Chemie & Life Sciences

Bei Chemikalienagentur ECHA, Reach-Vorregistrierung ab 2008- Höchste Zeit zu handeln

Wie man auf die Vorregistrierungsphase vorbereitet sein sollte/Beginn im Juni und Ende am 30. Oktober

15.11.2010 -

Nachdem am 1. Juni 2007 das EU-weit gültige Chemikalienrecht Reach in Kraft getreten ist, beginnt am 1. Juni 2008 mit der Vorregistrierung die erste Reach-Phase. Diese Vorregistrierung bei der Chemikalienagentur ECHA in Helsinki wird bereits am 30.November 2008 enden. Hersteller und EU-Importeure von Chemikalien müssen also jetzt schnell und gezielt handeln, um durch die Vorregistrierung Vorteile nutzen zu können bzw. schwerwiegende Nachteile abzuwenden. Sie bietet unter anderem die Chance, für viele Stoffe Übergangsfristen von bis zu zehn Jahren nutzen zu können. Versäumnisse haben den vorläufigen Vermarktungsstopp bereits ab Januar 2009 zur Folge.

Jetzt ist es also höchste Zeit zu handeln. Am besten wäre es natürlich, wenn Sie die folgenden Fragen zur Reach-Vorregistrierung klar und sicher mit „Ja" beantworten können: Haben Sie alles Nötige getan? Haben Sie alle Aufgaben erledigt? Haben Sie alle Vorbereitungen getroffen? Um die Chancen nutzen zu können und die Risiken zu vermeiden, bedarf es einer sorgfältigen Vorbereitung. Dazu gehört ein fundiertes Wissen um die Materie - und die ist bei Reach ausgesprochen komplex. Bei Versäumnissen droht im schlimmsten Fall eine bittere Konsequenz: "No data - no market". Im Folgenden wird im Schnelldurchgang auf einige wichtige und interessante Punkte unter dem Aspekt „Chancen und Risiken" der Vorregistrierung hingewiesen.

Interne Abläufe und Ressourcen

Die Binsenweisheit „Reach verursacht hohe Kosten" haben die meisten Hersteller und Importeure von Chemikalien vermutlich bereits verinnerlicht. In etwa 36 Studien zu diesem Thema wurden die direkten Kosten EU-weit auf etwa 4 Mrd. € (in 11 Jahren etwa 0,06% bis 0,12% des Branchenumsatzes), geschätzt. Die indirekten Kosten belaufen sich auf etwa das sechsfache. Die direkten Kosten sind kaum zu beeinflussen. Die indirekten Kosten werden durch gute Planung minimiert.

Haben Sie genügend eigenes qualifiziertes Personal für Reach-relevante Aufgaben? Lohnt sich die personelle Aufstockung in diesen Bereichen oder kommt auch externe Unterstützung in Frage? Oder eine Mischung von beidem?

Wollen Sie mehr als ein paar Dutzend Stoffe vorregistrieren, sollten Sie sich Gedanken über die rationelle Durchführung der Vorregistrierung machen. Für jeden Stoff sind ein verantwortlicher Mitarbeiter mit zugehöriger E-Mail-Adresse anzugeben. Da eine Vielzahl von Mails im Rahmen der Stoffinformationsaustauschforen (SIEFS) eingehen und auch zu beantworten sind, machen Sie sich am Besten jetzt Gedanken über deren Handhabung (Personal, Mail-Richtlinien).

Importe aus Nicht-EU-Ländern

Beziehen Sie Rohstoffe, Zubereitungen oder auch Erzeugnisse von außerhalb der EU? Als Importeur haben Sie unter Reach die gleichen Verantwortlichkeiten wie ein Hersteller innerhalb der EU. Es wird nicht immer einfach sein, von den ausländischen Herstellern die genaue Zusammensetzung der Importprodukte zu erfahren. Um die Versorgung mit Rohstoffen ab Januar 2009 sicherzustellen, sollten Sie daher vorsorglich auch alternative Quellen für strategisch wichtige Rohstoffe ausmachen. Wenn Ihr Lieferant einen Alleinvertreter nach Artikel 8 der Reach-Verordnung bestellt, hat dieser Vertreter alle Verpflichtungen für die Importeure in der Lieferkette Ihres Lieferanten zu erfüllen. Andere Importeure Ihres Lieferanten gelten dann als nachgeschaltete Anwender. Vielleicht wollen Sie eine engere Bindung zwischen Ihnen und Ihrem außereuropäischen Lieferant? Werden Sie sein Alleinvertreter für die EU! Voraussetzung für die Vorregistrierung ist die passende EINECS-Nummer für den Stoff. In manchen Fällen ist die Zuordnung (Stoff - EINECS) nicht trivial. Voraussetzung ist die genaue Kenntnis des Stoffes. Möglicherweises stellen Sie fest, dass Ihr Stoff gar nicht im EINECS gelistet ist. Was tun? Neustoffanmeldung?

Korrekte Stoffbeschreibungen und Vor-Konsortien

Als Hersteller wissen Sie, welche Stoffe in Ihren Produkten oder Erzeugnissen vorregistriert werden müssen. Aber sind Sie sicher, dass diese auch korrekt beschrieben sind? Weicht die Beschreibung zu weit von den in den Reach-Leitfäden vorgegebenen Regeln ab, haben Sie unter Umständen gar keinen Anspruch auf Nutzung der Übergangsfristen. In den Pre-SIEFS wird die Festlegung der Kriterien für die „sameness of substances" als die erste große Herausforderung gesehen. Mit der Bildung eines Konsortiums müssen Sie nicht warten, bis Sie von der Chemikalienagentur ECHA im nächsten Jahr informiert werden. Sie kennen Ihre Mitbewerber. Vielleicht ist es eine gute Idee, sich für einen wichtigen Stoff bereits jetzt mit ihnen an einen Tisch zu setzen. Bei strategisch sehr wichtigen Stoffen gilt es, bereits jetzt potentielle inhärente Stoffrisiken zu definieren. Gibt es Hinweise darauf (Datenbanken, Vergleich mit strukturrelevanten Stoffen, Expertenurteil), dass der Stoff vielleicht zulassungsrelevante Eigenschaften aufweist?
Reach bietet auch Chancen: Sie stärken Ihre Wettbewerbsposition, wenn Sie Ihren Kunden bereits zu einem frühen Zeitpunkt „Reach-geprüfte" Stoffe anbieten können.

Kommunikation mit den Kunden

Ein zentraler Aspekt von Reach ist die intensivere Kommunikation zwischen Herstellern und Kunden. Diese intensivere Kommunikation ist nun unter Reach vorgeschrieben. Nutzen Sie diese Kommunikation als neue Chance! Sicher haben Sie von Ihren Kunden bereits Anfragen erhalten, ob diese Ihre Stoffe weiter beziehen können. Diese Anfragen werden noch zunehmen. Nur wer sich hier effektiv vorbereitet hat und bereits jetzt verbindliche Antworten geben kann, wird das Vertrauen seiner Kunden erhalten können. Nutzen Sie diese Chance und grenzen Sie sich vom Mitbewerber ab, klären Sie Ihr weiteres Vorgehen bei Ihren Stoffen, schulen Sie auch die Mitarbeiter mit Kundenkontakt zu Reach, seien Sie klar und verbindlich in Ihrer Kundenkommunikation zu Reach. Wenn Sie Ihre Reach-Hausaufgaben rechtzeitig machen, bietet sich Ihnen auch die Chance mit potentiellen Neukunden. Jetzt werden nämlich die Karten wieder neu gemischt. Sprechen Sie potentielle Kunden auf der Suche nach alternativen Rohstoffquellen an. Kunden innerhalb der EU legen größten Wert auf sichere Lieferfähigkeit. Eine sichere Lieferfähigkeit ist nur mit einer adäquaten Reach-Vorbereitung ihres neuen Lieferanten gegeben. Wenn Sie zeigen können, dass Sie und Ihre Mitarbeiter gut auf Reach vorbereitet sind, werden Sie weitere Kunden gewinnen können.

Nachgeschaltete Anwender

Unter Reach ist die Einbeziehung nachgeschalteter Anwender mit festgelegten Rechten und Pflichten etwas völlig Neues. Gemäß einer im Jahr 2002 durchgeführten Eurobarometer-Befragung glauben 93% der Europäer, dass Chemikalien negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Die Mehrheit der europäischen Verbraucher steht Chemikalien kritisch gegenüber. Diese Zahlen können von keinem Unternehmen ignoriert werden, das direkte Kontakte mit Verbrauchern unterhält. Diese Unternehmen sind Ihre Kunden!

Unternehmen, die Probleme mit gefährlichen Chemikalien vermeiden und eine langfristige Vertrauensbeziehung zu ihren Kunden aufbauen wollen, erhalten heute meist nicht die dafür erforderlichen Informationen und Daten. Das ändert sich unter Reach. Es wird für alle hochvolumigen Chemikalien eine nahezu erschöpfende Menge an Daten in Toxikologie und bezüglich der Wirkung auf die Umwelt geben. In vielen Fällen kann von entsprechend ausgebildeten Personen bereits jetzt abgeschätzt werden, dass eine Chemikalie keine kritischen Eigenschaften besitzt. Derartige Informationen will der nachgeschaltete Anwender, der Kunde, möglichst bald wissen.

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