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Custom Manufacturing: Arzneimittelhersteller profitieren vom asiatischen Gesundheitsmarkt

19.03.2014 -

Die Struktur des Pharmamarktes hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Früher garantierten großvolumige Blockbuster Umsätze von Mrd. US-$. Seit ca. zehn Jahren werden allerdings hochwertige Arzneimittel mit kleinen Absatzmengen immer wichtiger. Dies stellt vor allem Auftragshersteller (Custom Manufacturing Organizations, CMOs) von Wirkstoffen vor große Herausforderungen.

Denn die Anlagen der CMOs sind für die neuen, geringeren Produktionsvolumina nicht immer geeignet. Darüber hinaus drängen verstärkt asiatische Anbieter auf den Markt, so dass Absatz und Gewinnmargen immer deutlicher unter Druck geraten. Aber: Große Pharmakonzerne lagern in Einzelfällen die Produktion von Arzneimittelwirkstoffen aus und bieten Arzneimittelherstellern so zusätzliche Geschäftsmöglichkeiten an.

Generika spielen eine größere Rolle

Der weltweite Pharma-Endmarkt belief sich 2012 auf rd. 860 Mrd. US-$. Davon entfielen 57 Mrd. US-$ (7 % des Gesamtmarktes) auf Feinchemikalien für Arzneimittel. Innerhalb dieses Segments entfielen über 40 Mrd. US-$ auf Wirkstoffe für Arzneimittel, die sich zu fast gleichen Teilen auf den Markenarzneimittel- und den Generikamarkt verteilen. Bei der Auslagerung der Produktion von Wirkstoffen unterscheidet sich der Markt für Markenarzneimittel und Generika allerdings stark. Nahezu die Hälfte der Wirkstoffe für Markenarzneimittel wird von Auftragsherstellern produziert. Hingegen werden fast zwei Drittel der Generikawirkstoffe von den Pharmakonzernen selbst hergestellt (Abb.: 1).

Der Markt für Markenwirkstoffe bietet für Auftragshersteller also ein viel größeres Umsatzpotenzial als der Markt für Generikawirkstoffe. Dies könnte sich allerdings angesichts des steigenden Anteils von Generika bald ändern, wenn sich CMOs verstärkt auf die Herstellung von Generikawirkstoffen fokussieren.

Asien - ein vielversprechender Markt

Der Pharmamarkt ist in den vergangenen zehn Jahren vor allem in Asien permanent gewachsen. Ein Wachstum, das voraussichtlich auch in Zukunft weiter anhalten wird. So gehen wir davon aus, dass der asiatische Pharmamarkt mehr als 60 % jährlich wachsen wird; der Gesamtmarkt für Feinchemikalien für die Arzneimittelbranche wird in den Wachstumsregionen - allen voran in Asien - bis 2015 auf über 10 Mrd. US-$ ansteigen. Unterstützt wird dieses Wachstum vor allem durch drei wesentliche Trends: die Überalterung der Bevölkerung, die steigenden Pro-Kopf-Ausgaben für Arzneimittel sowie den verstärkten Einsatz hochpotenter Wirkstoffe, insbesondere in der Onkologie.

Wichtigster Treiber für die Entwicklung des Pharmamarktes ist der stetig steigende Anteil älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung, vor allem in Asien. Denn hier nimmt die Anzahl der über 65-Jährigen um 3 % jährlich zu - auf voraussichtlich 1,2 Mrd. Menschen im Jahr 2050. Dies bedeutet eine Vervierfachung der älteren Bevölkerung zwischen 2000 und 2050.

Doch ein wichtiger Treiber der Pharmaindustrie in Asien ist auch das steigende Pro-Kopf-Einkommen. Breitet sich der Wohlstand durch die Bevölkerung aus, so geben Menschen mehr Geld für Arzneimittel aus. Schon in den Jahren zwischen 2009 und 2011 sind die Ausgaben für Medikamente in China um mehr als 20 % pro Jahr gestiegen. Im gleichen Zeitraum sind die durchschnittlichen Ausgaben der EU25-Länder gleich geblieben (Abb.: 2). Hinzu kommt, dass wohlhabende Chinesen viel lieber zu bekannten Markenprodukten als zu Generika zurückgreifen und damit zusätzlich das Marktwachstum für Markenarzneimittel in Asien fördern.

Hochpotente Wirkstoffe bleiben ein Nischenmarkt

Hochpotente Wirkstoffe (Highly Potent Active Pharmaceutical Ingredients, HPAPIs) - Wirkstoffe mit einer therapeutischen täglichen Dosierung unter 10 mg - wurden in den vergangenen Jahren im medizinischen Bereich verstärkt eingesetzt - vor allem in der Onkologie. Denn durch die geringe therapeutische Dosierung lassen sich Nebeneffekte minimieren, was gerade für hochwirksame Arzneimittel in der Krebsbekämpfung sehr wichtig ist. So belief sich der Markt für HPAPIs im Jahr 2012 auf 1,3 Mrd. US-$ (ca. 3,2 % des gesamten Wirkstoffmarktes) und Experten rechnen mit einem jährlichen Wachstum von 6 %.

Trotz dieses starken Wachstums werden hochpotente Wirkstoffe allerdings ein Nischenmarkt bleiben. Das bedeutet: Sie bieten Auftragsherstellern nur begrenzte Wachstumschancen. Der Grund: Die Produktion von HPAPIs ist sehr komplex und erfordert umfangreiche Investitionen für die Errichtung der Produktionsanlagen. Zudem sind die produzierten Mengen sehr gering und im Gegensatz zu Standardwirkstoffen stellen die Pharmaunternehmen hochpotente Wirkstoffe zunehmend selbst her.

Für Auftragshersteller bedeuten daher die asiatischen Märkte nicht nur eine gute Wachstumsmöglichkeit, sondern auch eine besondere Herausforderung. Denn um die Vorteile geringerer Produktionskosten nutzen zu können und die Nähe zum Kunden sicherzustellen, sollten CMOs eigene Produktionskapazitäten vor Ort aufbauen. Eine vollständige Versorgung des asiatischen Marktes wäre sonst nur sehr schwer umsetzbar.

Hinzu kommt: Hochpotente Wirkstoffe als Nischensegment sind nur für Anbieter interessant, die solche Wirkstoffe bereits erfolgreich produzieren. Denn das limitierte Marktvolumen und der investitionsintensive Ausbau der Produktion setzen einen langen Zeitraum voraus, um die hohen Kosten zu amortisieren. Nur Unternehmen mit einem langen Atem sind daher in der Lage, bei diesem schwierigen Markt mitzumachen.

 

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