Logistik & Supply Chain

Packwise: IoT-Füllstandsensor hilft Kosten sparen

Packwise Smart Cap macht Prozesse transparent und schont die Umwelt

17.02.2020 -

Das Telefon müssen Pieter Steenbeeks Mitarbeiter jetzt seltener benutzen. Wenn sie wissen wollen, ob beim Kunden ein Konservierungsmittel oder ein Schaumreiniger nahezu aufgebraucht sind, schauen sie einfach auf ihren Computerbildschirm. „Bisher mussten wir den voraussichtlichen Verbrauch schätzen und sind manchmal einfach hingefahren oder haben, in bestimmten Fällen, den Kunden anrufen müssen“, erklärt der Servophil Geschäftsführer. Heute übermittelt dem Schweizer Unternehmen ein neuartiger Sensor die notwendigen Informationen für eine punktgenaue Lieferung: die Smart Cap des Dresdner Start-ups Packwise. Sie ermöglicht völlig neue Einblicke in Prozesse und eine kostensparende Logistik.

Intermediate Bulk Container, kurz IBC, sind quaderförmige Transportbehälter aus Kunststoff oder auch Stahl. Sie dienen der Chemie-, Pharma- und Lebensmittelindustrie als Verpackung. Vor allem Flüssiggüter wie Farben oder Säuren werden damit transportiert. Allein in Deutschland sind zirka 10 Mio. IBC im Umlauf. Doch es gibt ein Problem: Viele von ihnen stehen ungenutzt herum, denn 80 % seiner Nutzungsdauer bleibt ein IBC leer. Das ist auch eine ökologische Herausforderung. Wird ein IBC wiederverwendet, können bis zu 96 kg Kohlenstoff­dioxid eingespart werden, die sonst bei der Produktion entstehen. Doch die Logistik rund um die IBC war bisher für viele Unternehmen sehr aufwändig. Packwise entwickelte eine Lösung zur Vereinfachung.

Monitoring für alle Behälter
Die ist heute handtellergroß. In der Packwise Smart Cap, die jetzt auf den Markt kommt, stecken viele Monate Entwicklungsarbeit. Herzstück ist die Sensorik kombiniert mit einem Tracker, der seinen Standort übertragen kann. Die Sensoren erfassen die Temperatur am Container, messen den Füllstand im Inneren und registrieren auch Erschütterungen. Weil die Cap mit wenigen Handgriffen auf jedem Behälter angebracht werden kann, ist sie nicht nur für die Nutzer von IBC attraktiv. „Es lassen sich zum Beispiel auch Stahlfässer tracken“, sagt Key Accounterin Sophia Becker. Durch das Visualisieren der Daten ergeben sich für Kunden aber noch ganz andere Vorteile.
Die hatte auch Pieter Steenbeek im Blick, als er mit Servophil einer der ersten Pilotkunden für die Packwise Smart Cap wurde. Als Industriedienstleister optimiert das Schweizer Unternehmen die Prozesse der Papier-, Zellstoff- und Wasser verwendenden Industrien mit dem Ziel, die Produktivität zu erhöhen. „Wir sorgen zum Beispiel dafür, dass in den Anlagen unserer Kunden weniger Korrosion und Ablagerungen stattfinden, somit also weniger gereinigt werden muss und der Kunde seine Anlage effizient betreiben kann“, erklärt er.
Verwendet werden dafür u. a. auch Konservierungsmittel, Systemreiniger oder Flockungsmittel. Aus großen Muttercontainern mit einem Fassungsvermögen von 1.250 l, werden die Chemikalien beim Kunden ins System geleitet. Dabei sorgt eine Pumpe für die korrekte Dosierung. Seit Neuestem sind die Muttercon­tainer mit einer Packwise Smart Cap versehen. „Wir wissen dadurch ganz genau, ob das System einwandfrei arbeitet.“ Durch die sehr genaue Füllstandmessung des Sensors lässt sich auch berechnen, ob die Pumpe zu viel oder zu wenig dosiert. „Stellen wir Abweichungen fest, können wir unsere Kunden sofort informieren.“ Qualitätssicherung und Prozessoptimierung durch modernstes Monitoring.

Gefahrstoffe im Blick behalten
Die technische Entwicklung des Dresdner Unternehmens macht einen neuen Wissensstand zugänglich. Der IBC wird nun selbst zum Point of Sale. „Wir können mit der Packwise Smart Cap exakt sehen, wie viel eines Produkts unser Kunde schon verbraucht hat und ihm auf den Tag genau Nachschub anliefern“, sagt Steenbeek. Ein Plus für die Logistik von Servophil: Lieferrouten können effektiver gestaltet und der Personaleinsatz damit besser geplant werden. „Wir bringen mit dieser Möglichkeit betriebswirtschaftliche und auch ökologische Vorteile direkt zusammen.“ Für die Auftraggeber ergibt sich daraus ein weiterer Mehrwert. Sie müssen vor Ort nicht mehr so viele IBC lagern. Bei den Mitteln handele es sich auch um Gefahrstoffe, die die Kunden nicht in großen Mengen bei sich vorhalten möchten.
In Zukunft will Servophil die Smart Cap auch an die IBC anbringen, die für Lagerung und Anlieferung genutzt werden. So erschließt sich ein genaues Bild davon, welche Container gerade mit welchem Füllstand, an welchem Ort unterwegs sind. Mit Hilfe der Temperaturmessung des Sensors wird dabei deutlich, ob die Außentemperatur über ein kritisches Niveau ansteigt. In diesem Fall könnte man sofort reagieren und die Container umsetzen.

Daten einfach visualisieren
Wer die Packwise Smart Cap nutzen will, braucht keine Sender- oder Empfängerinfrastruktur installieren. Die Smart Cap wird mit nur wenigen Handgriffen am IBC angebracht. Das Gerät funktioniert auf allen Containern, europaweit, über Grenzen hinweg. Es überträgt seine Daten aus ländlichen Gebieten ebenso wie aus Industrieparks und aus dicht besiedelten Städten.
Um all das auszuwerten, wurde Packwise Flow entwickelt. Diese einfach zu bedienende Webanwendung visualisiert die verarbeiteten Daten und bietet dem Kunden so einen vollständigen Überblick über alle für ihn relevanten Daten. Das System kann mühelos in bestehende Anwendungen der Anwender inte­griert werden. Dieser neue Blick auf die Container und die Logistik drum herum hilft Unternehmen, Geld zu sparen. „Vor allem auch dadurch, weil die Con­tainerflotte reduziert werden kann“, erklärt Sophia Becker. Wer seine Container im Auge behält, braucht nicht ständig neue zu kaufen. Ein optimaler Kreislauf entsteht.
Die Pilotphase mit Servophil war auch für das Dresdner Start-up ein Gewinn. „Durch unsere Pilotkunden haben wir Klarheit und Sicherheit darin bekommen, wie die Packwise Smart Cap im Einsatz funktioniert“, sagt die Key Accounterin. Der service- und lösungsorientierte Ansatz bei Servophil ermöglichte auch Packwise neue Einsichten darüber, wofür Unternehmen das Plug-and-Play-Gerät verwenden können. Letztlich wären dadurch sogar neue Geschäftsfelder denkbar.
Für Pieter Steenbeek ist diese IoT-Lösung ein wichtiger Baustein hin zu innovativen Prozessen in der Industrie der Zukunft: „Davon profitiert letztlich auch unsere Umwelt. Indem wir eben nur so viel Chemie einsetzen müssen, wie wirklich notwendig ist.“

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