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Grüne Gründer gesucht

Bioökonomisches Start-up Potenzial im ländlichen Raum will gehoben werden

14.08.2016 -

Gute Jobs in der Industrie, wenig Zugang zu Venture Kapital: Deutschland galt noch nie als ausgewiesenes Start-up-Eldorado. Wenn, dann werden erfolgreiche Gründergeschichten meist in der IT Branche geschrieben und deren Akteure sitzen in Ballungszentren. Nicht nur Chemiekonzerne beklagen den Mangel an technologieorientierten Jungunternehmen, die die Innovationslandschaft beleben. Auch das Querschnittsthema Bioökonomie, das Wertschöpfungsketten verschiedenster Branchen verbindet und auch für die Chemieindustrie Chancen bietet, braucht Innovationen, um sich weiter zu entwickeln. Doch insbesondere in diesem Sektor sind Start-ups nur spärlich gestreut. Dabei wäre das Potenzial für bioökonomische Innovationen groß – im ländlichen Raum allemal.

Von der Land- und Forstwirtschaft, über Material- und Verfahrenstechnik bis hin zu weißer Biotechnologie und biobasierter Chemie: überall könnten grüne Gründer und andere ‚B’ioniere mit Innovationen den notwendigen Rohstoffwandel beschleunigen. Im KfW Gründungsmonitor 2015 ist zu lesen, dass unter den insgesamt 763.000 deutschen Existenzgründern (17% weniger als 2014) 95.000 als innovative Gründer gelten, also als solche, die mit FuE-Aufwand Technologien zur Marktreife führen. Doch „grüne Technologien“ waren laut dem vom Bundesverband Deutscher Start-ups initiierten Start-up Monitor gerade einmal bei 4,4% aller deutschen Start-ups in 2015 Schwerpunkt des Geschäftsmodells. Chemie, Biotech- und Agrarbranche finden sich gar nur im Segment „Andere“ wieder.

Investitionskosten als Hemmnis

Lange Entwicklungszyklen, sichere Jobs in der Wirtschaft und vergleichsweise hohe Investitionskosten bspw. für Laborinfrastruktur werden häufig als Gründe für den fehlenden Gründerboom in technologieintensiven Branchen genannt. Start-up-Hotspots wie München oder Berlin können mit Infrastrukturangeboten zu gründerfreundlichen Konditionen gegensteuern. Inkubatoren, Technologiezentren, FabLabs – die Auswahl ist groß und so zieht es die, die Labore und Technika benötigen und die nicht sowieso schon aus den großen Universitäten stammen, in die Großstädte.

Wer Unternehmergeist hat und diesen entlang der Bioökonomie-Wertschöpfungskette einsetzen will, dem bietet sich jedoch auch auf dem Land eine Alternative. Denn Bioökonomie hat eine inhärent regionale Komponente. Räumlich begrenzte Bioökonomie-Cluster in land- und forstwirtschaftlich geprägten Regionen wie bspw. das BioEconomy Cluster Mitteldeutschland oder das BioBased Delta an der Grenze zwischen Holland und Belgien belegen dies eindrucksvoll. Biogene Roh- und Reststoffe und Flächen für Zucht und Anbau sind hier in großen Mengen vorhanden. In den genannten Fällen sind bereits industrielle Infrastruktur und eine kritische Masse größerer Unternehmen sowie die Anbindung an Forschungs- oder Hochschuleinrichtungen vorhanden. Immobilien, aber auch Grundstücke sind deutlich günstiger zu haben als in Städten. Theoretisch also ein guter Nährboden für Start-ups, die, so hat es das EU FP7-Projekt „BERST – BioEconomy Regional Strategy Toolkit“ herausgefunden, als wichtiger Motor für Bioökonomie und Rohstoffwandel fungieren.

Regionale Anreize schaffen

Doch diese guten Rahmenbedingungen reichen nicht aus. Für die Entwicklung regionaler Bioökonomien sind Anreize für Gründer speziell aus dem Bereich der Biomassenutzung und Konversion ein wichtiger Faktor. Diese Angebote müssen auf die Region zugeschnitten sein und sollten daher von regionalen Akteuren, sowohl aus dem öffentlichen als auch aus dem privatwirtschaftlichen Bereich umgesetzt werden. Instrumente wie spezielle Businessplanwettbewerbe, Accelerator-Programme mit Zugang zu Know-how und Kapital, aber auch branchenfokussierte Immobilien mit Labor- und Technikumsräumen sowie Förderprogramme für deren vergünstigte Nutzung können hier Ansätze sein. In Straubing, wo der Freistaat Bayern schon seit längerer Zeit seine Kompetenzen im Bereich Nutzung Nachwachsender Rohstoffe und Bioökonomie in wissenschaftlicher Hinsicht bündelt, werden mehrere Förderinstrumente eingesetzt um innovative grüne Gründer zu stimulieren. Der Businessplanwettbewerb PlanB brachte 2015 mit seinem Coaching-Angebot und langfristiger Unterstützung u.a. das Biotech-Start-up Cascat hervor.

Aktuell befindet sich PlanB erneut in der Bewerbungsphase. Darüber hinaus werden mit staatlicher Unterstützung 250 m² S1-Labore im BioCubator, einem Technologiezentrum für Nachwachsende Rohstoffe in Straubing (Foto oben), ausgebaut. Mit einem regionalen Förderprogramm können branchenspezifische Jungunternehmen außerdem Mietkostenzuschüsse für Labor- und Büroräume in der Region erhalten. Ab 2019 sollen insbesondere Start-ups und KMUs der industriellen Biotechnologie, denen Kapital und Bonität für den Invest in eigene Anlagen zunächst fehlen, diskriminierungsfreien Zugang zu einer biotechnologischen Mehrzweck-Demonstrationsanlage erhalten. Fest steht: die Hürden für technologie- und wissensintensive grüne Gründer werden weiterhin bleiben, doch Angebote im ländlichen Raum können dazu beitragen, sie zu senken. Wenn schon kein Eldorado, dann entstehen vielleicht bald grüne Start-up-Oasen.

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