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Deutsche Chemieindustrie baut Produktionskapazitäten aus

19.10.2013 -

Deutsche Chemieindustrie baut Produktionskapazitäten aus – Unbeeindruckt vom hohen Eurokurs, der Finanz- und Immobilienkrise in den USA sowie den Rekordniveaus der Preise auf den internationalen Rohstoffmärkten befindet sich die deutsche Chemieindustrie weiter auf einem klaren Wachstumskurs.

Mit 66 % prognostiziert das Gros der Chemiemanager eine bis zu 10 %-ige Kapazitätsausweitung.

18 % werden ihre Produktionskapazitäten im Jahr 2008 voraussichtlich um bis zu 15 % steigern, 9 % liegen sogar noch darüber (Grafik 1). Eine rückläufige Entwicklung wird lediglich von 1 % vorhergesagt.

 

 

Über 20 % der Chemiemanager beklagen Produktionsengpässe

Grund für die Kapazitätserweiterungen sind hohe Nachfrageüberhänge am Markt: So berichten 18 % der CHEMonitor- Befragten von zumindest drohenden Produktionsengpässen, 21 % der Befragten geben sogar an, aktuell Engpasssituationen zu haben (Grafik 2). Das Thema Engpasssteuerung ist damit ein Top-Thema der chemischen Industrie.

„Bei einem Engpass in der Supply Chain gilt es, bei der Produktherstellung zwischen individuellem Wertbeitrag, Lieferfristen und Kundenhierarchien zu priorisieren", sagt Dr. Juan Rigall, geschäftsführender Partner des Beratungshauses Droege & Comp.

„Um in diesen Situationen die optimale Lösung für das Unternehmen zu finden, ist es auf der einen Seite wichtig, Transparenz über Produktkosten und - deckungsbeiträge zu schaffen und auf der anderen Seite unumgänglich, eine klare Hierarchie bei der Belieferung der Kunden zu definieren, und zwar auf jeder Stufe der Wertschöpfungskette. Dies ist jedoch zum einen aufgrund meist stark vernetzter Produktionsketten beliebig komplex und hat zum anderen durch die Kundenpriorisierung oftmals funktionsübergreifend einen hochpolitischen Charakter."

 


Nachholbedarf bei Logistik-Kooperationen

Drei wesentliche Faktoren haben in den vergangenen Jahren zu einem deutlichen Anstieg der Schnittstellen zu externen Partnern sowie gestiegenen Anforderungen beim Supply Chain Management geführt:

Erstens die zunehmende Globalisierung der Lieferketten durch die Verlagerung der Beschaffungs- und Absatzmärkte in den nahen und fernen Osten, zweitens die Fokussierung bzw. Spezialisierung der Unternehmen auf ihre Kernkompetenzen sowie damit verbundenes Outsourcing von Dienstleistungen und drittens die sehr „schlank" aufgestellten Produktions- und Lagerstrukturen, die im Zuge des Lean Managements eingeführt werden oder bereits eingeführt wurden.

In dieser Konstellation können kooperative Ansätze mit externen Partnern und auch innerhalb eines Unternehmens einen wichtigen Beitrag dazu leisten, die Wettbewerbsfähigkeit der Lieferketten zu erhöhen und Kosten- sowie Effizienzpotentiale zu nutzen.

Im Einzelnen können dies kooperative Forecast- und Planungsansätze sein, die den sog. Bullwhip-Effekt in Lieferketten reduzieren und damit zu erhöhten Lieferzuverlässigkeiten führen, oder z. B. Vendor Managed Inventory (VMI) bei der Lagerführung, bei dem der Lieferant die Bestandsverantwortung für seine Kunden übernimmt, oder auch ein Konsignationslager (vgl. auch Titelinterview zur Zukunft des Pharmagroßhandels in dieser Ausgabe), bei denen der Lieferant ein Warenlager im Unternehmen seines Kunden betreut.

Die CHEMonitor-Befragung zeigt, dass aktuell nur 3 % der Panelteilnehmer diese Modelle in sehr hohem und 20 % in einem mittleren Umfang nutzen (Grafik 3).

Jedes fünfte Unternehmen nutzt keinerlei Kooperationen und 28 % lediglich in einem niedrigen Umfang. Hier besteht Nachholbedarf, was auch im Rahmen der aktuellen CHEMonitor- Befragung festgestellt werden konnte: So halten nur 54 % den aktuellen Status für ausreichend, 7 % überprüfen zurzeit kooperative Logistiklösungsoptionen und 13 % der Chemiemanager wollen den Umfang von oben skizzierten Kooperationen in den nächsten 2 - 3 Jahren ausbauen (Grafik 4).

Auch im Bereich der Transportlogistik und des Warehousings kann Outsourcing die Effizienz steigern. Dennoch wollen nur 17 % der Befragungsteilnehmer den Grad ihres Logistik-Outsourcing in den nächsten 2 - 3 Jahren erhöhen, 71 % planen dagegen keine Veränderungen (Grafik 5), obwohl mit 76 % das Gros der Panelteilnehmer lediglich sog. Second Party Logistics (2PL) Modelle unterhält, bei denen die Logistikdienstleister erst ab Warenausgang in den Lieferprozess eingebunden werden.

In den Lieferketten der Zukunft werden 3PL bis 5PL Lösungen zunehmend genutzt werden, bei denen im letztgenannten Fall der Logistikdienstleister die gesamte Koordination, Organisation und Optimierung der logistischen Geschäftsprozesse entlang der Wertschöpfungskette übernehmen wird.

 


Weiterhin positive Impulse für mehr Beschäftigung

Nach ersten positiven Anzeichen für mehr Beschäftigung in der letzten CHEMonitor- Befragung vom Dezember 2007 bestätigt die aktuelle März-Befragung diesen Trend. 30 % der Befragten wollen in den nächsten 12 Monaten Personal einstellen und lediglich 14 % - so wenig wie seit November 2006 nicht mehr - ihren Personalstamm reduzieren. Keine Veränderung erwarten hingegen mit 53 % etwas mehr als die Hälfte der Befragten (Grafik 6).

Die Funktionen Produktion und Vertrieb profitieren am stärksten vom Personalaufbau, mit jeweils 44 %, direkt gefolgt von Marketing (28 %) sowie Forschung und Entwicklung (25 %) (Grafik 7).

Die Prognose der Personalentwicklung zeigt, dass mit 30 % die Mehrzahl der Unternehmen 1 - 5 % mehr Mitarbeiter einstellen möchten, 17 % bis zu 6 - 10 % und 15 % sogar mehr als 10 % mehr (Grafik 8). Demgegenüber stehen lediglich 13 %, die ihr Personal um 1 - 5 % verringern wollen, und 11 %, die ihre Mitarbeiterzahl um weniger als 1 % reduzieren möchten.

Die positiven Impulse für den Arbeitsmarkt überwiegen demnach klar.

 


Erstmals schlechtere Prognose für die Standortbedingungen

Die Chemiemanager zeigen sich in ihrer aktuellen Bewertung der deutschen Standortbedingungen unbeeindruckt von den oben aufgezeigten makroökonomischen und Inflationsrisiken.

Das ergibt die Detailauswertung der aktuellen CHEMonitor- Befragung. Demnach ergibt sich seit mehr als einem halben Jahr ein einheitlich positives Bild: ca. 80 % des CHEMonitor-Expertenpanels attestieren dem deutschen Chemiestandort „eher gute" oder „gute" Bedingungen (Grafik 9).

Die Zahl der „guten" Bewertungen verharrt dabei nahezu konstant auf einem Niveau von 30 %.

Die zukünftige Entwicklung des Chemieumfelds wird hingegen unerwartet negativ eingeschätzt: Hatten in der Dezember-Befragung noch 6 % für „sich verbessernde" und 60 % für „gleich gut bleibende" Standortbedingungen votiert, so prognostizieren jetzt nur noch 3 % „sich verbessernde" bzw. 44 % „gleich gut bleibende" Bedingungen.

34 % der Befragten glaubt sogar an „sich verschlechternde" Rahmenbedingungen für den Chemiestandort Deutschland (Grafik 10).

Nach einer einjährigen von Optimismus geprägten Phase hat sich das Experten-Panel damit wieder dem Niveau der ersten CHEMonitor-Befragung aus dem November 2006 angenähert.

Dieser Trend ist auch in anderen Branchen zu erkennen, wie eine Analyse der aktuellen Befragungsergebnisse des Handelsblatt Business- Monitors zeigt: Hier hatten zwar mit 27 % der Manager im Vergleich zur chemischen Industrie prozentual weniger für schlechter werdende Standortbedingungen votiert, eine so große Anzahl negativer Bewertungen konnte jedoch seit April 2003 nicht mehr festgestellt werden.


www.chemanager.de