Logistik & Supply Chain

Achim Bundschuh und Thomas Herbst, Geschäftsführer Tcs im Interview: Gekühlt und sicher ans Ziel

Tcs integriert Temperatur- und Sicherheitsüberwachung für sensible Transporte

09.08.2011 -

Immer mehr chemische und pharmazeutische Produkte werden per Lkw temperaturgeführt befördert - zunehmend auch als Sicherheitstransporte. Die im Frühjahr 2011 gegründete „tcs thermo control services" hat sich auf dieses Geschäftsfeld spezialisiert. Das Unternehmen aus München-Unterföhring bietet ein professionelles Monitoring von temperaturgeführten Transporten, inklusive einer Diebstahl- und Streckenüberwachung. Als gemeinsames Tochterunternehmen der Tkv Transport-Kälte-Vertrieb und der CSM Continental Security Management greift die Tcs dabei auf die jahrzehntelange Erfahrung von zwei Spezialisten zurück.

Während die Tkv umfassende Transportkälte-Expertise mitbringt, gilt die CSM als einer der europaweit führenden Security-Dienstleister auf dem Gebiet der GPS-Überwachung und der Transportsicherheit. Geleitet wird die Tcs von Achim Bundschuh, einem der Geschäftsführer der Tkv, sowie vom CSM-Geschäftsführer Thomas Herbst.

CHEManager sprach mit beiden über die Neugründung.

CHEManager: Herr Bundschuh, worin sehen Sie den steigenden Bedarf an Sicherheitstransporten für die Chemie- und Pharmabranche begründet?

Achim Bundschuh: Ein wesentlicher Aspekt ist die Gesetzgebung, die immer weiter verschärft wird. Beispielsweise leiten sich im Pharmabereich aus den GMP-Richtlinien Vorgaben hinsichtlich der Qualifizierung von Transport-Equipment und der Temperaturführung ab. Ein weiterer zentraler Aspekt ist die drastische Zunahme der organisierten Kriminalität.

Diebstahl und Raubüberfälle auf Lkw-Transporte mit hochwertigen Produkten, zu denen auch Medikamente gehören, sind europaweit an der Tagesordnung. Insofern geht es bei temperaturgeführten Sicherheitstransporten zum einen um die durchgängige, aktive Überwachung der Temperatur.

Zum anderen um den Schutz der Ware vor Diebstahl und Raub - mit der Tcs bringen wir beides zusammen. Dabei können wir auf die Expertise von Tkv in der Transporthygiene und Temperaturüberwachung bauen. Die CSM wiederum greift auf jahrzehntelange Erfahrung mit Sicherheitstransporten zurück. Eine Verbindung, die europaweit bisher einmalig ist.

Wie entstand die Idee zur Gründung der Tcs? Wie kam der Kontakt zu CSM zustande und was haben Ihre Kunden von der Kooperation?

Achim Bundschuh: Mit der Tkv bieten wir vor allem der Pharma- und Food-Branche ja seit mehreren Jahren diverse Service-Pakete für die Transporthygiene - so z.B. einen HACCP-Service oder die Qualifizierung des Transport-Equipments nach GMP. Wir haben festgestellt, dass gerade bei Pharma- Herstellern ein zunehmender Bedarf da ist, die Transporttemperaturen zu überwachen und Ware auch vor Diebstahl zu schützen. Unsere Kunden wissen natürlich um die erhöhte Gefahr aufgrund von organisierter Kriminalität.

Wir haben daher begonnen, sie auch in der Sicherheits-Thematik zu unterstützen. Ein erster Ansatz waren Sicherheits-Verschlusssysteme für Kühlauflieger. Einer unserer Partner in diesem Bereich, Pieter Sutorius von Trans-Safety Locks, stellte schließlich den Kontakt zu CSM her. Nach einigen Vorgesprächen war die Idee für Tcs geboren: Eine ganzheitliche, integrierte Temperatur- und Sicherheitslösung für Transporte - unabhängig vom Kühlaggregat-, Telematik- und Auflieger-Hersteller.

Herr Herbst, können Sie den Bedarf aus Sicht der Security-Transporte näher erläutern? Wo liegen die Vorteile Ihrer neuen Dienstleistungen für Kunden, die bisher nur „klassische" Sicherheitstransporte in Auftrag gegeben haben?

Thomas Herbst: Der Schutz der Ware vor Diebstahl und die Unversehrtheit des Fahrers steht für uns im Vordergrund. Bei einer Gefahrensituation nehmen wir Kontakt mit dem Fahrer auf, alarmieren bei Bedarf die Behörden und versuchen den Transport zu sichern oder nach einem Diebstahl die Ware aufzufinden.

Allerdings stellt sich die Frage, ob z.B. Medikamente nach der Wiederbeschaffung überhaupt noch verwendbar sind. Wenn die Fracht eine Zeit lang nicht ordnungsgemäß temperiert wurde, darf die Ware eventuell gar nicht mehr in Verkehr gebracht werden. Dadurch kann ein Millionenschaden entstehen, vom Imageschaden ganz abgesehen.

Erschwerend kommt hinzu, dass wiederbeschaffte Ware oft zunächst einmal beschlagnahmt wird. Ich denke, dass bei temperaturempfindlichen und hochwertigen Gütern ein System allein nicht den nötigen Schutz bietet. Es kommt auf die Kombination von Temperaturüberwachung und Sicherheit an. Hier bieten wir einen entsprechenden Mehrwert, der sich auf den zusätzlichen Temperatur- und Hygieneschutz der Ware bezieht.

Welche Dienstleistungen bietet die Tcs konkret?

Achim Bundschuh: Im Rahmen der Temperaturüberwachung gewährleisten wir das aktive Monitoring sämtlicher Transportkälteanlagen - 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr. Wir erstellen Interventionspläne, greifen bei Temperaturabweichungen umgehend ein und organisieren bei Störungen die erforderlichen Servicearbeiten - europaweit über ein flächendeckendes Netzwerk mit rund 300 Service-Partnern.

Als zweiten Baustein bieten wir eine Diebstahlüberwachung. Sie umfasst die aktive GPS-Fernüberwachung des Standortes und des Türzustandes der Fahrzeuge. Bei Streckenabweichungen kontaktiert Tcs den Fahrer umgehend, bei Diebstahl oder Überfall benachrichtigt das Team die zuständigen Behörden.

Dank der CSM können wir dabei auf Sprachendienste zurückgreifen und die Ermittlung damit europaweit in 28 Ländern in der jeweiligen Landessprache aktiv unterstützen. Für die sekundäre Beweisführung werden zudem Dokumentationen für Behörden und Versicherungen erstellt. Mit letzteren führen wir bereits Gespräche, hier sind z.B. Bonusmodelle bei der Buchung von Tcs-Services denkbar. Als dritten Baustein bietet Tcs eine Streckenüberwachung. Wir reagieren bei Routenabweichungen und fertigen Streckenprotokolle sowie Reports an.

Von wo aus erfolgt die Überwachung?

Achim Bundschuh: Die Überwachungszentrale befindet sich in Unterföhring und als redundantes System haben wir bei Tkv in Ulm zusätzlich einen Überwachungsraum eingerichtet. Ein Drittsystem befindet sich im norddeutschen Raum, so dass die Sicherheit auch bei einem großflächigen Stromausfall in Süddeutschland gewährleistet wäre.

Wie schätzen Sie die Entwicklung im Bereich der Sicherheitstransporte ein? Welche Anforderungen stellt der Markt und in welchen Branchen sehen Sie die größten Potentiale?

T. Herbst Der Bedarf wird unserer Einschätzung nach weiter zunehmen, und zwar rasant. Die organisierte Bandenkriminalität in Europa nimmt immer größere Ausmaße an, professionalisiert sich weiter und konzentriert sich zunehmend auf mobile Ziele wie Lkw-Transporte mit hochwertigen Gütern.

Denn diese sind trotz der hochwertigen Fracht oft nur unzureichend geschützt und befördern Produkte, die relativ leicht wieder veräußert werden können. Dazu gehören neben Tabakwaren oder Consumer Electronics eben auch Medikamente oder chemische Produkte. Hier bieten wir Kunden, die regelmäßig temperaturempfindliche und hochwertige Güter befördern, den notwendigen Schutz.

Auf welche Erfahrungswerte können Sie in der integrierten Temperatur- und Sicherheitsüberwachung bisher zurückgreifen?

Achim Bundschuh: Mit der integrierten Überwachung haben wir vor rund zweieinhalb Jahren bei einem Pilotkunden der Tkv begonnen. Derzeit überwachen wir mit der Tcs zwei Generikahersteller, einen Hersteller von pharmazeutischen Vorprodukten und eine Spedition, die sich auf Kühltransporte spezialisiert hat.

Neben der Tcs setzen wir mit der Tkv die Temperaturüberwachung seit vielen Jahren vor allem im Food-Bereich ein. Die CSM greift zudem auf die Erfahrung mit derzeit rund 4.700 aktiv überwachten Sicherheitstransporten zurück. Im temperatursensiblen Bereich begleitet sie z.B. Tabak- oder Devisentransporte, bei letzterem auch die Beförderung von Farben und Papier zum Gelddruck.

Welche geschäftlichen Zielsetzungen haben Sie? Ihr Ausblick bis 2015?

Thomas Herbst: Wir bieten dem Markt mit der europaweiten, integrierten Temperatur- und Sicherheitsüberwachung bereits heute eine Dienstleistung, die in dieser Kombination in Zentraleuropa - gepaart mit dem operativen Netzwerk und der Erfahrung - bisher einzigartig ist. Diese Position möchten wir bis 2015 sukzessive auf Gesamteuropa ausweiten, um die Marktführerschaft im gesamten europäischen Raum einzunehmen.