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WVIS-Kolumne Neues aus dem Industrieservice: O:1 für die Anderen

Mit der Digitalisierung in Deutschland läuft es wie bei der Fussball-Weltmeisterschaft

03.07.2018 - Mit der Digitalisierung in Deutschland läuft es wie für unsere Mannschaft bei der Fussball-Weltmeisterschaft in Russland. Wer das Auftaktspiel verpatzt, muss sich doppelt anstrengen, um den Anschluss nicht zu verpassen.

Zahlreiche Studien beschäftigen sich derzeit mit den Gründen für den eher schleichenden Prozess in der Digitalisierung der deutschen Industrie. Schuldiger Nr. 1 ist wie immer die Regierung. Von fehlender Strategie ist die Rede, lückenhaftem Netzausbau im Breitbandbereich und dem Mangel an Glasfaseranschlüssen. Solange die Infrastruktur nicht stimmt, bleiben die Unternehmen auf der Strecke bzw. irgendwo im Mittelfeld des weltweiten Wettbewerbs. Das ist ungefähr so, als ob die Nationalmannschaft das Scheitern im ersten Spiel damit begründet, dass die Duschen in der Unterkunft nicht richtig funktionieren. Ich vermisse bei der ganzen Diskussion um den Fortschritt, beim Fußball wie auch bei der der Digitalisierung, den Pioniergeist mit dem sowohl industrielle Revolutionen als auch Fußballweltmeisterschaften bisher vorangetrieben wurden. Sie waren stets bemüht, doch leider fehlt der Glaube an sich selbst.

Eine Branche, die an sich glaubt, ist der Industrieservice. Insbesondere der Bereich Smarte Dienstleistungen wächst durch die intensive Nutzung von Industrie 4.0 in den Betrieben. Gerade die Hauptleistungsträger der deutschen Wirtschaft, die klein- und mittelständischen Betriebe, sind auf die digitale Kompetenz der Industrieservice-Dienstleister angewiesen, da sie selber die entsprechende Expertise in der Kürze der Zeit nicht aufbauen können. Eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten. Machen lautet die Devise, nicht Jammern.

Der aktuelle WVIS-Branchenmonitor zur Entwicklung und Ausrichtung des Industrieservices, liefert hierzu auch Zahlen. 4,7% betrug das durchschnittliche Wachstum der Industrieservice-Dienstleister im Jahr 2017, 5,1% beträgt das erwartete Wachstum der Anbieter für das laufende Jahr, 3,3% betrug das Wachstum der Top-10 im Jahr 2017, 3,0% Wachstum erwarten die Top-10 für 2018.

Wachstumstreiber ist für viele Industrieservice-Anbieter das Auslandsgeschäft. Wer sich gefordert fühlt, dem wachsen Flügel. Das Wachstum wird von den kleinen und mittleren Anbietern getrieben, die großen Anbieter indes wachsen langsamer oder haben sich ganz aus kriselnden Bereichen, wie der Energiewirtschaft zurückgezogen.

Die autonome Anwendung digitaler Ressourcen und die Entwicklung autarker Lösungen im Bereich Industrie 4.0., führt unter anderen dazu, dass die Kunden des Industrieservice zu 60% einen wachsenden Bedarf für Personaldienstleistungen sehen. 50% der Kunden sehen einen wachsenden Bedarf für Instandhaltung und Technische Reinigung (35%).

Wer es aus eigener Kraft bis ins Viertelfinale geschafft hat, darf dann allerdings auch meckern. Selbstverständlich ist der mangelhafte Ausbau des schnellen Datennetzes der inzwischen dritte Bremsklotz, den die Politik der deutschen Wirtschaft vor die Füße wirft. Bereits die Mehrkosten der Energiewende und die administrativen Auswirkungen des Werksvertragsrechts haben in jüngster Zeit Kosten steigen lassen und die Produktivität behindert. Wettbewerbsfähigkeit kann mittelfristig nur über den zügigen Ausbau der vorhandenen Digitalisierung gesichert werden. Dazu benötigt die deutsche Wirtschaft ein leistungsfähiges digitales Hochgeschwindigkeitsnetz. Gleichzeitig bedarf es der Förderung von Forschungsprojekten durch die Regierung, um den Vorsprung anderer Nationen in Sachen Künstliche Intelligenz wieder einzuholen. Der digitale Ausbau in Deutschland muss deutlich beschleunigt werden, soll die deutsche Industrie nicht ins Hintertreffen geraten. Lassen Sie uns dranbleiben und uns nicht selbst im Wege stehen, denn wir haben viel zu verlieren.

Herzlichst Ihr

Reinhard Maaß

Kontakt

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