Forschung & Innovation

Dr. Andreas Kreimeyer: "Wir gestalten Zukunft"

Ausführungen von Dr. Andreas Kreimeyer, Vorsitzender des Ausschusses Forschung, Wissenschaft und Bildung im VCI

11.09.2012 -

Ausführungen von Dr. Andreas Kreimeyer, Vorsitzender des Ausschusses Forschung, Wissenschaft und Bildung im VCI anlässlich der Forschungspressekonferenz 2012:

"Sehr geehrte Damen und Herren,
das Motto unserer Branche lautet „Wir gestalten Zukunft". Innovationen auf Basis naturwissenschaftlicher Forschung und Entwicklung (FuE) sind hierfür entscheidend. Darüber wollen wir Ihnen auch heute wieder berichten: Neben den neuesten Forschungskennzahlen der chemisch-pharmazeutischen Industrie sowie einer Umfrage zum Innovationsverhalten der Chemie haben wir Ihnen auch dieses Jahr wieder Beispiele von Innovationen „powered by chemistry" mitgebracht. Herzlich willkommen zu unserer Pressekonferenz.

Meine Kernbotschaften in Kürze:

  1. Forschungsaufwendungen und Personaleinstellungen in der chemisch-pharmazeutischen Industrie bleiben auf hohem Niveau: Beide Kennzahlen sind 2011 erneut gestiegen. 
  2. Die politischen Rahmenbedingungen für die Forschung müssen neue Impulse für Deutschlands drittgrößte Branche setzen. 
  3. Deutschland braucht eine neue Innovationskultur.

Zunächst einige Kennzahlen, die unser Engagement, die Bedeutung unserer Forschung und Entwicklung für unsere Branche belegen:

Forschungsaufwendungen und Personaleinstellungen in der chemisch-pharmazeutischen Industrie sind 2011 erneut gestiegen
Die chemisch-pharmazeutische Industrie hat in einem schwieriger werdenden wirtschaftlichen Umfeld im Jahr 2011 rund 8,8 Mrd. € für Forschung und Entwicklung ausgegeben. Das ist ein Plus von 6,5%. Im laufenden Jahr wollen die Unternehmen ihre FuE-Aufwendungen erneut aufstocken: auf 9,2 Mrd. €. Erfreulich haben sich auch die Beschäftigtenzahlen in der Forschung entwickelt: Mittlerweile arbeiten in unseren Forschungslaboren rund 41.500 Menschen. Die positive Tendenz zeigt sich besonders an den Einstellungszahlen für Chemiker. Insgesamt 425 promovierte Chemiker fanden 2011 einen Arbeitsplatz in den Forschungsabteilungen der Unternehmen. Damit stiegen die Neueinstellungen nach dem Krisenjahr 2009 wieder deutlich. Für Chemiker bleibt unsere Branche der wichtigste Arbeitgeber.

Bei den FuE-Aufwendungen der Branche setzt sich der Trend der vergangenen Jahre fort: Die Aufwendungen sind seit 2005 um 11 Prozent gestiegen. An der Forschung wird also nicht gespart. Und das zahlt sich aus: Die chemisch-pharmazeutische Industrie gehört weiterhin zu den besonders innovationsstarken Branchen der deutschen Wirtschaft: Vier von fünf Firmen der chemisch-pharmazeutischen Industrie forschen kontinuierlich und rund 10% aller Beschäftigten der Branche arbeiten in der Forschung. 5% ihres Umsatzes investiert die chemisch-pharmazeutische Industrie jährlich in die Erforschung und Entwicklung neuer Produkte und Verfahren. Viele andere Wirtschaftszweige, wie der Automobil- und Maschinenbau oder die Elektronikbranche, sind auf moderne Materialien und Vorprodukte sowie das nötige Know-how der Chemie angewiesen.

Mit unserem aktuellen Forschungsetat belegt die deutsche chemisch-pharmazeutische Industrie im Nationenvergleich nach den USA und Japan Platz drei. Der Anteil Deutschlands an den globalen FuE-Aufwendungen der Branche ist mit rund 8% deutlich höher als der Produktionsanteil. Rechnet man aus den Zahlen die Pharmasparte heraus, so erhält man die Forschungsleistung der Chemieindustrie. Deutschland erreicht einen Anteil an der weltweiten Chemieforschung von 12%. In der europäischen Chemie ist die deutsche Forschung mit einem Anteil von 40% der größte Chemie-Innovator.

Die Forschungsintensität, also der Anteil der Forschungs- und Entwicklungsausgaben am Produktionswert, ist hierzulande mit derzeit rund 3% einer der höchsten unter allen Industrieländern. Sie ist damit doppelt so hoch wie der weltweite Durchschnitt. Nur wenige Länder wie Japan beispielsweise können ähnlich hohe Forschungsintensitäten in der Chemie aufweisen. Trotz der Wirtschaftskrise sind die FuE-Ausgaben der chemischen Industrie in den letzten Jahren insgesamt gewachsen. Im Durchschnitt lag der Anstieg der Forschungsaufwendungen in den Jahren 2005 bis 2011 bei rund 2% pro Jahr. Das Forschungsbudget der gesamten Wirtschaft ist im selben Zeitraum um etwa 4% jährlich gestiegen. Damit haben andere Branchen ihre Forschungsetats in Deutschland stärker ausgebaut als die chemische Industrie.

Wir wollten nun genauer wissen, warum das so ist. Deshalb haben wir unsere Mitglieder befragt, um das Innovationsverhalten der Chemie transparenter zu machen. Unter den Unternehmen, die sich an der Umfrage beteiligt haben, waren rund zwei Drittel große Firmen und ein Drittel kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Und so begründen die Chemiefirmen ihre nur moderat gestiegenen Ausgaben für Forschung und Entwicklung:

Chemieforschung folgt der Produktion
Über 60% der befragten Unternehmen halten das stärkere Wachstum der ausländischen Chemiemärkte für einen wichtigen Grund, FuE-Investitionen am Standort Deutschland nur moderat auszubauen und Forschung im Ausland aufzubauen. Unter den KMU war die Zustimmung, Forschungsabteilungen in Kundennähe und im Ausland aufzubauen, sogar noch höher. In den aufstrebenden Schwellenländern, vor allem in Asien, wächst die Nachfrage nach Chemieprodukten dynamisch. Deshalb ist es notwendig, auch im Ausland zu forschen. Forschung folgt also den Kunden und Märkten. Die Unternehmen nutzen die Nähe zu wichtigen Absatzmärkten, suchen die Nähe der Kunden, greifen auf das wissenschaftliche Know-how und die kreativen Köpfe vor Ort zurück. Das heißt aber nicht zwangsläufig, dass dafür FuE-Abteilungen in Deutschland aufgelöst werden. Vielmehr bauen die Firmen Forschung und Entwicklung nicht mehr ausschließlich am Heimatstandort auf, sondern schaffen neue Forschungsstätten im Ausland. Doch es sind nicht nur die Märkte, die den Ausbau der Forschung in Deutschland gebremst haben.

Rahmenbedingungen bremsen Forschung aus
Auch die Rahmenbedingungen am Standort Deutschland machen es der Chemieforschung schwer. Zu dieser Einschätzung kommt mehr als die Hälfte der Firmen. Sie begründen dies unter anderem mit einem großen Aufwand an Bürokratie und der zu geringen Förderung von Forschung und Entwicklung: Die Projektförderung ist kompliziert und nach wie vor - vor allem für den Mittelstand - zu bürokratisch und langwierig. Eine steuerliche Forschungsförderung als Anreiz für verstärkt eigene FuE-Anstrengungen der Unternehmen fehlt trotz der Diskussion nach wie vor.

Auch Gesetze und Vorschriften machen das Forschen nicht einfacher: So hat die europäische Chemikalienverordnung REACh die chemische Industrie mit einem engmaschigen Netz an Bürokratie eingeschnürt. Mit den in Relation zum erzielten Umsatz hohen Regulierungskosten für „kleine Produkte" durch REACh werden Marktneuheiten erschwert. Die europäische Chemikalienverordnung führt auch dazu, dass Naturwissenschaftler aus den FuE-Abteilungen und der Anwendungstechnik in die Abteilungen für Produktsicherheit abgezogen werden. Forscher und Entwickler fehlen dann in unseren Think Tanks.

Mit einem besonderen Problem hat der Mittelstand zu kämpfen: Für mittelständische Unternehmen spielt die Finanzierung von Forschung und Entwicklung eine wichtige Rolle: Der Weg zu neuen Produkten oder Verfahren ist oft mit Unwägbarkeiten gepflastert. Dies macht es gerade für kleine und mittelständische Unternehmen nicht leicht, ausreichend finanzielle Mittel für ihre Forschungsprojekte zu bekommen. 65% der KMU begründen ihre verhaltenen FuE-Ausgaben mit Finanzierungsschwierigkeiten.

Fachkräftemangel kommt auch auf die Chemieindustrie zu
Überraschend ist für Sie vielleicht folgendes Ergebnis unserer Umfrage: Knapp die Hälfte der Unternehmen gaben an, dass sie derzeit noch auf genügend Talente für die Forschung zurückgreifen können. Noch ist also kein Fachkräftemangel in der Forschung spürbar. Aber: Ein Drittel der befragten Unternehmen sehen bereits heute, dass die mangelnde Verfügbarkeit von Fachkräften ein Problem ist. Die Bewerberzahlen sinken, es wird schwieriger, offene Stellen zu besetzen. Das gilt beispielsweise für Chemieingenieure in der Produktion. Es fehlen zudem Toxikologen, Ökotoxikologen oder Elektrochemiker. Und die demographische Entwicklung dürfen wir ebenfalls nicht unterschätzen: Der generelle Fachkräftemangel wird an der Chemieindustrie nicht spurlos vorüber gehen.

Skepsis gegenüber Produkten und Verfahren
Auch das Thema Akzeptanz beschäftigt die Unternehmen. Gut die Hälfte der befragten Unternehmen gaben die unzureichende Akzeptanz von Technik und Wissenschaft in einigen Forschungsbereichen in der Gesellschaft als Grund an, warum sie sich bei ihren FuE-Aufwendungen zurückhalten.

Deutschland hat aber auch gute Standortfaktoren
Es gibt nicht nur Schwierigkeiten und Baustellen am Forschungsstandort Deutschland. Gut benotet haben die Firmen die Chemieforschung an Universitäten und außeruniversitären Einrichtungen. Rund 17% der internationalen Patentanmeldungen und 7% der wissenschaftlichen Publikationen in der Chemie stammen aus Deutschland. Die Unternehmen loben auch die Bedingungen für Kooperationen mit Universitäten, Fachhochschulen und Forschungsinstituten wie Max-Planck.

Welche Empfehlungen können wir nun aus unserer Umfrage ableiten?

1. Wirtschaftswachstum in Deutschland stärken
Das Wachstum verschiebt sich nach Asien, die Forschung folgt Produktion und den Märkten. Das geschieht zum Teil auf Kosten der Forschungsetats in Deutschland. Deshalb müssen wir das Wirtschaftswachstum hierzulande stärken. Denn wenn es der Chemie in Deutschland schlecht geht, lähmt das unsere Forschung und Innovationskraft.

2. Politische Rahmenbedingungen für die Forschung müssen neue Impulse für Deutschlands drittgrößte Branche setzen
Die Erfolgschancen der Forscher und Tüftler in Unternehmen und an Universitäten lassen sich steigern, wenn das Innovationsumfeld stimmt. Der deutsche Staat tut zwar viel für die Förderung der Forschung. Trotzdem ist dies nach Ansicht von fast 70% der befragten Unternehmen offenbar noch zu wenig: Der Abbau von Innovationshemmnissen und bessere monetäre Förderung würden sich, so die in der Umfrage geäußerte Erwartung, eindeutig positiv auf ihr FuE-Ausgabe-verhalten in Deutschland auswirken. Für den Mittelstand hat das Abschaffen von Innovationshemmnissen sogar die größte Bedeutung. Also muss Deutschland noch mehr für die Forschung tun, indem man die Projektförderung vereinfacht und darüber hinaus steuerliche Anreize schafft.

Um die Finanzierung der Forschungsprojekte zu erleichtern, wäre eine steuerliche Forschungsförderung insbesondere, aber nicht nur, für den Mittelstand sinnvoll. Denn die Projektförderung ist für KMU oftmals zu aufwendig. Häufig passen auch die Forschungsarbeiten nicht in die staatlichen Programme. Die Unternehmen sollten insgesamt leichter an Risikokapital herankommen - das ist nach wie vor in Deutschland schwieriger als in anderen Ländern und damit ein Wettbewerbsnachteil für Deutschland.

3. Naturwissenschaftliche Bildung stärken, Hochschullehre verbessern, duale Berufsbildung ausbauen
In Deutschland kommt naturwissenschaftliche Bildung an den Schulen nach wie vor zu kurz. Ich halte es darum für wichtig,

  • Kindern bereits im Kindergarten Natur- und Alltagsphänomene spielerisch zu erläutern,
  • naturwissenschaftlich-technischen Unterricht in der Grundschule einzuführen sowie
  • an weiterführenden Schulen in jeder dritten Schulstunde Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik zu unterrichten,
  • unsere Lehrer noch besser auszubilden. Das heißt, eine Reform der Lehramtsstudiengänge mit einem bundesweit anerkannten Abschluss ist dringend notwendig.

Die chemische Industrie ist mehr als andere Branchen auf eine exzellente Grundlagenforschung angewiesen. Starke Forschung baut auf guter Lehre auf. Und gute Lehre für moderne, attraktive Bachelor- und Masterstudiengänge hat ihren Preis. Deshalb müssen wir die Hochschulfinanzierung vor allem in der Lehre verbessern. Gleichzeitig müssen die Chemiestudiengänge internationaler werden.

Uns gehen auch die Möglichkeiten der beruflichen Bildung und der gezielten Weiterbildung Berufstätiger nicht weit genug: Die „Duale Berufsausbildung" sollte deshalb ausgebaut werden, indem Ausbildungsberufe fortentwickelt und in Kombination mit maßgeschneiderten Studienangeboten berufsorientierte duale Studiengänge aufgebaut werden. Diese Studienangebote und Bausteine der betrieblichen Weiterbildung ließen sich auch nutzen, damit sich Berufstätige weiterqualifizieren können. Als Fonds der Chemischen Industrie arbeiten wir seit Jahren an diesen Themen. Der Fonds unterstützt mit über elf Mio. € jährlich die Grundlagenforschung, den wissenschaftlichen Nachwuchs und den Chemieunterricht an Schulen.

4. Deutschland braucht eine neue Innovationskultur
Deutschland verdankt seine derzeitige Position an der Spitze der Weltwirtschaft seiner Forschung und beständigen Fähigkeit zur Innovation. Inwieweit Deutschland auch künftig eines der Top-Exportländer und Innovationsvorreiter sein wird, hängt entscheidend von der Innovationskultur in unserem Land ab. Haben wir ein offenes Klima für Innovationen und Fortschritt in Deutschland? Ich habe den Eindruck, dass sich die vorherrschende Haltung in unserem Land so beschreiben lässt: Bloß keine Experimente und bloß keine neuen Technologien, bevor nicht jedes denkbare Risiko absolut ausgeschlossen ist. Wir verkennen dabei, dass die Herausforderungen der Zukunft nicht mit den Konzepten und Technologien von gestern zu lösen sind. Und die Herausforderungen, mit denen die rasant wachsende Weltbevölkerung konfrontiert ist, sind gewaltig! Die Versorgung mit ausreichend Nahrung, Wasser, Energie, Gesundheit und Lebensqualität sind Themen, die uns mit Blick auf andere Regionen auf unserer europäischen Insel der Sorglosigkeit und des Überflusses zunehmend bewusst werden sollten.

Nehmen Sie die Grüne Gentechnik. Eine exponentiell wachsende Bevölkerung will auch künftig mit Nahrung versorgt sein. Das ist eine immense Herausforderung. Die bewährten Hilfsmittel, wie Dünger, Pflanzenschutzmittel und die traditionelle Pflanzenzucht sind unverzichtbar, werden aber allein nicht die notwendigen Ernten garantieren können. Mit Hilfe der Grünen Gentechnik können wir höhere landwirtschaftliche Erträge erreichen, weil die Pflanzen beispielsweise Trockenheit besser vertragen oder gegen Krankheiten resistent sind. Wir können Pflanzen züchten, die mehr Nährstoffe enthalten. Zum Beispiel Ölpflanzen mit einem hohen Gehalt an gesunden Fettsäuren. In Deutschland hat man aber nicht nur den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen vertrieben. Auch die Universitäten stellen die Versuche ein oder flüchten ins Ausland wie die Universität Hannover, die ihre Feldversuche nun in den USA durchführt.

Oder nehmen Sie die Nanotechnologie als Querschnittstechnologie. Sie ermöglicht der chemischen Industrie, verbesserte Materialien mit neuen und außergewöhnlichen Eigenschaften für unsere Kunden in der Automobil-, Elektronik-, Bau-, Wasser- oder Pharmaindustrie herzustellen. Wir brauchen diese Technologie, um beispielsweise leistungsfähige Batterien für Elektroautos herstellen zu können oder regenerative Energien zu nutzen. Dabei ist „Nano" keine neue Erfindung, sondern begegnet uns schon seit Jahrtausenden überall in Alltag und Natur. So sorgt die nanostrukturierte Oberfläche des Lotusblattes für dessen wasserabperlende Eigenschaft. Heute haben wir dank des naturwissenschaftlichen Fortschritts die technischen Möglichkeiten, solche Nanostrukturen selbst herzustellen.

Wenig hilfreich ist hier zum Beispiel die Forderung, dass der Gesetzgeber schon allein beim Vorliegen einer „abstrakten Besorgnis" eingreifen soll. So wie es der Sachverständigenrat für Umweltfragen in seinem Gutachten zu Empfehlungen der Regulierung von Nanomaterialien vorgeschlagen hat. Deutschland gehört zurzeit noch bei der Nanotechnologie zur Weltspitze und ist in Europa sogar führend. Das sollten wir nicht leichtfertig aufs Spiel setzen und neue Innovationshemmnisse aufbauen, indem man beispielsweise Spezialgesetze für Nanomaterialien einführt.

Entscheidend ist also, dass wir eine neue Innovationskultur in Deutschland schaffen, bei der wir Chancen und Risiken objektiv betrachten und die Gesellschaft einbeziehen. Wir brauchen eine verständliche Kommunikation, mit der wir die Vorteile neuer Technologien aufzeigen, ohne potenzielle Risiken auszublenden. Dabei sollten wir das Schüren von irrationalen Ängsten vermeiden. Politik, Wissenschaft, Industrie und alle gesellschaftlichen Gruppen sind hier gefordert und sollten an einem Strang ziehen, um die Begeisterung für Neues wieder zu entfachen und den Pioniergeist, den frühere Generationen hatten, zu wecken.

Solche Veränderungen werden dazu beitragen, dass wir die Zukunft wieder selbst gestalten. Hier hat die Politik große Verantwortung und viele Aufgaben. Deshalb darf sie auch nicht zaudern. Denn was früher galt, stimmt auch heute noch: Zu neuen Ufern gelangt man nicht mit Zaghaftigkeit und Bedenkenträgertum.

Chemie- und Pharmainnovationen „Made in Germany" sind weltweit gefragt. Diesen Vorteil dürfen wir nicht leichtfertig aufs Spiel setzen. Darum brauchen wir einen starken Innovationsstandort Chemie. Ihn gilt es zu verteidigen und zu stärken. Denn die Chemieforschung wird immer wichtiger, weil sie wesentlich mit dazu beiträgt, Lösungen für die gesellschaftlichen Herausforderungen dieser Zeit zu entwickeln. Einige Beispiele neuer Produkte „powered by intelligent chemistry" sehen Sie hier im Raum beziehungsweise draußen im Foyer:

  • Die erste Automobilfelge aus Kunststoff: Sie ist über 30 Prozent leichter als ein serienmäßiges Aluminiumrad - ein Beispiel für den erfolgreichen Einsatz von endlosfaserverstärkten Hochleistungsverbundwerkstoffen (Bild 1).
  • Innovative Crashabsorber aus langglasfaserverstärktem Polyamid: Sie weisen außergewöhnliche mechanische Stabilität auf (Bild 2).
  • Neuartige Membranen mit einer Porengröße von 20 bis 30 Nanometer adressieren eine der wichtigsten Herausforderungen der Zukunft - sauberes Wasser. Neben Partikeln können so selbst Mikroorganismen wie Bakterien und Viren zuverlässig zurückgehalten werden (Bild 3).
  • Ein auf Nanotechnologie basierender kratzbeständiger Klarlack. Harte anorganische und weiche organische Materialien sind in einem nano-strukturierten Netzwerk miteinander verbunden. Der Hybridwerkstoff macht den Lack flexibel, elastisch und hoch witterungsbeständig (Bild 4).
  • Verbundwerkstoffe aus speziellen Bindepulvern und Naturprodukten wie Kork, Holz, Leder oder Schiefer lassen sich zu neuartigen Wand- und Bodenbelägen für den Innenausbau oder die Möbelindustrie verarbeiten (Bild 5).
  • Polyurethane verbessern die Spieleigenschaften des diesjährigen EM-Fußballs. Tango 12 können Sie gerne selbst in die Hand nehmen (Bild 6).
  • Außerdem können Sie einen LKW-Stoßfänger aus Kunststoff betrachten (Bild 7), sich über Sprit-Sparreifen informieren (Bild 8) und moderne LC-Displays sehen (Bild 9).

Unsere Ingenieure und Forscher brauchen Freiraum für ihre Forschung; ihren Einfallsreichtum und Fleiß sollten wir nicht bremsen. Denn dann schaffen wir neue Arbeitsplätze und sichern unseren Wohlstand. Die Politik muss nur noch den richtigen Kurs aufnehmen und die Segel setzen."

Die Ausführungen wurden im Original veröffentlicht. Bilder und Links sind eine Ergänzung von CHEManager.

 

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