Anlagenbau & Prozesstechnik

Energie in Bewegung

Widrige Umgebungsbedingungen für Energiekette im Freilager der Aluminiumoxidproduktion

27.04.2016 -

Die Aluminium Oxid Stade (AOS) beauftragte die Kölner Igus mit der Projektierung und Montage einer Rollen-Energiekette für den Außeneinsatz auf einer Bauxit-Halde – ein Umfeld mit schwierigsten Umgebungsbedingungen.

Ob als Bestandteil für Kondensatoren in der Elektrotechnik, Korrosionsschutz im Maschinenbau oder Isolator bei Zündkerzen: Aluminiumoxid und -hydroxid sind Grundstoff für die Herstellung von Aluminiumprodukten und Halbzeugen für verschiedenste Anwendungen. Der Rohstoff für die Produktion ist Bauxit, ein Sedimentgestein, das auf großen Halden gelagert wird. Als einer der großen Aluminiumoxidproduzenten in Deutschland und weltweiter Lieferant beauftragte die Aluminium Oxid Stade (AOS) die Kölner igus mit der Projektierung und Montage einer Rollen-Energiekette für den Außeneinsatz auf einer Bauxit-Halde – ein Umfeld mit schwierigsten Umgebungsbedingungen.

Ein gefragter Leichtbau-Werkstoff
Die Aluminium Oxid Stade (AOS) gehört zu den großen Aluminiumoxidproduzenten in Deutschland. Sie verarbeitet den Rohstoff Bauxit zu Aluminiumoxid in hoher Reinheit, das an die Verarbeiter versandt wird. Mehr als eine Million Tonnen Aluminiumoxid werden jedes Jahr in Stade produziert. Dafür benötigt man etwa die doppelte Menge an Bauxit, das Hochseeschiffe z. B. aus Afrika, Australien, und Südamerika am AOS-eigenen Hafen anliefern. Ein einzelnes Schiff liefert bis zu 70.000 t Rohmaterial, das über ein gekapseltes Förderbandsystem zur Zwischenlagerung weiter transportiert wird. Die verschiedenen Bauxitsorten werden entweder in Hallen oder auf großen Freiflächen gelagert und von einem beeindruckenden, weithin sichtbaren Schaufelrad-Haldengerät der Produktion zugeführt.

Kompletterneuerung der Energiezuführung
Als eine Komplettüberholung des Haldengerätes anstand, entschieden sich die Verantwortlichen, nicht nur das Gerät selbst zu modernisieren, sondern auch den Schienenweg sowie die Energiezuführung der Förderanlage zu erneuern. Ursprünglich wurde das Fördergerät auf seinem immerhin 366 langen Fahrweg über eine Motorleitungstrommel mit Energie und Signalen versorgt. Jetzt übernimmt ein modernes Energiekettensystem von igus diese Aufgabe. Da bei der Länge des Verfahrwegs nicht zu unterschätzende Zug-/Schubkräfte auftreten, empfahlen die Projektingenieure den Einsatz einer Rollen-e-kette, die sich nicht gleitend in der Führungsrinne bewegt, sondern über hochstabile Rollen mit Edelstahl-Kugellagern abrollt. Da die Umgebungsbedingungen eher ungünstig sind (Außeneinsatz, Temperaturschwankungen, Feuchtigkeit, Staub), kommt eine „Heavy Duty“-Rollenkette vom Typ 5050RHD zur Anwendung. Außenliegende Radiusanschläge verhindern ein Festsetzen des Förderguts. Darüber hinaus wurde die Führungsrinne mit einer Einhausung als Aufstiegs- und Wetterschutz ausgestattet.

„Heavy Duty“-Rollenkette mit Selbstüberwachung
Eine schwimmende Mitnehmer-Aufhängung sorgt für den seitlichen Toleranzausgleich und ein PPDS-System gewährleistet die hohe Verfügbarkeit, die in diesem Einsatz unabdingbar ist. Dieses relativ neue System – die Abkürzung steht für „Push/Pull Forces Detection System – misst kontinuierlich die auftretenden Zug- und Schubkräfte. Sollten beim Verfahren der Energiekette Hemmnissen oder Blockaden auftreten, werden sie vom PPDS erkannt und das System kann dann für einen sofortigen Stopp der Förderanlage sorgen. Auf diese Weise werden größere Schäden wie z.B. ein Abriss von Leitungen vermieden.
Für Dipl.-Ing. Fabian Wilhelm, Projektleiter von AOS Stade, sind die Vorteile der e-ketten-Lösung offensichtlich: „Durch den Wechsel von Leitungstrommel auf Energiekette können wir auf eigene Schleifring-Antriebe und deren Bremsmotoren verzichten. Das reduziert sowohl den Energieverbrauch als auch den Wartungsaufwand.“ Zudem können in der e-kette auch Lichtwellenleitungen sowie Medienschläuche eingelegt und sicher geführt werden. Diese Möglichkeiten nutzt AOS: Ein LWL-Leiter mit sechs Fasern ist ebenso „an Bord“ der Kette wie ein schwerer Wasserschlauch für die Beregnung des Bauxits.

Alles aus einer Hand mit schlüsselfertiger Montage vor Ort
Igus lieferte das Engineering und das e-ketten-System mit all seinen Komponenten einschließlich des individuellen Konsolenunterbaus. Die komplette Installation vor Ort in Stade übernahm der Montageservice des Kölner Unternehmens. Dessen Mitarbeiter montierten die mehrere hundert Meter lange Energieführung auf den vorhandenen Schienenschwellen des Haldengerätes. Die komplette Montage mit Stahlbau wurde planmäßig in zwei Abschnitten und an insgesamt nur zwölf Arbeitstagen durchgeführt. Die Abnahme, Übergabe an AOS und gemeinsame Probefahrten fanden zum vereinbarten Termin statt, seitdem läuft die Energiekette ohne Probleme oder Unregelmäßigkeiten.
„Wir legen größten Wert darauf, verlässliche Termine abzugeben und sie auch einzuhalten – auch und gerade dann, wenn auf Baustellen wie dieser mehrere Gewerke parallel arbeiten“, stellt der Technische Verkaufsberater Markus Böhm heraus. „Eine selbst entwickelte und auf unsere Produkte zugeschnittene Software schafft die Voraussetzung dafür, dass wir exakt planen und unsere Systemmontagen zu Festpreisen anbieten können. Dass wir für diese Leistungen auch individuelle Garantien vereinbaren, erhöht aus Kundenperspektive die Sicherheit und Verfügbarkeit der gesamten Anlage.“
Ein weiterer Grund für AOS, das Energieketten-System komplett mit Montage an igus zu vergeben, waren auch die Präsenz und intensive Beratung vor Ort. Außerdem gab es eine Referenz im eigenen Hause: Im Jahr zuvor hatte der igus-Montageservice ein e-ketten-System auf einem 140 m Verfahrweg am Schleifenwagen der AOS-Lagerhalle installiert.

Kontakt

Igus GmbH

Spicher Str. 1 a
51147 Köln
Deutschland

+49 2203 9649 0