Strategie & Management

Chemiepark Marl: Ver- und Entsorgung im Verbund

Infracor sorgt im Chemiepark Marl dafür, dass der Chemie nicht die Lichter ausgehen

10.06.2011 -

Ohne sichere Energie zu wettbewerbsfähigen Preisen gehen für die Chemie sprichwörtlich die Lichter aus. Im Chemiepark Marl sorgen drei Industriekraftwerke für eine zuverlässige Energieversorgung. Diese liefern aber nicht nur Energie - ihre zentrale Bedeutung für den Chemiepark ergibt sich aus der kombinierten Erzeugung von Strom und Dampf sowie der Übernahme und umweltgerechten Verwertung von Abfällen und Abgasen aus den Produktionsanlagen der Kunden.

Betreiber der Kraftwerke im Chemiepark Marl mit insgesamt drei Kohle- und zwei Gasblöcken ist Infracor. Als Standortbetreiber und Komplettdienstleister ist das Unternehmen für die dort ansässigen Gesellschaften und Geschäftsbereiche von Evonik sowie weitere Unternehmen - auch außerhalb des Standorts - erfolgreich tätig.
Infracor ist Teil des neuen Geschäftsbereiches Site Services von Evonik Industries. Unter dessen Dach sind die Dienstleistungen der Geschäftsbereiche Technik, Ver- und Entsorgung, Logistik und Standortmanagement für die Chemie- und Prozessindustrie an insgesamt 13 Standorten in Deutschland und im belgischen Antwerpen gebündelt. Die Kunden im Chemiepark Marl und darüber hinaus profitieren durch diese Aufstellung von der standortübergreifenden Zusammenarbeit und dem überregionalen Angebot eines umfassenden Leistungsportfolios für die Chemie- und Prozessindustrie.

Versorgung mit allen Energiearten
Infracor beliefert die rund 100 Produktionsanlagen im Chemiepark Marl mit allen erforderlichen Energiearten: Strom, Dampf, Druckluft, Kälte, Abwärme, Brauch-, Reinst- und Kühlwässer, Luft- und Brenngase sowie Schwefelsäure.
Die Basisenergien Strom und Dampf werden von den Ver- und Entsorgungsexperten in den drei eigenen Kraftwerken mittels effizienter Kraft-Wärme-Kopplung erzeugt. Die installierte Kapazität liegt bei ca. 500 MW elektrischer Leistung und über 1.000 t/h Dampf.
Durch die Fahrweise in Kraft-Wärme-Kopplung und die kontinuierlich durchgeführten Prozess- und Anlagenoptimierungen werden - im Vergleich zur getrennten Strom- und Dampferzeugung - jährlich bis zu 500.000 t Kohlendioxid eingespart. Damit wird am Standort ein wesentlicher Beitrag zum Klimaschutz geleistet.
Betrieb und Fahrweise der Kraftwerke erfolgen im optimierten Zusammenspiel mit den externen Energiemärkten. „Der ständige Blick auf die Marktentwicklungen für Strom, Kohle, Erdgas und Emissionszertifikate ist auch für Industriekraftwerke und die nachgelagerten Anlagen zur Produktion von Utilities wie Druckluft und Kälte unverzichtbar", so Dr. Hermann-Josef Korte, Leiter des Geschäftsgebietes Ver- und Entsorgung der Site Services von Evonik und in Personalunion Geschäftsführer von Infracor.
Zur langfristigen Sicherung der Energieversorgung im Chemiepark erfolgte in den vergangenen Jahren eine Reihe an Investitionen. Infracor investierte u. a. in eine moderne Entnahme-Kondensationsturbine und die Erneuerung des Verdichterparks für die Versorgung mit Heizgas und Wasserstoff.

Entsorgung in eigenen Anlagen
Neben der Energieversorgung ist ein fachgerechtes Entsorgungsmanagement für eine verantwortungsvolle Produktion an einem Chemiestandort unerlässlich.
Infracor übernimmt die Abwässer und Abgase sowie Abfälle aus den Produktionsanlagen des Chemieparks Marl und von weiteren Standorten. Dafür betreibt das Unternehmen biologisch arbeitende Kläranlagen, eine Sonderabfall- und eine Klärschlammverbrennungsanlage sowie eine Abfallumschlaganlage. Zudem sind zwei Kraftwerksblöcke unmittelbar in den Produktionsverbund des Chemieparks eingebunden und übernehmen die kontinuierliche Entsorgung flüssiger und gasförmiger Abfälle.
Mit der Verwertung von Abfällen sehen sich die Kraftwerksexperten im Chemiepark Marl vor Herausforderungen gestellt, die andere Kraftwerke in dieser Form nicht kennen. Die Einflüsse von Menge, Qualität und Konsistenz der Abfälle auf die verbrennungstechnischen Vorgänge und das Emissionsverhalten gilt es zu beherrschen. „Neben diesen Anforderungen sind und bleiben die verlässliche Entsorgung für unsere Kunden und wettbewerbsfähige Preise entscheidende Ziele des Kraftwerksbetriebs im Chemiepark Marl", betont Andreas Steidle, Leiter der Energie- und Abfallwirtschaft des Geschäftsgebietes Ver- und Entsorgung der Site Services von Evonik.

Kommunikation mit den Kunden
Der enge Verbund der Ver- und Entsorgung mit den chemischen Produktionsanlagen äußert sich auch in den Kommunikationswegen. Für alle Kunden am Standort werden die wesentlichen Energieverbräuche wie Strom, Dampf, Druckluft und Kälte durch ein Energiedaten-Informationssystem online erfasst. Alle Betriebe haben so die Möglichkeit, sich über den aktuellen Energiebezug an den einzelnen Verbrauchsstellen zu informieren und ihren Energiebedarf zu optimieren. Zudem ist ein solches Informationssystem eine wichtige Grundlage für den Einsatz von Energiemanagementsystemen, die der Steigerung der Energieeffizienz des gesamten Standortes und jedes einzelnen Kunden dienen.
Der ständige Informationsfluss zwischen den Betrieben wird zudem durch den zentralen Energieleitstand der Infracor gewährleistet, der für das Netz- und Lastmanagement der Strom- und Dampfnetze und den optimalen Einsatz der zur Verfügung stehenden Kraftwerksblöcke verantwortlich ist. Um die hohe Verfügbarkeit der Energieversorgung für den gesamten Standort abzusichern, werden von hier aus auch die Einsätze von Reservekapazitäten geregelt und einzelne große Verbraucher auf Basis abgestimmter Pläne mit den Kunden falls notwendig gezielt zurückgefahren.
Für Ver- und Entsorgungsdienstleistungen gilt gleichermaßen, dass Infracor den Kunden bei anlagentechnischen Veränderungen sowie Aus- und Neubauten in einem möglichst frühen Planungsstadium begleitet und den Informationsaustausch sucht, um zu einer kostenoptimalen Lösung beizutragen. „Für eine erfolgreiche Kommunikation mit den Kunden ist ein gut organisierter und stimmig umgesetzter Informationsfluss entscheidend", so Andreas Steidle.

Zusammenarbeit über Standortgrenzen
„Der Standort übergreifende Erfahrungsaustausch der Experten im neuen Geschäftsbereich Site Services hat dazu geführt, dass wir Ideen, die an einzelnen Standorten bereits vorhanden waren, gemeinsam weiter verbessert und zur Umsetzungsreife gebracht haben. Verschiedentlich sind auch ganz neue innovative Ansätze entstanden", betont Dr. Hermann-Josef Korte.
Eines der ersten übergreifenden Projekte des neuen Geschäftsbereichs Site Services wird derzeit am Standort Worms verwirklicht. Unter Einbeziehung der Fachleute von verschiedenen Standorten wird in Worms in eine neue Turbine investiert. Sie wird dafür sorgen, dass Dampfüberschüsse aus Produktionsprozessen zukünftig optimal zur Stromerzeugung genutzt werden können - ein effizienter Umgang mit Energie, ein sinnvoller Beitrag für die Umwelt und damit eine Stärkung des gesamten Produktionsverbunds am Evonik-Standort Worms.

Kontakt

Infracor GmbH

45764 Marl
Deutschland