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Fit auf Schicht

Präventionsprojekt bei Wacker: Gesundheitsprogramm für Mitarbeiter in vier Phasen

23.05.2017 -

Im Sommer 2013 startete Wacker Chemie in Kooperation mit der Deutschen Rentenversicherung ein Pilotprojekt, das die Gesundheitsvorsorge von Schichtmitarbeitern erfrischend neu gestaltet – und deutlich verbessert.

Und darum geht es: Das Präventionsprojekt „Fit auf Schicht“ bietet bis zu 15 Mitarbeitern jeder Schichtgruppe einmal pro Jahr die Möglichkeit, in ein Programm einzusteigen, das aus vier Phasen besteht. Phase 1, die stationäre Phase, findet in einer Reha-Klinik am Starnberger See statt und dauert fünf Tage. In dieser Zeit absolvieren die Teilnehmer zunächst einen Gesundheitscheck. Anschließend finden sie in Seminaren und Trainings einfache, praktische Werkzeuge, mit denen sich die eigene Gesundheit erhalten und verbessern lässt. Auf dem Programm stehen unter anderem Walking, Aquatraining im Schwimmbecken, Entspannungsübungen, eine Rückenschule in der Turnhalle, eine Ernährungsberatung mit praktischen Übungen und psychologische Seminare zu Stress und gesundem Schlaf.

Gesund leben, auch im Alltag

Phase 2 startet dann nach der Rückkehr in den Arbeitsalltag: Die Teilnehmer absolvieren mit einem Trainer des SV Wacker Burghausen zwölf Einheiten mit Rücken- Kraft- und Ausdauertraining sowie Entspannungstraining und Ernährungsberatung, für die sie jeweils von der Arbeit freigestellt werden. In dieser Phase geht es darum, den neuen, gesünderen Lebensstil in den Alltag zu integrieren.

Dann führen die Teilnehmer in der dritten Phase ein selbstgewähltes Training in Eigenregie fort – das Spektrum reicht von Walking, Radfahren und Fitnesstraining bis hin zu ThaiBo, einer Art Thaiboxen. Die vierte und letzte Phase findet dann ein Jahr nach dem Start wieder im Klinikum Höhenried am Starnberger See statt: Ein zweitägiger „Refresher“, bei dem die Teilnehmer offene Fragen klären und sich, falls nötig, neue Motivation holen können.

Seit dem Start vor vier Jahren haben bis April 2017 mehr als 450 Mitarbeiter aus dem Werk Burghausen an „Fit auf Schicht“ teilgenommen. „Wir wissen nicht genau, weshalb, aber hinterher arbeiten fast alle Teilnehmer viel entspannter“, sagt Werkärztin Dr. Ursula Bailer. „Es gibt keine Pflicht abzunehmen – aber viele Teilnehmer tun es trotzdem. Zwei Drittel von ihnen ändern ihren Lebensstil langfristig, sie treiben mehr Sport, ernähren sich gesünder, können besser mit Stress umgehen.“

Diese Erfolge und das positive Feedback der Teilnehmer veranlassten das Chemieunternehmen, das Angebot auch auf Mitarbeiter außerhalb des Schichtbetriebes auszudehnen: 2016 startete zunächst eine Pilotgruppe für die Mitarbeiter in den Werkstätten – 2017 fahren dann erstmals zwei Gruppen von Handwerkern und Transport-Mitarbeitern nach Höhenried, außerdem jeweils eine Gruppe mit Handwerksmeistern aus zwei Betrieben. Insgesamt absolvieren in diesem Jahr 13 Gruppen mit jeweils bis zu 15 Teilnehmern das Programm.

Erfolgsrezept: Sport und Ernährungsumstellung

Anlagenfahrer Bernd Rothenaicher gehörte zu den ersten Teilnehmern des Fitnessprogramms. Anfangs machte er sich noch über die Empfehlung lustig, auf die Inhaltsstoffe von Lebensmitteln zu achten. „Heute schau ich genau, was drin ist“, bekennt er, „und gerade dieser Tipp hat mir besonders viel gebracht.“ Zum Start des Programms wog Rothenaicher 104 kg, bei einer Größe von 1,79 m. Er setzte sich 95 kg als Zielmarke. Aber als er nach einem Jahr den „Refresher“ absolvierte, da waren es nur noch 92 kg – und auch sein Blutdruck war deutlich gesunken.

Sein Erfolgsrezept: Nach der ersten Phase hatte der Anlagenfahrer zunächst damit begonnen, endlich seinen Crosstrainer zu nutzen, der schon lange ungenutzt bei ihm Zuhause stand. Später kamen Krafttraining und Joggen hinzu. Vier Monate nach der Startphase in Höhenried stellte der heute 52-Jährige dann auch seine Ernährung um. „Die zwei Wurstsemmeln zur Frühschicht sind gestrichen“, erzählt er, „stattdessen nehme ich einen Salat mit in die Arbeit oder Quark mit Obst. Auch Cola trinke ich nicht mehr, beim Bier bin ich auf alkoholfrei umgestiegen.“

Bei Bernd Rothenaicher purzelten daraufhin nicht nur die Pfunde, sondern es stellte sich auch ein familiärer Effekt ein, den Ursula Bailer häufig beobachtet: „Die Partnerinnen machen auch mit – und alle sind glücklich.“ Schließlich beteiligte sich die ganze Familie: „Meine beiden erwachsenen Kinder, meine Frau und ich, wir haben zusammen 50 kg abgenommen“, erzählt er sichtlich stolz. Kurz nach dem Abschluss des Gesundheitskursus hat er dann zum ersten Mal in seinem Leben einen Halbmarathon absolviert. Und auch heute, drei Jahre nach dem Ende des Programmes, fährt Rothenaicher noch immer regelmäßig mit dem Fahrrad zur Arbeit – immerhin 20 km pro Strecke. „Mir geht es immer noch gut“, sagt er, „für mich hat sich ´Fit auf Schicht` wirklich gelohnt.“

Kleine Tricks und neue Anregungen

Viele Mitarbeiter lernen bei dem Programm auch kleine Tricks und Kniffe, die ihnen die Arbeit in der Werkshalle deutlich erleichtern. Annett Pleil z.B. muss in der Polysilicium-Reinigung bis zu 10 kg schwere Säcke in einen Karton heben. „Auf die Dauer geht das auf den Nacken und aufs Kreuz“, sagt sie – aber seit dem Ende des Programms weiß sie genau, wie sie die Säcke rückenschonend heben kann.

Und selbst erfahrene Sportler wie der Anlagenfahrer Günther Zechmeister bekommen durch den Kursus neue und zusätzliche Anregungen. „Ich hab` neue Walking-Schritte gelernt“, erzählt er, „das hätte ich nicht unbedingt erwartet.“ Seitdem er „Fit auf Schicht“ absolviert hat, nimmt Zechmeister außerdem immer eine heiße Suppe oder einen Gemüseeintopf mit zur Nachtschicht. „Gegen vier Uhr morgens sinkt die Körpertemperatur“, sagt er, „und da tut eine leichte, heiße Mahlzeit besonders gut.“

Werkärztin Ursula Bailer begleitet und unterstützt die Teilnehmer das ganze Jahr über. „Das Gesundheitsniveau verbessert sich deutlich“, sagt sie, „das zeigt sich zum Abschluss des Projekts sowohl an den Laborwerten als auch an den Auswertungen der Fragebögen. Es geht nicht alles weg, aber alles geht besser.“ Und diese Verbesserung zeigt sich nicht nur während des Gesundheits-Jahres, sondern auch darüber hinaus. Viele Teilnehmer können ihr reduziertes Gewicht halten, was auch daran liegt, dass sie ihr Ernährungsverhalten dauerhaft umstellen und Sport zu einem Teil ihres Alltags machen. „Das Fitnessprogramm hat sich langfristig als sehr wirksame Maßnahme der Gesundheitsförderung gezeigt“, freut sich die Ärztin.

Einen Wunsch hat sie allerdings noch: „Für die Nachhaltigkeit wäre eine Wiederholung der Untersuchungen und der Sport- und Ernährungseinheiten wünschenswert.“ Denn wenn jemand sich das Gelernte von Zeit zu Zeit wieder in Erinnerung ruft, ist das die beste Vorsorge, damit sich langfristig nicht doch wieder alte Gewohnheiten einschleichen.  (op)

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