Chemie & Life Sciences

Herausforderungen meistern

CU Chemie Uetikon zeigt Durchhaltevermögen und Innovationskraft trotz Finanzkrise

13.09.2010 -

Die tiefgreifende ökonomische Krise der letzten zwei Jahre hat für CU Chemie Uetikon gezeigt, dass die in der Vergangenheit getroffenen Entscheidungen zur Ausrichtung des Unternehmens richtig waren. Hierzu zählen in erster Linie die Investition in eine hochmoderne Produktionsanlage für Wirkstoffe und Feinchemikalien und der Einstieg in die Biotechnologie.

Als mittelständisch geprägtes Unternehmen konnte durch breite Diversifizierung der Geschäfte bei gleichzeitiger Fokussierung auf den Kernmarkt Pharma eine gute Grundauslastung der Anlagen in diesen schwierigen Zeiten vorgewiesen werden. Positive Effekte ergaben sich aus der konstanten Steigerung der Effizienz der Prozesse, dem langfristig angelegten Investitionsprogramm und durch selektive Investitionen in neue Geschäftsfelder. Darüber hinaus haben arbeitsmarktpolitische Maßnahmen dafür gesorgt, dass das Personal in der Krise gehalten werden konnte.

Auf der einen Seite ist es im Bereich Custom Manufacturing gelungen, die Pipeline mit neuen Projekten zu füllen. Auf der anderen Seite konnte das Portfolio im Bereich „Eigenprodukte", zu denen auch Generika gehören, weiter ausgebaut werden. Neue Wirkstoffprojekte wurden zügig in Angriff genommen und die in diesem Jahr durchgeführten bzw. noch durchzuführenden Prozessvalidierungen werden sich bereits in naher Zukunft positiv auf das Ergebnis auswirken.

Bekenntnis zur Qualität

In diesem Zusammenhang hat sich die Investition in die Wirkstoffanlage MPA P3 mehr als bezahlt gemacht. Die im Jahre 2002 fertig gestellte Anlage wurde damals mit zwei unabhängigen Produktionsstrassen in Betrieb genommen. Zunächst wurden firmeneigene generische Wirkstoffe in diese hochmoderne Produktionsumgebung transferiert. Seit 2006 hat diese Anlage auch offiziell die FDA-Zulassung. Aufgrund der sehr guten Auslastung und der starken Nachfrage durch die Kunden, wurde der Komplettausbau im Jahre 2008 durchgeführt und abgeschlossen.

Der Standort Lahr verfügt nun über vier unabhängig arbeitende Produktionsstraßen im Bereich von 1.000 bis 6.000 L. Spezialtechnologien wie Tiefkalt bis -100°C und Druck bis 25 bar, alles unter cGMP, runden das Angebot ab. Die im April 2010 durchgeführte Inspektion durch die FDA verlief erfolgreich und bestätigte die Richtigkeit der getroffenen Entscheidungen. Um das Bekenntnis des Produzenten zu bedingungsloser Qualität zu unterstreichen, wurde ab 2007 begonnen, GMP-Zertifikate für Wirkstoffe zu beantragen und CEP's einzureichen.

Nagatas Reagenz im Industriemaßstab

Auch im Bereich der klassischen Chemie sind die Themen Wachstum und Innovation aktuell. In diesem Zusammenhang sei die Neuentwicklung von Nagatas Reagenz genannt. Diese Verbindung ist ein vielseitig einsetzbares Reagenz zur Formylolefinierung (Einführung eines C2-Bausteins in Carbonylverbindungen) und war bisher nicht in industriellen Mengen verfügbar.

Fortschritte im Bereich Biotechnologie

Seit 2008 ist das Unternehmen aktiv im Bereich Biotechnologie tätig. Das Tochterunternehmen Bio Uetikon in Dublin, Irland, beschäftigt sich hauptsächlich mit Mamallian Cellculture Technology. Es wurde bereits ein erster monoklonaler Antikörper für ein US-amerikanisches Unternehmen entwickelt. Das Projekt befindet sich aktuell in der klinischen Phase 1 und weitere Projekte auf diesem Gebiet sind bereits in der Planung.

Parallel wird in Irland auf dem Feld der diagnostischen Antikörper gearbeitet. Auf diesem Feld werden zusammen mit Partnern neue Diagnostika entwickelt, u.a. ein Produkt, mit dem es möglich ist, bestimmte Genkombinationen nachzuweisen, um die Auswahl von Patienten für klinische Studien zu beschleunigen. Darüber hinaus produziert Bio Uetikon Master- und Working Cellbanks unter cGMP für verschiedene Kunden aus Europa und den USA.

Um die Bedürfnisse dieses Marktes weiter erfüllen zu können, ist die Entscheidung gefallen, in die sog. „single use" Technologie zu investieren. Durch die Verwendung dieser Technologie bei der Produktion (bis zu 1.000 L Einwegbioreaktoren), der Media- und Pufferherstellung und der Aufarbeitung konnte die Effizienz maßgeblich gesteigert werden. Gleichzeitig entfällt der sehr hohe und teure Reinigungsaufwand.

Pharma- und Feinchemiemarkt im Blick

Bei all diesen positiven Nachrichten darf jedoch nicht vergessen werden, dass sich der Pharma- und Feinchemiemarkt in einer grundlegenden Konsolidierung befindet. Insbesondere die aktuelle Welle der Firmenzusammenschlüsse im Bereich Pharma (z.B. Pfizer/Weyth, Teva/Ratiopharm, Dainippon Sumitomo/Sepracor oder der geplante Kauf von Genzyme Pharmaceuticals durch Sanofi Aventis) führt dazu, dass auch vielversprechende und in der Klinik gut laufende Projekte nicht fortgeführt werden, weil sie strategisch nicht zum Konzept des neuen Unternehmens passen. Ein weiteres Problem der innovativen Pharmaindustrie ist der massive Auslauf von Patenten in den nächsten Jahren. Dadurch wird es zu großen Verwerfungen in der Unternehmenslandschaft kommen und es ist zumindest fraglich, ob zukünftig alle Forschungsprojekte weitergeführt werden.

Weitere Tendenzen, wie z.B. der Einstieg bekannter Innovatoren in den Bereich Generika, lassen diesen grundlegenden Wandel bereits erkennen. Ob dieser Ansatz die Lösung der Probleme darstellt, darf bezweifelt werden. In diesem Zusammenhang muss sich die Pharmaindustrie vielmehr fragen, ob sie alles von der Erforschung und Entwicklung des Wirkstoffs über deren Produktion bis hin zur Vermarktung selbst machen kann und möchte. Ein Blick hinüber zur Automobilindustrie kann hilfreich sein, denn dort ist diese Strukturänderung bereits vor Jahren geschehen. Es stehen viele Dienstleister am Markt bereit, die mit höherer Flexibilität, niedrigeren Kosten und mittelständischen Strukturen hervorragende Arbeit leisten. Ein ähnliches Geschäftsmodell wird sich langfristig und unter dem hohen Druck der Gesundheitskosten auch im Bereich Pharma durchsetzen.

Zukunftsvisionen

All diese Fakten fließen in die Langfristplanung des Lahrer Unternehmens ein, die aktuell überarbeitet wird. Unter dem Stichwort CU 2020 will die CU Chemie Uetikon bald Antworten auf die Fragen zur zukünftigen Ausrichtung des Unternehmens geben. Es war und ist das Ziel, als weltweit tätige Custom Manufacturing Organisation und auf technologisch höchstem Niveau, im jeweiligen Marktsegment innovative Produkte und Lösungen zu wettbewerbsfähigen Konditionen anzubieten. Diese bewährte Strategie gilt es auch auf andere Marktsegmente der Feinchemie weiter auszudehnen, um damit das Portfolio auf eine noch breitere Basis zu stellen. Darüber hinaus sollen die bewährten Kooperationen mit strategischen Partnern fortgesetzt und bei Bedarf ausgebaut werden.