Forschung & Innovation

Spitzencluster Ci3 mit personalisierten Krebsimpfstoffen europaweit führend

08.12.2015 -

Anlässlich der Jahrestagung des Mainzer Biotech-Spitzen-clusters Ci3 hat die Netzwerk- und Förderplattform eine positive Bilanz gezogen. Nach etwas über drei Jahren hat sich der 2012 vom Bundesforschungsministerium als Spitzencluster ausgezeichnete Ci3-Verbund für das Rhein-Main-Gebiet zum europaweit führenden Forschungs- und Entwicklungsnetzwerk im Bereich der individualisierten Immunonkologie entwickelt.

Maßgeschneiderte Krebsvakzine

Die individualisierte Immuntherapie gilt als das aktuelle Hoffnungsgebiet der Medizin. Sie umfasst Heilverfahren, die das eigene Immunsystem von Patienten zur Behandlung schwerwiegender Erkrankungen nutzen und für jeden Patienten maßgeschneidert werden können. Erforscht und entwickelt werden im Ci3-Spitzencluster Produkte aus den Bereichen Krebs, Autoimmunerkrankungen und Infektionen. Nach nur drei Jahren ist Ci3 (Cluster für individualisierte Immunintervention) inzwischen europaweit bei der Entwicklung personalisierter Krebsimpfstoffe führend.

Sehr früh bereits setzten Ci3-Forscher auf die These, für jeden einzelnen Patienten könnte auf Basis des Mutationsprofils seines Tumors ein eigener Impfstoff entwickelt werden. Heute gehören sie zur internationalen Avantgarde in der Krebsmedizin.

3-Jahres-Bilanz

Insgesamt konnte Ci3 in den letzten drei Jahren eine öffentliche Fördersumme von 38,7 Mio. EUR an 32 wissenschaftliche Vorhaben mit 74 Teilprojekten vermitteln. Den gleichen Betrag steuerten die Ci3-Projektpartner aus Eigenmitteln bei. Damit sind fast 80 Mio. EUR in Neuentwicklungen im Bereich individualisierte Immuntherapie in jene Region geflossen, die als "Apotheke Europas" gilt.

Dass der Begriff noch heute Gültigkeit hat, beweist der mit 80 % höchste Anteil rein regionaler Kooperationen aller deutschen Biotech-Spitzencluster. Mehr als 350 neue, hochinnovative biopharmazeutische Arbeitsplätze konnten im Clustergebiet geschaffen werden. "Wir gehen davon aus, dass dazu noch einmal mindestens 200 neue Biotech-Arbeitsplätze in den nächsten paar Jahren kommen. Im statistischen Mittel werden zweieinhalb weitere Arbeitsplätze zusätzlich in angrenzenden Wirtschaftsbereichen generiert", sagte Dr. Andrea Schilz, Geschäftsführerin der Ci3-Managementgesellschaft.

Regionaler Innovationstreiber

"Wir verstehen uns als regionaler Innovationstreiber und kommen mit großen Schritten voran", erklärt Dr. Özlem Türeci, 1. Vorstand des Ci3 e.V. "Rund ein Drittel der in den Projekten entwickelten Produkte befinden sich schon in klinischer Prüfung oder werden diese in Kürze beginnen. Einige Produkte sind bereits in klinischen Phase-2-Studien, in denen Verträglichkeit und Wirksamkeit der Produkte getestet wird."

Die Erfolge ziehen sowohl Nachwuchs als auch die internationale etablierte Wissenschaftsgemeinde an: Pro Jahr nehmen rund 100 junge Forscher an Ci3- Fortbildungsveranstaltungen teil. Der Ci3 assoziierte und international renommierte wissenschaftliche Verein für Krebs-Immuntherapie CIMT (CIMT: Association for Cancer Immunotherapy) verzeichnete bei seinem diesjährigen Kongress in Mainz die Teilnahme von 860 Wissenschaftlern aus 30 Ländern.

Biotech-Patente

Rund 100 Partner arbeiten unter dem organisatorischen Dach von Ci3 zusammen, darunter Pharmaunternehmen, KMU und führende Forschungseinrichtungen. Mit richtungsweisenden immunologischen Forschungsinitiativen zur Tumortherapie begann alles vor rund 25 Jahren in Mainz.

Mittlerweile liegt der immer größer gewordene Netzwerkverbund auch bei den Patenten europaweit vorn. Mit über 3000 Patenten, die von 20 führenden Ci3-Cluster-Partnern gehalten werden, liegt die Clusterregion nur knapp hinter dem französischen Spitzencluster Île de France auf Platz zwei.

Im Rahmen der Spitzenclusterförderung initiiert Ci3 neue Kooperationen, sorgt für Fort- und Weiterbildung, vermittelt Kontakte mit potenziellen Geldgebern und ist Bindeglied zwischen dem BMBF als öffentlichem Fördermittelgeber und den Ci3-Partnern. Das Ci3-Clustermanagement wurde von den Bundesländern Rheinland-Pfalz und Hessen für Aufbau und Entwicklung des Clusters von 2010 bis heute substanziell gefördert.

Kooperation mit Pharmaunternehmen

Immuntherapeutika eignen sich aufgrund ihrer geringen Nebenwirkungen sehr gut zur Krebsbekämpfung in Kombination mit anderen Substanzklassen wie z.B. Checkpoint-Inhibitoren. Weiterhin können sie gut bei der Bekämpfung von Infektionen und Autoimmunerkrankungen eingesetzt werden.

Die Ci3-Clusterpartner verfügen über eines der weltweit breitesten proprietären (patentgeschützten) Portfolios von tumorzellspezifischen Zielstrukturen, Biomarkern und hoch-innovativen immuntherapeutischen Verfahren. Mit dem translationalen Forschungsinstitut TRON steht dem Cluster ein herausragender Partner zur Verfügung, der basierend auf genetisch-bioinformatischer Datenanalyse und Mutationsanalytik bahnbrechende immunologische Leitstrukturen entwickelt hat.

Zahlreiche globale Pharmaunternehmen haben ihre Strategie in die Richtung, die der Spitzencluster bereits seit langem verfolgt, ausgerichtet. Dies wird durch eine Reihe jüngster strategischer Kooperationen zwischen Ci3-Spitzencluster-Partnern und internationalen Pharmakonzernen (z.B. Eli Lilly und BioNTech) bestätigt.

"Das hohe Interesse namhafter Pharmapartner ist eine Bestätigung des bisherigen Ci3-Kurses", so das Fazit von Prof. Dr. Christoph Huber, 2. Vorstand des Ci3 e.V. "Wir sind überzeugt davon, dass die Ci3-Entwicklungen langfristig medizinisch und kommerziell hochattraktive neue Arzneimittel hervorbringen und somit einen wesentlichen Beitrag für die Gesundheitsversorgung leisten werden." (rk)