Anlagenbau & Prozesstechnik

Corona und andere Herausforderungen

Das 11. Jahrestreffen der Betriebsingenieure findet erstmals in digitaler Form statt

03.11.2020 - Auch im Jahr 2020 findet am 20.11.2020 ab 08:30 Uhr ein Jahrestreffen der Betriebsingenieure statt – allerdings pandemiebedingt nicht in Frankfurt sondern online.

Diese aktuellen Schwerpunkte und zukünftigen Herausforderungen der betrieblichen Tätigkeiten diskutiert Christian Poppe, Covestro und neuer Vorsitzender des VDI-Fachbereichs „Betrieb verfahrenstechnischer Anlagen“, mit Michael Wilk, Merck, und Gerald Pilotto, Bilfinger. Die Experten betonen, wie wichtig Schulungsangebote und unternehmensübergreifende Austauschmöglichkeiten sind, um die immer komplexer werdenden Aufgaben im betrieblichen Alltag zu bewältigen. Die VDI-Regionalgruppen und das traditionelle VDI-Jahrestreffen der Betriebsingenieure leisten dazu seit über einem Jahrzehnt einen elementaren Beitrag und werden seit 2016 durch den Zertifikatlehrgang VDI-Betriebsingenieur ergänzt, den inzwischen knapp 70 Absolventen erfolgreich abgeschlossen haben.

Königsdisziplin für Betriebsingenieure
„Die Konzerne der Prozessindustrie werden immer „globaler“. Dies wirkt sich zunehmend auch auf die Betriebstechnik aus, bspw. durch global aufgesetzte Maintenance Management Programme und einer zunehmenden Anzahl globaler statt lokaler Standards. Die Sprach- und Kommunikationsfähigkeiten der Betriebs­ingenieure müssen mit dieser Entwicklung Schritt halten. Generell sollte Best-Practice-Sharing bzw. “Voneinander Lernen” die Königsdisziplin für Betriebsingenieure sein. Dazu brauchen Betriebsingenieure interne, aber auch externe Foren. Das Rad als „Solo-Künstler“ zum x-ten Mal zu erfinden bzw. zu re-engineeren macht keinen Sinn.

Die Alltags-Komplexität (VUCA: Volatility, Uncertainty, Complexity, Ambiguity) des Betriebs­ingenieurs nimmt insbesondere aufgrund der steigenden regulatorischen Anforderungen zu. Hier kann die digitale Transformation – wie z. B. Asset Lifecycle Modelle, systemübergreifende Datenverknüpfungen, digitaler Zwilling, mobile Instandhaltung, autonome Systeme, Cobots, KI-Assistenten – die Chance bieten, Komplexität besser beherrschbar zu machen und Aufwand zu reduzieren. Um die entsprechenden Maßnahmen, betrieblichen Verbesserungen und Vorteile der Digitalisierung auszuarbeiten und umzusetzen, werden intensive Austauschmöglichkeiten und Schulungen benötigt. Im Alltag stehen dem noch oft unzureichende Schulungsangebote und fehlende Lernfreiräume gegenüber.

Der Betriebsingenieur repräsentiert die (techn.) Auftraggeber-Kompetenz des von ihm betreuten Bereichs. Mit zurückgehendem Fachkräfte-Angebot, nachlassendem Qualitäts- oder Verfügbarkeitsniveau spezialisierter technischer Serviceleistungen sowie weiter steigenden Anforderungen für den sicheren und regelkonformen Einsatz von Kontraktoren in den Betriebsanlagen, kommt dem Betriebsingenieur auch mehr Bedeutung und Verantwortung im Servicemanagement zu.

Nachhaltigkeits-Fragestellungen sind ein weiteres Element, dem sich der Betriebsingenieur noch stärker als früher widmen muss. Smarte betriebliche Konzepte sind gefragt, bspw. um Emissionen spezifisch und bereits am Entstehungsort zu vermindern, statt diese zu sammeln und zentral mit ggf. geringerem Wirkungsgrad zu behandeln. Dezentrale Energiekonzepte können die zentrale Versorgung ebenfalls sinnvoll ergänzen und zur Dekarbonisierung beitragen.

Multi-Tasking mit Multi-Skills
Unsere Kunden haben in der Regel mehrere Standorte in unterschiedlichen Ländern. Erfahrungsaustausch, Vergleichbarkeit von Anlagen sowie Benchmarking von Standorten werden somit zunehmend wichtiger. Standort­übergreifende Kompetenzpools werden gebildet und Prozesse weiter standardisiert, dies soll Anlageneffizienz und Wettbewerbsfähigkeit unserer Kunden verbessern. Mittelfristig werden technische Anforderungen, die Anforderung an technische und regulatorische Compliance, Dokumentation, Administra­tion und Kundenorientierung stetig zunehmen. Das Thema Sicherheit – sowohl Anlagen- als auch Arbeitssicherheit – wird auf hohem Niveau weitergeführt, trotzdem steigen die regulatorischen Anforderungen, sodass ein stetiger Weiterbildungs- und Verbesserungsbedarf besteht, der zukünftig von speziell ausgebildeten Ingenieuren bewältigt werden muss. Die Digitalisierung wird diese Prozesse, Arbeitsabläufe und auch die Beurteilungsmöglichkeit unterstützen und verändern, denn datengetriebene Entscheidungen werden zukünftig zunehmen. Daher wird das Beurteilungs-Know-how weiter an Bedeutung gewinnen, und die Herausforderung wird sein, dass die Betriebsingenieure ihr technisches Wissen theoretisch und praktisch weiterentwickeln. Der Betriebsingenieur wird sich also noch mehr zu Multi-Tasking mit Multi-Skills entwickeln müssen. Vermittlung und Weitergabe von Best Practice Erfahrungen wird somit fester Bestandteil des Tagesgeschäfts.

Der klassische Betriebsingenieur ist meist beim Kunden produktionsnah angesiedelt. Oft fungiert er als Schnittstelle zum Dienstleister, denn auch bei ausgelagerter Instandhaltung ist die Beurteilungskompetenz auf Betreiberseite notwendig und muss ausreichend vorhanden sein. In manchen Organisationen übernimmt der Betriebsingenieur das Gate-Keeping und wird dabei vom Controlling kaufmännisch unterstützt. Der Betriebsingenieur und der zuständige Ansprechpartner auf der Dienstleisterseite werden zukünftig mehr am Wertbeitrag der Instandhaltung einer Anlage gemessen. Dieses Benchmarking kann nur erfolgreich sein, wenn Betreiber und Dienstleister Hand in Hand arbeiten und kein Unterschied zwischen eigenem und Dienstleistungspersonal gemacht wird. Diese Zusammenarbeit basiert auf transparenten und partnerschaftlichen Verträgen, mit klar difinierten und abgegrenzten Verantwortlichkeiten.

Die größte gemeinsame Herausforderung trotz Corona und politischer Verwerfungen bleibt der demographische Wandel. Um technisch versierte, flexible und motivierte Mitarbeiter zu finden, bedarf es besonderer Anwerbungs- und Bindungsmaßnahmen, die Aspekte wie Work-Life-Balance, Mobilität, sozialen Status und vieles mehr zu berücksichtigen. Der Einfluss von Nachhaltigkeitstrends, wie Reduktion von Plastik, Energieeffizienz, Umweltschutz usw. wird Auswirkung auf die Berufswahl von jungen Menschen haben. Hier bieten die Prozessindustrie und auch das Berufsbild „Betriebsingenieur“ große Betätigungsfelder – wir müssen gemeinsam die Attraktivität der Vielzahl der technischen Berufe und speziell des Berufsbilds „Betriebsingenieur“ fördern.

Lesen Sie hier die Statements von einigen Experten:

Dr. Karl Schindler, Senior Consultant,dankl+partner consulting

Rainer Bruns, HSEQ-Leiter, Covestro (HSEW: Health, Environment, Safety, Quality)

Dr. Tobias Laiblin, Betriebsleiter Technik, Evonik

Dr. Ing, Wolfgang Bender, Technischer Leiter, Hülsenbusch Apparatebau

Prof. Dr. Eberhard Schlücker, Lehrstuhl für Prozess­maschinen und Anlagentechnik (IPAT), Universität Nürnberg

Kai-Peter Bartel, Technischer Leiter, Lanxess

Thomas Weber, Wacker

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11. Jahrestreffen der Betriebsingenieure

Am 20.11.2020 ab 08:30 Uhr findet das 11. Jahrestreffen der Betriebsingenieure statt – erstmals im digitalen Format.

Themenschwerpunkte 2020:

•    Praxislösungen in der Betriebstechnik
    - Partnerfirmen-Management
    - Inbetriebnahme aus verschiedenen Blickrichtungen
    - Turnaround Management

•    Betreiberpflichten und Industrie 4.0
    - Schwingungen und Druckstößen und deren Auswirkungen auf Maschinen und Apparate
    - Maschinenrichtlinie und Bewertung von Altgeräten
    - Praxisbericht Mobile Maintenance
    - Digitale Plattformtechnologien und VDI 2770 Digitale Hersteller­informationen

•    Podiumsdiskussion mit zwei hoch­rangigen Vertretern von Betreiberseite und Dienstleistung

•    Vier parallele Firmen-Chats

Der Kostendeckungsbeitrag für die Teilnahme beträgt 125,-- € und beinhaltet die Richtlinie VDI 2775 : 2020-06 „Turnaround Management; Grundlagen“.

Programm und Online-Anmeldung:
https://vdi.de/bing2020

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Kontakt

Verein Deutscher Ingenieure e.V. (VDI)

VDI-Platz 1
40468 Düsseldorf
Deutschland

+49 211 6214-0
+49 211/6214-575

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