Pulcra Chemicals ist derzeit in 10 Ländern aktiv und konnte 2006 seinen Umsatz um etwa 4 % auf 256 Mio. € steigern. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, muss sich das Unternehmen künftig entweder alleine auf eine geringere Anzahl an Regionen konzentrieren oder sich durch eine Partnerschaft eine spezifische Größe und einen größeren Markt erschließen. Anfang September haben wir das M&A-Beratungshaus Lincoln International damit beauftragt, die verschiedenen strategischen Optionen für Pulcra Chemicals zu prüfen. Das heißt, der Verkauf steht unmittelbar bevor? Dr. A. Trius: Wir warten noch auf den richtigen Partner und einen geeigneten Zeitpunkt. Ich rechne mit einer Lösung innerhalb der kommenden beiden Jahre.

CHEMManager: Welche Strategie verfolgen Sie für Ihre fünfte strategische Geschäftseinheit, die Oleochemie?

Dr. Antonio. Trius: Wir haben den Geschäftsbereich bereits im Jahr 2006 in ein 50/50-Joint-Venture mit Golden Hope Plantations Berhad mit Sitz in Malaysia eingebracht. Wir planen nun, unsere Beteiligung zu reduzieren, um noch weiter in unsere drei Kerngeschäfte zu investieren – natürlich nicht, ohne uns die Rohstoffversorgung für die Produktionen unserer Kerngeschäfte, die zum großen Teil auf natürlichen Ölen und Fetten wie Kokos- und Palmkernöl basieren, durch langfristige Lieferverträge zu sichern.Die Oleochemie benötigt langfristig eine stärkere Rückwärtsintegration zu den Rohstoffen.

CHEManager: Was zeichnet das Kerngeschäft von Cognis aus?

Dr. Antonio. Trius: Cognis verbindet wie kein anderes Unternehmen Spezialchemie-Kompetenz mit Marketing-Know-how. Da wir aus dem Geschäftsbereich Chemieprodukte des Konsumgüterkonzerns Henkels hervorgegangen sind, besitzen wir zum einen ein hohes Maß an Verständnis der Endverbraucher, sind zugleich aber auch nah am industriellen Prozess, davon profitieren unsere Kunden. Zudem entwickelt sich unsere „Strategie Natur“ immer mehr zu einem Wettbewerbsvorteil, wenn es darum geht die weltweiten Mega-Trends Wellness und Sustainability zu bedienen. Unsere innovativen Produkte basieren zu einem hohen Anteil auf nachwachsenden Rohstoffen und erfüllen die steigenden Forderungen nach Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit. Zudem bedienen sie die wachsende Nachfrage nach natürlichen Rohstoffen und Wirkstoffen für die Kosmetikindustrie und den Ernährungs- und Gesundheitsmarkt.

CHEManager: Würden Sie uns einige Beispiele für diese innovativen Produkte nennen?

Dr. Antonio. Trius: Beispielhaft sind unsere Tensidsysteme für umweltfreundliche, lösemittelfreie Farben und Klebstoffe. Sie bieten eine leistungsfähige und zudem biologisch vollständig abbaubare Alternative zu Alkylphenolethoxylaten für zahlreiche technische Anwendungen und ermöglichen es unseren Kunden moderne Umweltrichtlinien einzuhalten. Hierfür wurden wir im vergangenen Jahr mit dem Umweltschutzpreis des BDI ausgezeichnet. Unsere Produktreihe Omevital umfasst langkettige Omega- 3-Fettsäuren wie EPA und DHA, die aus Fischölen hergestellt werden und sich positiv auf die Gesundheit von Herz und Gehirn auswirken. Aus natürlichem Färberdistöl gewinnen wir konjugierte Linolsäuren. Diese reduzieren die Aktivität der Lipase, einem Enzym das Fett aus unserer Nahrung aufspaltet und verringern so die Aufnahme und Einlagerung von Fett. Der Wirkstoff wird zum Beispiel in Joghurt eingesetzt. Und noch ein aktuelles Beispiel aus dem Kosmetikbereich: Hier gewinnen wir den Wirkstoff Litchiderm aus der Fruchtschale der Litschifrucht, die für ihre kräftigende und hautschützende Wirkung bekannt ist. Er reduziert die negativen Auswirkungen der UV-Strahlungen auf die Haut und versorgt sie mit Feuchtigkeit – ein idealer Wirkstoff für Sonnenschutzmittel.

CHEManager: Sie erwähnten es bereits: Zwei Ihrer strategischen Geschäftseinheiten, Care Chemicals und Nutrition & Health, richten sich an Markenartikler, während Functional Chemicals überwiegend Industriekunden bedient. Wo liegen die Synergien dieser Geschäftsfelder?

Dr. Antonio. Trius: Die gemeinsame Rohstoffbasis der drei Geschäftseinheiten ist eine wichtige Klammer. Außerdem sind Oberflächentechnologien und Tensidchemie Ausgangspunkt für alle unsere Kerngeschäfte. Tenside können Sie in Kosmetika einsetzen oder für Waschmittel, Sie können Formulierungen von Agrochemikalien daraus herstellen, ebenso wie Formulierungen von Lacken und Farben. Care Chemicals ist der größte Tensidhersteller weltweit. Viele Produkte von Nutrition & Health haben ihren technologischen Ursprung in Nebenprodukten der Care Chemicals-Produktion. Und Functional Products ist entstanden aus der Suche nach neuen Märkten für Tensid- Produkte. Von dem technologischen Know-how dieser Einheit profitieren die Kunden aller Sparten.

CHEManager: Beschränken sich die Synergien auf die gemeinsamen Rohstoffe und Technologiebasis?

Dr. Antonio. Trius: Nein, die strategischen Geschäftseinheiten haben auch gemeinsame Kunden, denn viele große Markenartikler wie zum Beispiel Unilever und Procter & Gamble sind sowohl im Nahrungsmittelbereich als auch im Haushaltsund Kosmetikbereich aktiv. Insbesondere im neuen Markt der Schönheit von außen und innen ergänzen sich die Angebote von Care Chemicals und Nutrition & Health ideal. So kann zum Beispiel der Wirkstoff Konjugierte Linolsäure (CLA) einer Anti-Cellulite- Kapsel von Nutrition & Health stammen und die dazugehörende Creme mit Grundstoffe von Care Chemicals formuliert werden. Kunden wie Beiersdorf oder Innéov, ein Joint Venture von L’Oréal und Nestlé, das sich auf kosmetische Nahrungsergänzungsmittel konzentriert hat, können davon profitieren, dass sie die Wirkstoffe für Kosmetika und Nahrungsergänzungsmittel – sozusagen für die Schönheit von innen und außen – von uns aus einer Hand erhalten können.

CHEManager: Welches Wachstum erzielen Sie in Ihren Kerngeschäften und wie wollen Sie dieses weiter sichern?

Dr. Antonio. Trius: Wir wachsen im Durchschnitt schneller als unsere Märkte und erzielen in den drei Kerngeschäften Wachstumsraten zwischen 5 % und 6 % pro Jahr. Zwar haben wir in den vergangenen Jahren unser Technologieportfolio durch einige kleinere Akquisitionen ergänzt und unter anderem den norwegischen Omega-3-Fischöl-Produzenten Napro Pharma oder den britischen Polymerspezialisten Cosmetic Rheologies übernommen, aber in erster Linie setzen wir als Leverage-Buyout natürlich auf organisches Wachstum. Um unsere wachsenden Märkte auch in Zukunft optimal bedienen zu können, müssen wir daher in unsere Sachanlagen investieren. Hier planen wir voraussichtlich im Jahr 2008 oder 2009 weitere größere Investitionen im Bereich Care-Chemicals und Nutrition &Health.

CHEManager: Wie entwickelt sich die Profitabilität von Cognis?

Dr. Antonio. Trius: In den Jahren 2003 bis 2006 stieg der Gruppen- Umsatz im Schnitt um 4,6 % pro Jahr; das operative Ergebnis legte überproportional um 8,1 % zu. Unsere Umsatzrendite bezogen auf das EBITDA liegt derzeit bei 12 %. Zu dieser positiven Entwicklung haben unsere strategischen Geschäftseinheiten Care Chemicals, Nutrition & Health sowie Functional Products einen maßgeblichen Beitrag geleistet. Hinzu kommt, dass wir in diesem Jahr eine Refinanzierung erfolgreich abschließen konnten und so unsere Finanzierungskosten durchschnittlich um jährlich 74 Mio. € gesenkt und die Liquidität weiter verbessert haben.

CHEManager: Heißt dies, der Zeitpunkt des Exits Ihrer Investoren Permira Funds, GS Capital Partners und SV Life Sciences rückt näher?

Dr. Antonio. Trius: Unsere Investoren haben im vergangenen Jahr den Ausstieg geprüft. Die Bewertung der geplanten Projekte hat die Investoren jedoch dazu bewegt, ihr Engagement zu verlängern und die derzeitige Portfolio-Restrukturierung abzuwarten. Unser Ziel ist es, spätestens bis 2009 das Geschäft von Cognis vollständig auf die drei Kerngeschäfte Care Chemicals, Functional Products und Nutrition & Health zu konzentrieren.

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