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InfraServ Wiesbaden - Inbetriebnahme der neuen Dünnschlammentwässerungsanlage

Erwartete Kosteneinsparung von jährlich knapp 1 Million Euro für die Standortgemeinschaft des Industrieparks

04.04.2022 - Neue ISW-eigene Entwässerungsanlage für Dünnschlammfraktionen der Abwassereinigung wurde zum 1. April 2022 in Regelbetrieb genommen

InfraServ Wiesbaden (ISW) betreibt seit 1972 auf der Rheininsel Petersaue eine Biologische Abwasserreinigungsanlage (BARA) als wesentlichen Teil der Infrastruktur des Industrieparks Wiesbaden. Im Reinigungsprozess fallen durchschnittlich etwa 15 m3 pro Stunde Überschussschlamm an, der wegen seines geringen Trockensubstanz-Anteils von unter 5 % als „Dünnschlamm“ bezeichnet wird. Dieser Dünnschlamm wurde in den vergangenen Jahren über eine rund vier Kilometer lange Rohrleitung zum Wiesbadener Klärwerk gepumpt, das von den Entsorgungsbetrieben der Landeshauptstadt Wiesbaden (ELW) betrieben wird. Dort wurde der Dünnschlamm gemeinsam mit städtischen Schlammfrachten im Faulturm verwertet, entwässert und abgepresst. Der übrigbleibende Filterkuchen wurde für die thermische Verwertung zur Klärschlammverbrennungsanlage im Industriepark Frankfurt-Höchst transportiert.

ISW hat zum Monatsanfang April 2022 ein alternatives Verfahren in Betrieb genommen, das dem Industriepark Kosteneinsparungen von jährlich etwa 0,9 Mio. EUR ermöglicht. Mit Blick auf die Effizienz des Gesamtverfahrens schlägt zudem positiv zu Buche, dass die energieintensive Pumpstrecke von zuvor vier Kilometern bis zur ELW-Anlage auf weniger als 500 Meter verkürzt worden ist. Der Standort der neuen Dünnschlammentwässerungsanlage und das dazugehörige Feststoffsilo befinden sich direkt gegenüber der Peterstaue und der BARA innerhalb der umzäunten Industrieparkgrenze am Rheinufer der Festlandseite.

Planmäßige Projektrealisierung
InfraServ Wiesbaden hat etwa 4,4 Mio. EUR in die neue Anlage investiert. Der Industrieparkbetreiber konnte auch bei diesem Infrastrukturprojekt den veranschlagten Budget- und Zeitrahmen einhalten. Diese Leistung nach Plan wurde auch schon bei den letzten großen Infrastrukturprojekten an den Tag gelegt:

  • Im Juli 2021 wurde zuletzt das neue Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerk (GuD) in Vollbetrieb genommen,
  • im April 2020 das neue Gefahrstofflager.

Die Errichtung der Gesamtanlage für die neue Schlammentwässerung wurde in nur neun Monaten Bauzeit realisiert. Sämtliche behördlichen und sicherheitstechnischen Auflagen wurden erfüllt, die finale Brandschutzabnahme erfolgte Anfang März 2022.

Mehr als 20 Firmen aus unterschiedlichen Fachgewerken waren an der komplexen Projektarbeit beteiligt. Während die Gesamtprojektleitung in den Händen von InfraServ Wiesbaden war, kamen der ISW-Tochtergesellschaft ISW-Technik erneut Schlüsselaufgaben zu. Sie kümmerte sich um die Planung und Umsetzung der Rohrleistungs- und Elektroarbeiten wie auch der Regelungs- und Verfahrenstechnik und koordinierte die Montage der Gesamtanlage.

Jörg Kreutzer, ISW-Geschäftsleiter, sagte: „Wir sind sehr stolz auf unsere Mannschaften und danken den Kolleginnen und Kollegen der ISW-Gruppe ebenso wie den anderen, sehr zahlreichen Projektpartnern, die dazu beigetragen haben, dass wir auch dieses wichtige Infrastrukturprojekt für den Industriepark planmäßig haben realisieren können. Wir haben damit einen weiteren Schritt getan, um unseren Standortkunden dauerhaft wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen für die Produktion hier im Industriepark in der hessischen Landeshauptstadt zu bieten.“

Im Zuge der Planungs- und Umsetzungsarbeiten haben die Entsorgungsbetriebe ELW und der Industrieparkbetreiber ISW in beiderseitigem Einvernehmen vereinbart, das für den früheren Entsorgungsprozess zugrundeliegende Vertragsverhältnis mit Wirkung 1. April 2022 aufzulösen.

Einsatz moderner Technologien
Herzstück der neuen ISW-betriebseigenen Dünnschlammentwässerungsanlage sind zwei Dekanter mit einem Durchsatz von jeweils 10 bis 25 m3 Dünnschlamm pro Stunde. Werden Fest-Flüssig-Gemische mit einem hohen Anteil an Feststoff getrennt, kommen sogenannte Dekantierzentrifugen zum Einsatz. Die hohen Zentrifugalkräfte trennen aufgrund unterschiedlicher Dichten die feinen Feststoffe aus der Suspension ab. Einer der Dekanter befindet sich im Regelbetrieb, der zweite dient als Redundanzgerät für Wartungen oder bei Ausfällen des Erstgeräts.

Bei normalem Industrieparkbetrieb und durchschnittlicher Auslastung der BARA fallen mit der neuen ISW-Dünnschlammentwässerungsanlage pro Jahr etwa 15.000 Tonnen Filterkuchen an, der zunächst in einem neu errichteten Silo zwischengelagert wird. Regelmäßig werden diese Stoffe wie früher zur hochmodernen Klärschlamm-Verbrennungsanlage im Industriepark Höchst abtransportiert und dort thermisch entsorgt. Erst nach dieser Entwässerungsstufe per Dekanter wird der Klärschlamm als entwässerter Schlamm mit seinem deutlich höheren Feststoffanteil offiziell als „Abfall“ bezeichnet. Es handelt sich dabei gemäß offiziellen Deklarationen um „nicht gefährliches“ Material.

Das per Dekanter abgezogene Dekantat wird erneut dem Klärprozess zugeführt. Die Verfahrensänderung hat unterm Strich wenig Einfluss auf die Qualität des nach der Reinigung in den Rhein eingeleiteten Abwassers aus dem Industriepark. Die hohen Gewässer- und Umweltschutzstandards der Biologischen Abwasserreinigungsanlage und des Industrieparkbetriebs bleiben unverändert bestehen.

Rückkehr zum ISW-Eigenbetrieb
Im Jahre 1982 war auf der Petersaue schon einmal eine erste Dünnschlammentwässerungsanlage als integraler Teil der BARA eingeweiht worden und anschließend rund 24 Jahre in Betrieb. Ab 2006 und der Realisierung einer Entsorgungsleitung zum städtischen ELW-Klärwerk wurde sie nicht mehr genutzt und in den Folgemonaten weitgehend demontiert. Seit April 2022 bewerkstelligt InfraServ Wiesbaden die Dünnschlammentwässerung mit einer neuen Anlage nun wieder in Eigenregie.

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