Anlagenbau & Prozesstechnik

Neue Risiken durch betriebliche Veränderungen - Teil 3

Auswirkungen personeller Veränderungen und menschliche Faktoren

04.07.2012 - Personen und Sachwerte zu schützen und Betriebsunterbrechungen zu vermeiden ist eine der wichtigsten Managementaufgaben. Die Herausforderung: Viele Gefahren sind nicht immer auf den ersten Blick erkennbar.

Neue Risiken durch betriebliche Veränderungen - Teil 3: Auswirkungen personeller Veränderungen und menschliche Faktoren. CHEManager stellt regelmäßig Risiken und Lösungsansätze vor, auf die Sicherheitsbeauftragte und Werksleiter ein besonderes Augenmerk legen sollten - von A wie Ammoniak bis Z wie Zutrittskontrolle.

Nicht nur Baumaßnahmen, Umweltfaktoren und Veränderungen in der Unternehmensstrategie oder bei Zulieferern können sich auf die Risikostruktur eines Chemiebetriebs auswirken. Veränderungen in der Personalstruktur haben ebenfalls einen Einfluss auf das Gesamtrisiko des Unternehmens, auch wenn zumeist eher technische Faktoren und Umwelteinflüsse im Fokus von Schadenverhütungsmaßnahmen stehen.

Outsourcing kann zu Wissensverlust führen
Ein weit verbreitetes Phänomen in der globalisierten Wirtschaft mit internationalen Lieferketten ist das Outsourcing ganzer Unternehmensbereiche an externe Dienstleister und Zulieferbetriebe. Auf diese Weise werden häufig auch Teile der Produktion in Länder mit niedrigerer Lohnstruktur ausgelagert, so dass sich günstigere Kostenstrukturen ergeben. In Folge der Verlagerung von Arbeitsplätzen kann aber auch in erheblichem Maße Erfahrung und Fachwissen verloren gehen, das nicht unmittelbar durch Schulungen und neue Mitarbeiter aufgefangen werden kann. Schulungen müssen organisiert werden, und es braucht Zeit, bis alle von den Umstrukturierungen betroffenen Mitarbeiter in ihre neuen Aufgabenbereiche eingeführt wurden. Insbesondere neue Mitarbeiter können nicht über dieselben Erfahrungen mit den betriebsspezifischen Anlagen verfügen wie dienstältere Kollegen. Hinzu kommt, dass Outsourcing-Pläne auch zu einer nachlassenden Loyalität der übrigen Mitarbeiter führen können. Nicht nur aus diesem Grund könnten Qualitätsprobleme auftreten, denn das Unternehmen muss sich schließlich ab sofort auch auf das Engagement Dritter für Qualität, betriebliche Sicherheit und Schadenverhütung verlassen.

Umstrukturierungen: Nicht jeder ist sofort ersetzbar
Immer wenn Veränderungen einen Personalabbau mit sich bringen, muss sichergestellt werden, dass genügend qualifizierte Mitarbeiter im Betrieb verbleiben, um geplante Standardwartungsarbeiten und Tests weiter durchführen zu können. Werden Aufgabenbereiche neu verteilt, muss sichergestellt werden, dass das entsprechende Fachwissen transferiert wird und die neuen Kollegen entsprechende Schulungen erhalten. Denn alle Mitarbeiter müssen die in den neuen Einsatzbereichen vorherrschenden Risiken verstehen, um Gefahren erkennen und antizipieren zu können. Auch die mit einem neuen Aufgabenbereich verbundenen Verantwortlichkeiten müssen eindeutig geklärt sein, damit im Notfall schnell und effektiv reagiert werden kann.

Nicht nur Personalabbau, sondern auch ein Zuwachs der Mitarbeiterzahl am Standort durch Übernahmen oder Fusionen bedeuten, dass sich das Unternehmen gerade in der Übergangsphase auf eine Zunahme von Fehlern und Unfällen aufgrund von höherer Arbeitsbelastung und Stress vorbereiten muss. Ein Kommunikationsplan kann helfen, dass Mitarbeiter über alle wichtigen Details rechtzeitig informiert sind und die Möglichkeit erhalten, auf Fehlentwicklungen und möglichweise nicht jedem Mitarbeiter sofort ersichtliche Gefährdungen aufmerksam zu machen.

Auch personelle Veränderungen haben zum Ziel, Verbesserungen im Unternehmen zu erreichen, selbst wenn sie mit teilweise schmerzhaften Schritten wie Personalabbau einhergehen. Sie können neue Risiken für das Unternehmen bedeuten, die erhebliche Sachschäden, langfristige Betriebsunterbrechungen und den Verlust von Marktanteilen nach sich ziehen können, wenn im Rahmen des Risikomanagements keine entsprechenden Vorkehrungen getroffen wurden. Insbesondere in der Chemieindustrie müssen betriebliche Veränderungen genau durchdacht, ihre Auswirkungen auf die Risikostruktur des Unternehmens gewissenhaft analysiert und notwendige Anpassungen rechtzeitig durchgeführt werden. Dies kann und sollte mittels des „Management of Change"-Programms als integraler Bestandteil des Prozesssicherheitsmanagements analysiert werden.

Das Risikopotential ist hoch, aber es gibt Mittel und Wege, die Exposition eines Unternehmens deutlich zu verringern und drohende Gefahren frühzeitig zu erkennen. Die Großzahl aller Schäden ist in der Tat vermeidbar, und dies mit im Vergleich zum potenziellen Schaden geringem Aufwand.

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