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Neue Risiken durch betriebliche Veränderungen - Teil 1

Physische Veränderungen

04.07.2012 - Personen und Sachwerte zu schützen und Betriebsunterbrechungen zu vermeiden ist eine der wichtigsten Managementaufgaben. Die Herausforderung: Viele Gefahren sind nicht immer auf den ersten Blick erkennbar. CHEManager stellt regelmäßig Risiken und Lösungsansätze vor, auf die Sicherheitsbeauftragte und Werksleiter ein besonderes Augenmerk legen sollten - von A wie Ammoniak bis Z wie Zutrittskontrolle.

Neue Risiken durch betriebliche Veränderungen - Teil 1: Physische Veränderungen.

Risiken durch betriebliche Veränderungen

Jede betriebliche Veränderung - auch wenn sie noch so unbedeutend erscheint oder keinen direkten Bezug zum Schutz von Sachwerten hat - kann das Gesamtrisiko eines Chemieunternehmens nachhaltig beeinflussen. Zwar beruhen Veränderungen im Allgemeinen auf dem Wunsch, betriebliche Verbesserungen zu erreichen. Doch können dabei neue Risiken entstehen, die immense Sachschäden, langfristige Betriebsunterbrechungen und den Verlust von Marktanteilen verursachen können, wenn die Restrukturierungen im Betrieb nicht punktgenau koordiniert und vorausschauend geplant werden.

Neben Neuerungen bei Zulieferern und im Vertrieb, veränderten externen Einflüssen oder personellen Umstrukturierungen, sollte vor allem bei physischen Veränderungen wie baulichen Maßnahmen oder dem Erwerb neuer Anlagen und Technologien das Risiko genau ermittelt werden, bevor entsprechende Schritte vorgenommen werden.

Brandrisiken durch bauliche Veränderungen
Sehr gut sichtbar sind die Auswirkungen betrieblicher Veränderungen auf die Risikostruktur bei Baumaßnahmen. Ob Neubau oder Renovierung, fast alle baulichen Veränderungen erfordern Heißarbeiten, die immer ein besonderes Brandrisiko bedeuten. Insbesondere, wenn Drittfirmen die Arbeiten übernehmen, ist das Brandrisiko deutlich erhöht, da sich deren Mitarbeiter oft nicht auf dem Werksgelände auskennen. Auf eine gewissenhafte Unterweisung in die Sicherheitsvorschriften darf auf keinen Fall verzichtet werden, weil externe Arbeitskräfte meist nicht über das entsprechende chemische Fachwissen verfügen. Dabei kann ein einzelner Funke ausreichen, um folgenschwere Brände und Explosionen auszulösen. Selbst wenn die Arbeiten nicht in den hoch gefährdeten Bereichen des Werks durchgeführt werden, bleibt das Brandrisiko bestehen. Denn auch in Außenbereichen oder in der Nähe von Verwaltungsgebäuden können sich zwischengelagerte Substanzen befinden, die einmal entzündet Brände entfachen können, die auf andere Gebäudeteile mit weitaus größerem Gefahrenpotential überspringen können. Auch können Funken in Ritzen und Spalten fallen, wo sie unentdeckt noch stundenlang schwelen, bevor sie zu einem Brand führen.
Es empfiehlt sich daher, Drittfirmen bereits vor der Auftragsvergabe genau zu prüfen und diese auf die gleichen Verhaltensregeln zu verpflichten, deren Einhaltung auch von den eigenen Mitarbeitern erwartet wird.

Lückenhafter Brandschutz
Einige Baumaßnahmen erfordern, dass die Wasserversorgung unterbrochen wird. Damit kann gleichermaßen der automatische Sprinklerschutz außer Betrieb sein und bietet dann keinen Schutz mehr. Gleiches gilt, wenn der Strom in einigen Bereichen abgestellt werden muss, da dann spezielle Vorrichtungen wie Schleusen, Brandschutztüren, Absaugvorrichtungen und teilweise auch Alarmanlagen außer Funktion sein können. Es muss daher sichergestellt werden, dass die erhöhte Brandgefahr mit den bestehenden Schutzvorrichtungen handhabbar bleibt. Andernfalls muss der Brandschutz erweitert werden - sonst wäre das Werk für die Zeit der Umbaumaßnahmen nicht ausreichend geschützt.

Neuralgische Punkte: Spezialanlagen
Werden neue Spezialanlagen in Betrieb genommen, gilt es bereits im Vorfeld potenzielle neue Risiken zu prüfen, vor allem in Bezug auf Produktionsunterbrechungen und Brandschutz. Gerade Spezialanlagen werden oft bis an ihre Belastungsgrenze hochgefahren, um eine gestiegene Kundennachfrage befriedigen zu können. Fällt eine solche Anlage aus, gibt es möglicherweise keinen schnellen Ersatz, und die Produktion steht still. Zwar besteht die Möglichkeit, andere Anlagen ebenfalls über längere Zeiträume stärker auszulasten. Damit erhöht sich jedoch auch bei diesen Anlagen die Schadenwahrscheinlichkeit. Zugleich ist die Anlage dauerhaft so sehr ausgelastet, dass unter Umständen keine Zeit für erforderliche Wartungsarbeiten bleibt. Überhitzt die Anlage oder treten andere technische Fehler auf, müssen die erforderlichen Brandschutzmaßnahmen greifen. Ist ein neuer Zulieferer von einer solchen Spezialanlage abhängig, sollten Abnehmer möglichst auf andere Anbieter ausweichen können oder Materialvorräte anlegen, um langfristige Produktionsunterbrechungen zu vermeiden.

Strategische Neuausrichtungen mit überraschenden Konsequenzen
Auch die strategische Unternehmensplanung kann erhebliche physische Veränderungen mit sich bringen und das Risikopotential erhöhen. So kann durch die Zusammenlegung von Standorten oder Geschäftsbereichen der größte vorhersehbare Sachschaden und auch der größte denkbare Betriebsunterbrechungsschaden deutlich steigen, weil sich auch der Produktionsablauf und somit die gesamte Wertschöpfungskette auf weniger Standorte konzentriert. Das Unternehmen wird in dieser Phase deutlich verletzlicher. Gleiches gilt, wenn im Rahmen von Expansionsbestrebungen neue Anlagen errichtet oder Standorte in Betrieb genommen werden. Treten hier Probleme auf, sind oft Betriebsunterbrechungen die Folge.
Firmenübernahmen oder Fusionen hingegen führen oft zu Stellenabbau. Mit dem Verlust von Mitarbeitern geht auch ein Verlust von Fachwissen einher. Vor allem in Hinblick auf Sicherheit und Notfallschutz kann dies für ein Chemieunternehmen besonders schmerzhaft sein, da ohne entsprechend geschultes Personal die Effektivität der Notfallorganisation und vorbeugender Schutzmaßnahmen nicht garantiert werden kann. Änderungen im personellen Bereich sollten auch über ein „Management of Change"-Programm abgedeckt werden und somit in der Sicherheitsanalyse für die Prozesse betrachtet werden.

Zugleich können mit einer neuen Unternehmensstrategie die Einführung neuer Produkte, Prozesse und Systeme sowie der Einsatz von Mitarbeitern an ihnen bislang unbekannten Standorten einhergehen. Auch hier können neue Gefahren und Risiken lauern. Es empfiehlt sich, die Risikoexposition des Unternehmens auf den Prüfstand zu stellen und das betriebliche Risikomanagement in allen erforderlichen Belangen neu zu justieren oder entsprechend der physischen Veränderungen auszubauen.

Erfahren Sie im zweiten Teil mehr über die Auswirkungen veränderter externer Einflüsse sowie neue Risiken durch Veränderungen bei Zulieferern und im eigenen Vertrieb.

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