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Kunststofferzeuger trotzen schwierigem Marktumfeld

Kunststoffproduktion in Deutschland wächst 2021 auf 21,3 Mio. t

05.05.2022 - Eine wiedererstarkte Nachfrage im In- und Ausland sorgte bei den Kunststofferzeugern in Deutschland für ein Plus bei Beschäftigung, Produktion und Umsatz im Jahr 2021. Die Unternehmen trotzten der volatilen Lage und profitierten dabei vom leichten Wiederanziehen der Konjunktur nach dem Corona-Einbruch.

Das Jahr 2021, so befand der scheidende Vorstandsvorsitzende von Plastics Europe Deutschland, Michael Zobel, vor Medienvertretern in Hamburg, sei von wirtschaftlichen Aufs und Abs geprägt gewesen, sodass Stabilität nie wirklich einkehrte. Dämpfer aufgrund neuerlicher Lockdowns, Materialknappheit an den Märkten und strapazierte Lieferketten waren laut Dr. Zobel ebenso Gründe hierfür wie deutlich gestiegene Preise für Vorprodukte und Energie. Gerade in diesem Kontext habe sich die Branche wacker geschlagen und ein erfolgreiches Geschäftsjahr verbucht, so Dr. Zobel. So stieg die Kunststoffproduktion in Deutschland 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 17,2 % auf 21,3 Mio. t. Der Gesamtumsatz (im In- und Ausland) der Kunststofferzeuger stieg um 33,8 % auf 31 Mrd. EUR und resultierte zu gleichen Teilen aus dem Mengenwachstum und gestiegenen Preisen. Die Resilienz der Branche ging laut Zobel sowohl auf die Möglichkeit zurück, Preissteigerungen aufgrund der hohen Nachfrage teilweise weitergeben zu können, als auch auf die Flexibilität der Unternehmen – etwa über Umstellungen ihrer Kunden auf Kunststoffe, die eine höhere Liefersicherheit hatten oder mit externen Zukäufen von Vorprodukten, die üblicherweise intern hergestellt werden.

Dabei machte Zobel deutlich, dass die wirtschaftliche Volatilität der Pandemiezeit nicht mit den Herausforderungen und Auswirkungen des derzeitigen Ukraine-Kriegs vergleichbar sei. So gefährde der russische Angriffskrieg in Osteuropa die Rohstoffsicherheit, verteure die Energie maßgeblich und störe oder unterbreche Transportwege sogar komplett. Insgesamt drohe aufgrund deutlich höherer Produktionskosten in Kombination mit einer eingetrübten Weltkonjunktur ein Einbruch bei Kaufkraft und Nachfrage. Inwiefern Kunststofferzeuger in diesem Umfeld Preissteigerungen weitergeben können wie noch in 2021 sei fraglich.

Außerdem nahm Zobel Bezug auf die Debatte rund um das Thema Erdgas-Embargo: „Gut 44 % des gesamten Energieverbrauchs der Kunststofferzeuger entfallen auf Erdgas, vor allem als Energieträger für Großanlagen. Bei einem Gasembargo würden Teile der Produktion zum Stillstand kommen, da unsere Unternehmen diese Großanlagen abschalten müssten – und diese können nicht einfach mal aus- und wieder eingeschaltet werden. Daher ist unsere Haltung ein klares Nein zu einem Gasembargo!“ Zugleich mahnte Zobel, dass die energieintensive Industrie jetzt in der Verantwortung stehe, die Fehler der Vergangenheit, mit denen Deutschland sich in die Energieabhängigkeit gebracht hat, so zügig wie möglich anzugehen.

Zobel nahm auch Stellung zum Kunststoffmarkt und den Handelsbeziehungen der Branche mit den drei betroffenen Ländern: Grundsätzlich seien Russland, aber auch die Ukraine und Belarus keine bedeutenden Handelspartner für die deutsche Kunststoffindustrie. Der Export nach Russland entsprach 2021 2,6 % des weltweiten Exports von Kunststoffen aus Deutschland. Der Export in die Ukraine und nach Belarus liegt bei unter einem Prozent. Die Importe nach Deutschland aus allen drei Ländern gemeinsam liegen bei rund einem Prozent.

Fakt sei aber auch, dass sich die Exporte Russlands nach Deutschland von 2019 bis 2021 mehr als verdreifacht haben. Diese Mengen könnten also dem deutschen Markt fehlen, auch wenn vieles von den Unternehmen in Deutschland aufgefangen werden dürfte. „Relevanter als der Kunststoffhandel sind für unsere Branche vielmehr die indirekten Auswirkungen aufgrund der Schwächung unserer Kunden: Etwa fehlen Kabelbäume für die Automobilindustrie oder auch Neongas und Palladium aus Russland und der Ukraine, die zur Herstellung von Halbleiterchips verwendet werden“, so Zobel. „Die Auswirkungen des Krieges auf die Lieferketten unserer Industrie hingegen, schätzen wir als schwerwiegender ein. Insbesondere, da die Lieferketten bereits vor dem Krieg stark angespannt waren.“

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