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WVIS-Kolumne Neues aus dem Industrieservice

So nah und doch so fern

11.12.2017 -

Verbände, sofern sie nicht BDI, BDA oder VDMA heißen, treten in der Öffentlichkeit eher selten auf. In der politischen Berichterstattung kommen sie höchstens anlässlich einer weltweit relevanten Branchenmesse vor. Trotzdem sind sie auf dem Berliner Parkett und in der Landespolitik immer präsent. Verbände sorgen aus dem Hintergrund dafür, dass die Akteure in den vorderen Reihen mit Informationen, Fachwissen und vor allem Berichten aus der (Lebens-)Praxis versorgt werden. Sie stehen, anders als die Lobbyisten, nicht nur für ein Unternehmen ein, sondern repräsentieren das Ein-Mann-Beratungsbüro, den Kleinunternehmer und den Mittelständler ebenso wie den Großkonzern.

Ab und zu verlassen sie aber auch einmal die Deckung und laden ein zum direkten Gespräch mit den großen Namen aus den Wirtschafts- und Politikspalten der Tageszeitungen. Ohne roten Teppich, ohne Blitzlichtgewitter, dafür aber mit viel Vertrauen und inhaltlicher Tiefe. Für meinen Verband  WVIS war es jüngst der zweite große Politische Abend in Berlin seit Gründung im Jahr 2008. An einem klaren dunklen Herbstabend traf man sich im Haus der parlamentarischen Gesellschaft, der guten Stube zwischen Reichstag und Kanzleramt. Ein kleiner Kreis aus Unternehmern und Politikern, die an diesem Tag nicht in den Sondierungsgesprächen saßen, trafen sich im Raum über dem berühmtesten Balkon der letzten Wochen in Deutschland seit der Wahl. Thema des Abends: Digitalisierung im Industrieservice: Motor für Industrie 4.0.

Dem traditionell-förmlichen Ambiente erwiesen die Geladenen ihre Referenz in Anzügen von Armani und Zegna, die exakt gefalteten Stoffservietten strahlten im elektrischen Licht mit den polierten Gläsern um die Wette, lediglich der kleine Bruder des großen Kronleuchters aus der Empfangshalle fehlte zum perfekten Bild. Harmonie schafft Konsens und so plauderte man einvernehmlich über das Ziel der Branche, den  Sekundärprozess Industrieservice bei den Kunden als Primärprozess zu etablieren. Nur so kann der erfolgreiche Sprung in die digitale Zukunft gelingen.

Industriedienstleister sind die Brückenbauer zwischen Industrieunternehmen und reinen IT-Unternehmen. Ohne sie werden viele Mittelständler den Einstieg in Industrie 4.0 nicht schaffen. Für Industriedienstleister ist das eine Herausforderung, aber auch eine große Chance. Mit ihrer spezifischen Kenntnis der Industrie und der Kundenanforderungen können sie Lösungen bieten, die wirtschaftlich, praxis- und ergebnisorientiert sind.

Rahmenbedingungen für ein reibungsloses Gelingen sind nach wie vor Standortsicherheit, reelle Strompreise und die Förderung der Menschen im Industrieservice, die gerade im Zeitalter der Digitalisierung qualifizierter und flexibler sein müssen als jemals zuvor. Wenige Worte für große Aufgaben und zahlreiche Herausforderungen an die Politik, wirtschaftlich, innovativ und sozialverträglich Wettbewerbsfähigkeit und Zukunftsperspektiven für die deutsche Industrie zu planen und zu gestalten. Die Industrieservice-Anbieter sind ein zentrales Element der heutigen und zukünftigen industriellen Wertschöpfung in Deutschland. Hier sind die Menschen, die die Industrie bewegen. 

Fachwissen trifft Entscheider, Lenker lernen für die Zukunft, Praktiker entwickeln Verständnis. Händeschütteln, Kartentauschen, Versprechen für Folgetermine und die Aussicht auf ein Wiedersehen bei anderer Gelegenheit. Man hat sich mal gesehen, man wird sich wiedererkennen, man wurde gehört, auf beiden Seiten und geht mit dem guten Gefühl etwas bewegt, wenn auch noch nicht alles erreicht zu haben, zurück in die reale Welt.

Erschöpft aber glücklich trete ich auf den kleinen Balkon über dem berühmten großen, lausche dem Gemurmel der SPD-Vorstandssitzung, die eine Etage tiefer immer noch tagt, blicke über den Platz und das angrenzende Wasserspiel  in die nahe Ferne und schicke in Gedanken meine Wunschliste hinüber in die hellerleuchteten Fenster vom Kanzleramt. Ich glaube nach diesem Abend fest daran: Alles wird gut – wir sind alle nur Menschen.

Herzlichst Ihr

Reinhard Maaß

Kontakt

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