Anlagenbau & Prozesstechnik

Frischer Wind in den Chef-Etagen

29.06.2013 -

Frischer Wind – Private Equity verändert Anforderungen an Chef-Etagen. Der Wandel in der bisher noch stark fragmentierten Chemiebranche gewinnt an Fahrt.

Fusionen und Übernahmen gehen dabei nicht mehr nur von den großen Unternehmen wie BASF oder Akzo Nobel aus, sondern werden zunehmend durch Beteiligungsgesellschaften wie Blackstone, Apollo Management, Advent, Carlyle und asiatische Staatsfonds forciert.

Eine aktuelle Studie von Spencer Stuart zeigt, dass dieser Konsolidierungsprozess einen bestimmten Typus Manager erfordert, der besondere Führungsqualitäten mitbringen muss. Private Unternehmensbeteiligung (Private Equity) gibt es bereits seit Jahren in der Chemieindustrie. Rund ein Viertel der Übernahmen aus der jüngeren Zeit gehen auf das Konto privater Käufer.

Experten erwarten, dass Beteiligungskapitalgeber ihr Engagement in diesem Sektor sogar noch deutlich ausweiten werden. Dies würde durchaus Vorteile mit sich bringen.

Wie die von Spencer Stuart veröffentlichte Studie „Private Equity: Changing the face of chemicals leadership" zeigt, kann das Private Equity-Konzept zu größerer Effizienz von Chemiefirmen beitragen und somit ihre Wertschöpfung deutlich erhöhen.

 


Neue Spielregeln

Beteiligungsfirmen verändern die Spielregeln. Private Equity brachte zusätzliche Investoren und neues Kapital in die Branche. Dadurch wurde die Finanzierungsbasis insbesondere auch für wachstumsorientierte Projekte erweitert.

Auch verfügen typische Investments meist über einen Zeithorizont von drei bis fünf Jahren, was größere Veränderungen erlaubt. Vorstandsvorsitzende von Portfolio-Unternehmen können neben der kurzfristigen Cash-Orientierung zudem üblicherweise auch eine längerfristige Strategie verfolgen.

Sie sind nicht gezwungen, quartalsweise Rechenschaft abzulegen und die kurzfristigen Erwartungen der Börse zu erfüllen. In der chemischen Industrie ist das Vorgehen von Private Equity- Unternehmen eindeutig strategisch geprägt.

Davon können sowohl die Beteiligungsgesellschaften als auch die derzeit stark fragmentierte Branche profitieren. Die Private Equity-Formel Langzeit-Investitionen mit Fokus auf Konsolidierung bieten insbesondere in der Spezial-Chemieindustrie hohe Gewinnchancen. Kosten können reduziert und Unternehmen zu Führern in ihrem Segment entwickelt werden.

Private Equity-Firmen können Unternehmen bei der Restrukturierung unterstützen, indem sie diese vom Markt nehmen und so Raum für Veränderungen schaffen. Im Zentrum stehen dabei Umsatz- und Effizienzsteigerung sowie eine strikte Kontrolle der Kosten, um wirtschaftlichen Wert zu schaffen.

Portfolio-Unternehmen achten daher typischerweise vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen sehr genau auf ihre Investitionen, ihre Finanzierungsstruktur und auf ihr Ergebnis.

Schulden sind häufig ein bedeutender Katalysator für Veränderungen, die Private Equity-Firmen innerhalb kürzester Zeit umsetzen wollen.

Stark verschuldete Unternehmen stehen unter dem Druck, ihre Performance umgehend zu verbessern. Kein Investor möchte dabei dem Unternehmen benötigtes Kapital oder Mittel für Forschung und Entwicklung vorenthalten.

Die Marschrichtung ist klar: Unternehmen im Portfolio nach einem Zeitraum von drei bis fünf Jahren profitabel wieder zu veräußern, hat oberste Priorität. Kapitalbeteiligungsgesellschaften setzen häufig erfahrene Manager in die Aufsichtsgremien von Portfolio- Unternehmen ein und unterstützen diese dabei, die angestrebte Strategie umzusetzen.

Aufsichtsräte in Portfolio-Unternehmen bewegen sich dabei wesentlich näher am operativen Geschäft. Ihre Aufgabe ist es, die richtigen strategischen Akzente zu setzen, ein leistungsstarkes Führungsteam zu bilden und sich auf die richtigen Ziele zu konzentrieren.

 


Die erfolgreiche Führungskraft

Ein intensiver Fokus auf Resultate und Fremdfinanzierung stellt die Entscheider in Portfolio-Unternehmen vor eine einzigartige Situation. Um in diesem Umfeld erfolgreich zu sein, müssen die Führungskräfte eine spezifische innere Haltung mitbringen.

Dazu gehört das ständige Bestreben, über den status quo hinauszuwachsen und jederzeit ansprechbar und innerhalb des Unternehmens sichtbar zu sein. Als gute Kommunikatoren sollten die Entscheidungsträger zudem die Ziele des Unternehmens gut vermitteln können.

Weiterhin sind Entscheidungskraft und klare Orientierung an Kennzahlen gefragt. Vorstandsvorsitzende müssen in einem von Private Equity geprägten Umfeld das EBITDA verbessern, die Geldmittel so steuern, dass der Schuldenstand sinkt und das Unternehmen für einen künftigen Verkauf an Wert gewinnt.

Führungskräfte müssen mit dem hohen Tempo, das das Private Equity- Team vorgibt, Schritt halten können. Zudem wird in Portfolio-Unternehmen ein häufiger und transparenter Austausch über alle relevanten Geschäftsbelange zwischen Vorstand und dessen Aufsichtsrat erwartet. Positiven Wandel ermöglichen.

Welcher Manager-Typus wird in einem Private-Equity Unternehmen erwartet? Um positiven Wandel zu ermöglichen, ist überdurchschnittlich energisches Handeln und Unternehmertum gefordert. Die Aufgabe ist, durch einschneidende Veränderungen neuen Unternehmenswert zu schaffen.

Der passende Kandidat ist daher ein mit Leidenschaft und viel Energie ausgestatteter Organisationsentwickler. Führungskräfte in Portfolio-Unternehmen sind ständig in Bereitschaft, sie müssen noch tiefer mit Geschäftsdetails vertraut sein als es von ihren Pendants in börsennotierten Aktiengesellschaften gefordert wird.

Wenn Vorstände in der Vergangenheit scheiterten, dann weil sie sich der neuen Anforderungen nicht bewusst waren und versuchten ihre bisherige Herangehensweise fortzuführen. Wer sich für Führungspositionen in einem Portfolio-Unternehmen interessiert, sollte sich gründlich über Hintergrund und bisherige Aktivitäten der Beteiligungsgesellschaft informieren.

Wie geht sie vor? Passt die Kultur zur persönlichen Vorstellung? Es ist wichtig, die Stärken und Schwächen der Beteiligten zu kennen, und sich ein Bild von der Strategie und den Zukunftsaussichten zu machen.

Selbstverständlich sollte sich der Kandidat auch intensiv mit dem Portfolio-Unternehmen auseinandersetzen: Marktumfeld, wirtschaftliche Treiber, Leistungsfähigkeit, Einschätzungen von Kreditgebern - das sind nur einige der relevanten Faktoren. Der Kandidat sollte letztendlich so von dem Unternehmen überzeugt sein, dass er selbst bereit wäre, es zu kaufen.

 


Herausforderungen und neue Chancen

Festzuhalten bleibt also: Private Equity stellt neue Anforderungen an Entscheider in der Chemiebranche. Dies bedeutet einerseits neue Herausforderungen, andererseits aber auch vermehrt neue Chancen für engagierte Führungspersönlichkeiten.

Diese Führungskräfte verfügen über unternehmerisches Know-how, gepaart mit Sinn für die Dringlichkeit einer Sache. Sie können sich schnell auf neue Gegebenheiten einstellen und pflegen eine enge Geschäftsbeziehung zum Aufsichtsrat.

 


Kontakt
Dr. Wolfgang Zillessen

Spencer Stuart, Frankfurt am Main
Tel.: 069/610927-0
Fax: 069/610927-50
contact@spencerstuart.com

 

 

 

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