Anlagenbau & Prozesstechnik

Dezentrale Intelligenz

WAGO ist Sponsor der NAMUR Hauptsitzung 2014

28.10.2014 - Das Motto der Namur Hauptsitzung 2014, die am 6. und 7. November 2014 in Bad Neuenahr stattfinden wird, lautet „Dezentrale Intelligenz". Als Sponsor wurde Wago Kontakttechnik gewonnen. CHEManager-Redakteur Dr. Volker Oestreich sprach im Vorfeld der Tagung mit Sven Hohorst, dem geschäftsführenden Gesellschafter von Wago, Ulrich Hempen, dem Leiter des Bereiches Marketmanagement und Dr. Thomas Albers, dem Leiter Technik Automation. Im Mittelpunkt des Gesprächs stand die Modularisierung von Anlagen und die damit verbundenen Herausforderungen an die Automatisierungstechnik.

CHEManager:  Herr Hohorst, Ihr Unternehmen ist einer der Marktführer im Bereich der elektrischen Verbindungstechnik und Automation, besonders in der Gebäude- und Fertigungsindustrie. Wie ist Ihre Entwicklung in der Prozessindustrie?

Sven Hohorst: Die Technologie der Federverbindungsklemme setzt sich auch in der Prozessindustrie durch. Sie ist und bleibt die sicherste elektrische Verbindung für elektrische Leiter, gerade in rauen Umgebungen. Daher ist sie ideal für die Prozessindustrie mit ihren vielfach auch im Freien installierten Anlagen. Mit innovativen Produkten haben wir unsere Position als Weltmarktführer in der elektrischen Verbindungstechnik ausgebaut, aber auch mit unseren Automatisierungslösungen sehen wir uns als Vorreiter. So konnte sich Wago zu der jetzigen Größe von über 600 Millionen Euro Umsatz entwickeln. Unsere Technik steht für zentrale, aber insbesondere auch für  intelligente, dezentrale und modulare Produktionseinheiten. Dies gilt für die Gebäude- und Fertigungs-, aber auch für die Prozessindustrie. Unsere Entwicklung ist auch in diesem Markt überdurchschnittlich positiv.

CHEManager:  Wo liegt Ihre Motivation für diesen Markt, wo sie doch sehr erfolgreich in der Fertigungs- und Gebäudeautomation sind?

S. Hohorst: Als weltweit größter Markt bietet uns die Prozessindustrie ein enormes Potential. Letztendlich gibt es überall dort, wo zwei Leiter miteinander verbunden oder Anlagen gesteuert werden, Anwendungen für unsere Produkte. Das schafft Raum für Wachstum außerhalb der Konjunkturzyklen. Entscheidend aber ist: Wir sehen uns mit unseren modularen Automatisierungslösungen als Vorreiter. Was jetzt als „Industrie 4.0" derzeit in den Medien Aufmerksamkeit erzeugt, ist ja nicht erst jetzt entstanden, sondern ist ein Prozess, der vor vielen Jahren begonnen hat. Wir haben uns schon lange auf diesem Weg befunden, Fabriken modular und auch dezentral zu automatisieren. Dieses Know-how kommt uns auch in der Prozessindustrie zugute.

Wie definieren Sie die besonderen Benefits, die Wago der Prozesstechnik zu bieten hat?

S. Hohorst: Sicherlich sind wir einer der kompetentesten Klemmenhersteller weltweit und verfügen auch über das weiteste Produktportfolio in der schraubenlosen Verbindungstechnik. Seit über 20 Jahren ist jedoch auch die Wago-Automatisierungstechnik ein fester Begriff in der Automation. Mit der Einführung des ersten modularen Remote I/O Systems 1995 begann der Erfolgsweg der Wago-Automation. Diese mündete bis zum heutigen Tage in ein modulares und skalierbares Automatisierungssystem mit großer Akzeptanz in der Prozess-, Energie, Industrie- und Gebäudetechnik. Die Systemarchitektur bietet eine hohe Granularität bei den Signalein- und -ausgängen, vielfältige Feldbusschnittstellen und eine hohe Performance bei den programmierbaren Controllern. Ergänzt wird es durch Bedienpanels und Software Tools zur Schaltschrankprojektierung, Systemprogrammierung und Inbetriebnahmetests.

Herr Dr. Albers, als Leiter Technik Automation können Sie bestimmt präzisieren, welche Produkte und Dienstleistungen mit diesen Benefits verbunden sind?

Dr. Thomas Albers: Im Mittelpunkt steht ganz klar unser etabliertes Steuerungssystem der Serie 750, dass wir mit neuen, leistungsfähigen Controller ausgestattet haben. Die CPU Cortex A8 mit 600 MHz sowie 256 MB RAM und Flash sprechen sicherlich schon für sich. Wichtiger sind aber noch die Schnittstellen wie diverse Ethernetprotokolle, CAN, Prodibus, RS 232/485 und noch viele mehr. Die Liste der Attribute, die dann kommt, ist lang: offenes Linux und/oder IEC 61131, Sensorik bis Ex-Zone 0, SD-Karte, WEB-Server und, immer wichtiger werdend, Open VPN und SSL.

Zusammen mit den über 400 unterschiedlichen I/O-Modulen und einer umfassenden Engineeringsoftware sowie einem runden Programm  an HMIs bieten wir dem Kunden damit ein System, mit dem Automationsmodule mit dezentraler Intelligenz ausgestattet und in übergeordnete Anlagen integriert werden können.

In der Namur-Empfehlung NE 148 „Anforderungen an die Automatisierungstechnik durch die Modularisierung verfahrenstechnischer Anlagen" heißt es, dass „... die Funktionen der Modulsteuerungen und des übergeordneten Leitsystems sinnvoll aufgeteilt ..." werden müssen - dann sollte ja die Modularisierung eine Steilvorlage für Ihr Unternehmen sein?

Ulrich Hempen: So ist es! Die NE 148 fordert für flexiblere Produktionsanlagen aus Sicht der Verfahrenstechnik die Modularisierung der Prozesse und daraus folgend auch die Modularisierung der Automation. Dies ist tatsächlich die Steilvorlage für unser Automatisierungssystem, welches genau diese entscheidenden Vorteile bietet: Modularität, Skalierbarkeit auf einzelne Module einer Prozessanlage, verbunden mit Systemschnittstellen, die auf offenen Standards in der Industrie basieren.

Zur Modularisierung gehört ja auch die Einbindung der dezentralen intelligenten  Komponenten in das System. Dafür wäre ein herstellerneutrales Protokoll wünschenswert.  Gibt es da schon Schritte zu einer übergreifenden Standardisierung?

U. Hempen: Natürlich muss es offene Schnittstellen geben, damit sich Komponenten und Module unterschiedlicher Hersteller einfach miteinander verschalten lassen. Auf Feldbusebene kann man  das mit Ethernet heute als gelöst betrachten, selbst wenn es dort unterschiedliche Dialekte gibt. Darauf aufbauend ist aber sicherlich die Frage, wie auf Applikationsebene Daten und Parameter ausgetauscht werden. Die Einbindung dezentraler Module in überlagerte Systeme bedarf auf dieser Ebene Festlegungen, an denen die Namur arbeitet. Die Frage der Standardisierung sehen wir relativ emotionslos. Wichtig ist, dass Schnittstellen offen und akzeptiert sind. Wenn dann noch der Standard kommt, umso besser. Es gibt viele Beispiele, die aber zeigen, dass es ohne auch geht.

Heißt das, die PNK können inklusive ihrer Programme in vorhandene Systemarchitekturen eines anderen Herstellers integriert werden?

U. Hempen: Das ist das Ziel. Der Einsatz von verfügbaren Standards für die Kommunikation ist die Basis. Auf Applikationsebene werden wir auf der Namur Hauptsitzung einen Vorschlag vorstellen.

In welchen Zeiträumen denken Sie da?

S. Hohorst: Diesbezüglich denken wir in kurzen Zeiträumen. Wago wird, wie Herr Hempen gerade schon gesagt hat, auf der kommenden Hauptsitzungt ein Lösungskonzept vorschlagen. Unser Produktportfolio der Automatisierungstechnik steht als hochmodulares System  zur Verfügung, hat die notwendigen Systemschnittstellen und bietet eines der ausgereiftesten Automatisierungslösungen für die dezentrale Automation. Kunden können also bestellen.

Die Modularisierung verfahrenstechnischer Anlagen kann als ein Schritt in Richtung Industrie 4.0 verstanden werden, die bisher überwiegend in der Fertigungsautomation diskutiert wird. In wieweit bedeutet die Weiterentwicklung von der aktuellen zentralen Automation hin zu einer flexiblen feldnahen Automation einen Strategiewandel sowohl für die Anwender als auch für die Hersteller von Automatisierungstechnik?

T. Albers: Es ist tatsächlich ein gedanklicher Neuansatz für die unterschiedlichen beteiligten Gruppen nötig. Die Anwender der Automatisierungstechnik werden sich in den nächsten Jahren mehr und mehr daran gewöhnen, dass sie zunehmend Know-how an Modulhersteller abgeben. Mit der Zeit werden sich die Vorteile, wie z.B. Kostenreduzierung, Time to Market, Konzentration auf das Kern-Know-how durchsetzen und die Bereitschaft der Anwender, loszulassen, wird wachsen. Es wird erkennbar werden, dass Durchgriff auf das letzte Bit weder nötig noch sinnvoll ist.

Die Hersteller werden ihrer gewachsenen Verantwortung in Bezug auf Service und Maintenance gerecht werden müssen, wenn sie dauerhaft bei der neuen Aufgabenverteilung mit an Bord bleiben wollen. Dem kann man aber gelassen entgegensehen, weil der Markt das regeln wird.

Heißt das, dass sich Ihr Unternehmen mit neuen Geschäftsmodellen auf diesen Prozess einstellen wird?

T. Albers: Es ist selbstverständlich nicht unser Plan, Hersteller von verfahrenstechnischen Automationsmodulen zu werden. Sehr wohl werden wir aber unseren Kunden, die diese Module herstellen und automatisieren, als Backend mit Automatisierungs-Expertise und 24-Stunden-Service supporten. Das machen wir ja auch schon heute.

Auf welches Highlight bei der bevorstehenden Namur Hauptsitzung 2014 freuen Sie sich besonders?

S. Hohorst: Für mich ist die gesamte Namur-Hauptversammlung ein Highlight. Ich freue mich auf viele anregende Gespräche - und natürlich auf unseren Beitrag und das Feedback der Teilnehmer. Ich glaube, ich verspreche nicht zu viel, wenn ich sage: Wago wird auf der Namur Hauptsitzung etwas präsentieren, das viel Beachtung finden wird!

U. Hempen: Neben den vielen Neuigkeiten in der Prozessautomation und damit verbundenen Diskussionen mit den Teilnehmern freue ich mich wie Herr Hohorst vor allem auf den Augenblick der Vorstellung unseres neuen Konzeptes zur modularen Automation.

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