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Ostchemie auf Erfolgskurs in 2006

04.04.2012 -

Ostchemie auf Erfolgskurs in 2006

Das vergangene Jahr hat der chemischen Industrie in Ostdeutschland gesunde Umsatzsteigerungen beschert. Wird sich der Trend 2007 im Angesicht von steigenden Rohstoff- und Energiepreisen, Tarifverhandlungen und zunehmenden staatlichen Eingriffen in der Pharmasparte fortsetzen lassen?

Das Jahr 2006 war für die ostdeutsche chemische Industrie erneut ein erfolgreiches Jahr. Der Umsatz der chemischen Industrie in den sechs ostdeutschen Bundesländern stieg um 13,1% im Vergleich zum Vorjahr auf 16,8 Mrd. €. Die wirtschaftliche Entwicklung der chemischen Industrie in den sechs ostdeutschen Bundesländern verlief damit auch 2006 besser als in der gesamten deutschen chemischen Industrie, die im Vergleich ein Umsatzplus von 5,8% zu verzeichnen hatte. Der Inlandsumsatz trug mit 8,5 Mrd. € und einem Plus von 11,8% zum Umsatzwachstum bei. Der Auslandsumsatz stieg 2006 um 14,5% gegenüber dem Vorjahreswert auf 8,3 Mrd. €. Lag der Anteil des im Ausland erzielten Umsatzes 1995 noch bei gut 30 %, so ist er seitdem kontinuierlich bis 2006 auf 49,5% gestiegen.

Im selben Zeitraum nahm in Gesamtdeutschland der Anteil des Auslandsumsatzes von gut 40 % auf 54,5% im Jahr 2006 zu. Der Anteil der chemischen Industrie in den sechs ostdeutschen Bundesländern am deutschen Chemieumsatz war mit 10,4% im Jahr 2006 erstmals zweistellig. Am ostdeutschen Chemieumsatz sind Sachsen- Anhalt und Berlin mit je einem Drittel beteiligt. In Sachsen- Anhalt dominieren im Spartenprofil die chemischen Grundstoffe, in Berlin die pharmazeutischen Erzeugnisse.

Die Erzeugerpreise für chemische Grundstoffe lagen im Durchschnitt um 5,8% höher als im Vorjahr und zogen wegen der hohen Rohstoff- und Energiekosten stark an. Für pharmazeutische Erzeugnisse dagegen blieben sie auf Vorjahresniveau und gaben in der zweiten Jahreshälfte leicht nach. Die Gesundheitsreform wirkt sich hier dauerhaft dämpfend aus. Die Beschäftigtenzahlen stiegen auch 2006 an: Die ostdeutsche chemische Industrie hatte im Jahr 2006 durchschnittlich 47.300 Mitarbeiter, das entspricht einem Zuwachs von 2,6% im Vergleich zum Vorjahr. In der deutschen chemischen Industrie waren insgesamt dagegen rund 436.000 Mitarbeiter beschäftigt, das sind 1,1% weniger als im Vorjahr.

Chemietarifrunde 2007

Mit dem Tarifabschluss vom 8. März 2007 sind die Chemie- Arbeitgeber an ihre Grenzen gegangen. Das Chemie-Tarifpaket sieht für die westlichen Bundesländer eine Tariferhöhung von 3,6% plus 0,7% Einmalzahlung vor. In der Tarifverhandlung am 26. März 2007 für die ostdeutsche chemische Industrie wurde gemäß dem „Tarifvertrag zur Anpassung des Tarifvertrages über Entgeltsätze und Ausbildungsvergütungen vom 30. April 2002“ dieses Tarifergebnis für die Tarifgebiete Berlin (Ost) und Ost übernommen. Der Auszahlzeitpunkt der Einmalzahlung erfolgt im Vergleich zur Westchemie allerdings vier Monate später.

Dank einer Reihe von Öffnungsklauseln im Chemie- Flächentarifvertrag können die Mitgliedsunternehmen notwendige Kosten- und Arbeitszeitspielräume nutzen und der konkreten Unternehmenssituation anpassen. Die Tarifgebiete Ost haben derzeit einen Anpassungsgrad von 93,7% erreicht, mit dem nächsten Anpassungsschritt am 1. Oktober 2007 werden es 95,2% sein. Die Chemie-Ausbildungsinitiative mit Hilfe des Tarifvertrages „Zukunft durch Ausbildung“ wurde verlängert. Wie bereits 2005, 2006 und 2007 wurden erneut 700 neue Ausbildungsplätze für das Jahr 2008 für den gesamten Verbandsbereich Arbeitgeberverband Nordostchemie zugesagt.

Gebremstes Wachstum 2007?

Bedingt durch das zu erwartende schwächere Wachstum der Weltwirtschaft rechnet die deutsche Chemiebranche mit einem langsameren Wachstum im ersten Halbjahr 2007. Für den weiteren Jahresverlauf hofft sie jedoch auf einen erneuten Aufschwung. Die ostdeutschen Chemieunternehmen schätzen ihre aktuelle Geschäftslage derzeit überwiegend als gleichbleibend gut ein. Einige Unternehmen nehmen im Vergleich zum Januar die Erwartungen für die nächsten sechs Monate etwas zurück. Im Februar 2007 gingen laut ifo-Konjunkturtest 23% der Chemieunternehmen in den neuen Bundesländern von einer besseren Geschäftslage im nächsten Halbjahr aus.

Gedämpfte Erwartungen für die Entwicklung bis Mitte 2007 äußerten 9% der Chemieunternehmen. Durch die Mehrwertsteuererhöhung ab Januar 2007 werden die Produzenten konsumnaher Produkte Umsatzeinbußen hinnehmen müssen. Für die Pharmasparte sind auch im Jahr 2007 erhebliche Belastungen durch politische Eingriffe zu erwarten. Die Anfang 2007 verabschiedete Gesundheitsreform wird neue quasi staatliche Regularien bringen und das bestehende System noch komplizierter machen. Sowohl innovative Arzneimittel als auch preisgünstige Generika werden rigiden Kostendämpfungsmaßnahmen unterworfen. Eine positive Entwicklung der Rahmenbedingungen für die pharmazeutische Industrie in Deutschland ist auf Dauer nicht absehbar.

Die überwiegend mittelständischen ostdeutschen Unternehmen werden die Umsatzeinbußen durch Erschließen neuer Märkte kompensieren müssen. Insbesondere für mittelständische Hersteller ist das eine hohe Hürde, denn Unternehmen, die dies nicht leisten können, werden ihre Basis verlieren. Risiken für die weitere positive Entwicklung der chemischen Industrie gehen nach wie von den hohen Öl- und Energiepreisen aus. Eine europaweite Intensivierung des Wettbewerbes auf dem Energiemarkt ist dringend erforderlich, um die energieintensive Chemieproduktion nicht zu bremsen. Im Verbandsgebiet Nordost gibt es im Wesentlichen nur einen Energieanbieter. Dadurch existiert kaum Wettbewerb bei der Energieversorgung.

Für das Jahr 2007 erwarten die Chemieverbände Nordost bei weiter positiven weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen für das Verbandsgebiet ein Umsatzplus von 6% bei stabilen Beschäftigtenzahlen. Die positive wirtschaftliche Entwicklung und der stetige Beschäftigtenaufbau darf durch einen überzogenen Anstieg der Arbeitskosten nicht gefährdet werden.

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