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Innovationen als Erfolgsrezept

Mit ihrer Spezialitätenstrategie behauptet sich die Schweiz im internationalen Wettbewerb

10.10.2012 -

Die schweizerischen wissenschaftsbasierten Industrien oder „Science Industries" zeichnen sich durch hochspezialisierte Produkte, insbesondere im Arzneimittelbereich aus, welche zu einem großen Teil in die Europäische Union exportiert werden. Doch andere Weltregionen gewinnen rasant an Bedeutung, was die Schweizer Industrie Chemie Pharma Biotech vor neue Herausforderungen stellt.

Deutschland ist seit Jahren mit einem Weltexportanteil von 11,7 % die weltweit größte Exportnation von chemischen und pharmazeutischen Produkten. China liegt mit einem Anteil von 5,4 % auf Platz vier, während die im Vergleich kleine Schweiz mit einem Anteil von 4,7 % bereits auf Platz sieben liegt. Allerdings gibt es wesentliche Unterschiede zwischen der schweizerischen Chemie Pharma Biotech und der entsprechenden Industrien anderer Exportnationen wie Deutschland oder China.

Die Schweizer Science Industries fokussieren sich seit Jahrzehnten auf die Entwicklung und Vermarktung von hochwertigen, innovativen Produkten vornehmlich im Life Science-Bereich. Andere Länder exportieren in erster Linie klassische hochvolumige chemische End- und Zwischenprodukte.

Die Schweiz kann sich mit ihrer Spezialitätenstrategie im Vergleich zu anderen Exportnationen überdurchschnittlich gut halten. Als stark vom Export abhängiges Land erinnert uns der starke Franken aber auch daran, dass die Schweiz keine Insel ist und wir uns den globalen Entwicklungen nicht entziehen können.

Neue Exportmärkte

Die Unternehmen der Science Industries erwirtschaften rund 98 % ihrer Umsätze im Ausland und sind mit über 36 % aller Schweizer Exporte die größte Exportindustrie der Schweiz. Mit einem Anteil von 57,2 % war die EU mit 42,7 Mrd. CHF Exportvolumen im 2011 die wichtigste Abnehmerin der schweizerischen Science Industries. Allerdings verringerten sich die Exporte in die EU gegenüber dem Vorjahr um 2,3 %. Innerhalb Europas ist Deutschland mit einem Anteil von 15 % weiterhin das wichtigste Abnehmerland unserer Industrie. Hellhörig werden muss die Schweiz, welche beinahe jeden zweiten Franken im Ausland verdient, dass im ersten Halbjahr 2012 insbesondere der Außenhandel mit der EU in beide Verkehrsrichtungen merklich zurückging.

Im Umfeld der sich eintrübenden Weltkonjunktur stagnieren die schweizerischen Exporte in den ersten sechs Monaten 2012. Dass sich Europa aus dem Wirtschaftstal schnell erholen wird, ist angesichts der anhaltenden Schuldenkrise nicht anzunehmen. Künftiges Wachstum wird somit kaum mehr vor unserer Haustüre stattfinden. Längerfristig dürften die BRIC-Länder Brasilien, Russland, Indien und China als Exportmärkte bedeutender werden.

Industrie profitiert von aufstrebenden Weltregionen

Von den offenen Weltmärkten kann auch ein kleines Land wie die Schweiz profitieren, denn das Potenzial außerhalb Europas ist enorm. Allein China besitzt einen Binnenmarkt für über 1,3 Mrd. Menschen, deren stetig steigender Wohlstand neue Bedürfnisse weckt und damit neue Wachstumschancen öffnet. Die Schweiz steht derzeit in Verhandlungen mit China über den Abschluss eines Freihandelsabkommen. Unsere Industrie zieht erheblichen Nutzen von einem erstarkten China, könnten doch unsere Mitgliedunternehmen dadurch vermehrt nach China exportieren und zahlreiche Zwischenprodukte von dort beziehen.

Im Jahr 2011 exportierten die Science Industries für rund 1,4 Mrd. CHF nach China. Zudem ist die Schweiz weltweit eines der wenigen Länder mit einem Exportüberschuss nach China - im Gegensatz zum Beispiel zu den USA. Da Life Science-Produkte wie Arzneimittel in der Forschung und Entwicklung sowie in der Herstellung wesentlich komplexer und aufwändiger sind als klassische Chemieprodukte, ist die Science Industries stark auf einen starken und durchsetzbaren weltweiten Schutz ihres Geistigen Eigentums angewiesen. Da auch China seit geraumer Zeit vermehrt in Forschung und Entwicklung investiert, besteht die berechtigte Hoffnung, dass der Schutz des Geistigen Eigentums aus Eigeninteresse auch in China an Bedeutung gewinnen wird.

Hochspezialisierte Produkte trotzen der Frankenstärke

Das Erfolgsrezept unserer Industrie ist die konsequente, forschungsbasierte Innovationsstrategie, welche immer wieder neue, hochspezialisierte Produkte mit überzeugendem Kundennutzen hervorbringt. Durch die hohe Spezialisierung der Science Industries lassen sich die Produkte nur selten durch Produkte von Mitbewerbern ersetzen, weshalb die größte Exportindustrie der Schweiz auch in Zeiten der anhaltenden Frankenstärke relativ gut auf dem Weltmarkt bestehen kann.

Die Science Industries lebt die Grundhaltung permanenter Innovationen seit Jahrzehnten vor. In der Schweiz steuern die Unternehmen von Chemie Pharma Biotech 44 % an den Gesamtaufwand für Forschung und Entwicklung bei. Fast jeder zweite private Forschungsfranken in der Schweiz stammt aus unserer Industrie. Im vergangenen Jahr waren dies deutlich über 7 Mrd. CHF, was einer Steigerung von 63 % gegenüber 2003 entspricht. Dies belegt die nach wie vor große Bedeutung der hiesigen Forschung für unsere weltweit tätige Industrie.

Dass nur 2 % der weltweiten Umsätze unserer Industrie in der Schweiz erzielt werden, setzt unsere Industrie unter Druck, ist doch die Nähe von Forschung und Entwicklung zu den Absatzmärkten ein wichtiges Kriterium bei Investitionsentscheiden. Verstärkt wird dieser Auslagerungsdruck, Forschungs- und Produktionsinvestitionen vermehrt im Ausland zu tätigen, auch durch die Anstrengungen verschiedenster Regierungen, hochwertige Aktivitäten und Arbeitsplätze, und damit einhergehend die Schaffung von Know-how und geistigen Eigentums, in ihre jeweiligen Länder zu locken. Oft bleibt es aber nicht beim Lockruf, teils werden die Unternehmen auch mehr oder weniger deutlich zu Investitionen in den jeweiligen Ländern aufgefordert, sofern sie ihre «License to Operate» behalten wollen.

Der Auslagerungsdruck ins Ausland wird durch die anhaltende Frankenstärke, den weltweiten Druck auf die Arzneimittelpreise und die drohende Zunahme der Produktionskosten durch höhere Energie- und Umweltkosten in der Schweiz weiter zunehmen.

Werben um die besten Talente dieser Welt

In der Schweiz beschäftigte die chemisch-pharmazeutische Industrie im Jahr 2011 rund 65.000 Personen. Über die letzten zwanzig Jahre konnten die Science Industries die Anzahl Beschäftigte mit leichten Schwankungen stabil halten. Schon heute ist es so, dass rund 55 % der Beschäftigten der Industrie aus dem Ausland stammen. Dieser Trend wird anhalten, da die Schweiz insbesondere im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft Technik) zu wenige hochqualifizierte Personen ausbildet.

Aus diesem Grund ist unserer Industrie auf die Rekrutierung im Ausland angewiesen, insbesondere im EU-Raum, aber auch in den Staaten wie USA, Japan, China und Indien. Deshalb ist für die Science Industrie die Personenfreizügigkeit mit der EU sowie ein effizientes Kontingentierungssystem, welches hochqualifizierte Mitarbeitende aus aller Welt zulässt, von großer Bedeutung. Allerdings erweist sich die Personalrekrutierung als schwierig. Und selbstverständlich werben auch andere Industrienationen um die besten Talente dieser Welt. Die Schweiz braucht deshalb neben guten Rahmenbedingungen für die Wirtschaft auch eine gute Integration von Hochqualifizierten und deren Familien in der Schweiz.

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Scienceindustries ist der Schweizer Wirtschaftsverband Chemie Pharma Biotech (ehemalig: SGCI Chemie Pharma Schweiz) mit mehr als 250 in der Schweiz tätigen Mitgliedsunternehmen. Der Verband setzt sich für international herausragende staatliche Rahmenbedingungen für wissenschaftsbasierte Unternehmen ein und unterstützt so die Innovationsstrategien seiner Mitglieder.

 

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