Logistik & Supply Chain

IML – Gefahrstoffe richtig lagern

Unterstützen Warehouse Management Systeme die Chemiebranche beim Lagern von Gefahrstoffen?

21.04.2011 -

Die Logistik stellt sich immer größeren Herausforderungen: Optimierung, Sicherheit und Umweltschutz sind nur einige der prägenden Begriffe. Logistik spielt heute in jeder Branche eine wichtige Rolle, womit auch wachsende Anforderungen an die Lagerverwaltung gestellt werden. Gerade in der Chemiebranche ist ein kontrolliertes, fehlerfreies Handling der Stoffe und Waren von großer Bedeutung. Säuren, Laugen, Chlorverbindungen und explosionsgefährdete Stoffe erfordern eine optimierte und zuverlässige Lagerverwaltung, welche der Unterstützung durch geeignete IT-Systeme bedarf. Das Team Warehouse Logistics des Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik IML aus Dortmund hat die Trends und Entwicklungen von Warehouse Management Systemen (WMS) untersucht und gibt einige Einblicke in die Studie.

Der WMS Marktreport ist eine umfassende Analyse des Marktes für Warehouse Management Systeme, der einen Großteil der WMS-Anbieter zum Funktionsumfang ihrer Software und ihren Einschätzungen des Marktes befragt. Für die Chemiebranche ermittelte das Team Warehouse Logistics dabei enormen Nachholbedarf. Zwar erweiterten die WMS-Anbieter in den letzten Jahren die Funktionalitäten ihrer WMS kontinuierlich, eine umfassende Unterstützung von Gefahrstofflagern ist allerdings nach wie vor bei kaum einem Anbieter gegeben.
Dabei unterliegt besonders die Lagerung von chemischen bzw. potentiell gefährlichen Stoffen strengen Regeln und Gesetzen. Angefangen bei der richtigen Einlagerung, einer ausreichenden Dokumentation bis hin zur Einhaltung von sicherheits- und umwelttechnischen Auflagen: Ein ständiger Überblick muss vorhanden sein. In vielen Unternehmen werden Gefahrstoffe im Lager gehandhabt, ohne dass sie durch ein Gefahrstoffmodul im WMS unterstützt werden. Die Lagermitarbeiter müssen damit fortwährend manuell eingreifen und Lagerplätze und bereiche selbst verwalten sowie Zusammenlagerungsverbote eigenverantwortlich beachten. Spezielle Lagertechniken bzw. Ladehilfsmittel wie Silos, Tanks oder sogenannte Bigbags werden häufig nicht ausreichend berücksichtigt und oft nur als logische Lagerplätze mit unbegrenztem Fassungsvermögen verwaltet. In kleinen Lagern kann diese Vorgehensweise durchaus ausreichend sein, in größeren Lagern kann die eigenverantwortliche Ein- und Auslagerung zu Problemen führen.

Chargenverwaltung und Rückverfolgung
Spätestens aber zur Einhaltung der gesetzlichen Rückverfolgbarkeit von Waren nach Verordnung (EG) Nr. 178/2002 und der damit verbundenen Verwaltung von Chargen sollte ein geeignetes WMS eingesetzt werden. Hier bieten mittlerweile fast alle WMS-Anbieter entsprechende Funktionen an; die vollständige und lückenlose Rückverfolgung stellt für einige Anbieter allerdings bis heute ein Problem dar. Im Falle einer Rückrufaktion sollte deshalb mindestens eine gute Verbindung zum übergreifenden ERP-System vorhanden sein, um die betroffene Charge konkreten Lieferanten und Kundenaufträgen zuordnen zu können. Außerdem sind die relevanten Informationen für die Nachverfolgung der Charge zum jetzigen Zeitpunkt bei vielen Anbietern nur über mehrere separate Abfragen möglich. An dieser Stelle ließe sich der Prozess erheblich beschleunigen.
Ein weiterer wesentlicher Aspekt innerhalb der Chemiebranche ist das Erfassen von Rezepturen. Die Zusammensetzung von Stoffen wird in der Regel einmalig vom System erfasst und kann anschließend immer wieder abgerufen und automatisch zugeordnet werden. Mehrstufige Rezepturen lassen sich bei einigen Systemen als Baumstruktur darstellen. Besonderer Vorteil hierbei ist die sofortige Abrufung von gesetzlichen Normen im Umgang mit dem Stoff und eine schnelle Etikettierung mit allen notwendigen Informationen: Gefahrstoffklassen und entsprechende Warnhinweise sowie Namen und Inhaltsstoffe werden automatisch platziert und gedruckt. Diese Funktion gehört allerdings zu den spezielleren Zusatzfunktionen eines WMS und ist nur selten im Funktionsumfang der befragten Anbieter vorhanden.
Allgemein geht der WMS-Trend weg von aufwändigen Individuallösungen und hin zu parametrierbaren Standardlösungen. Die Chemiebranche bietet diesem Trend noch viel Potential: Eine (Teil-)Automatisierung im Lager könnte zu mehr Sicherheit und einer einfacheren Handhabung führen. Die ständige Weiterentwicklung der Branche und aktuelle Technologien zeigen die Grenzen vor allem älterer WMS auf. Insgesamt geben zwar 78% der WMS-Anbieter an, dass ihr System für die Chemiebranche geeignet sei. Der Unterschied liegt allerdings häufig im Detail. Bei der Auswahl des richtigen WMS unterstützt hier z.B. ein Tool des Fraunhofer IML unter www.warehouse-logistics.com Dort stehen auch weitere Informationen zum Thema bereit.

Kontakt

Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML

Joseph-von-Fraunhofer-Str. 2-4
44227 Dortmund
Deutschland

+49 0231 9743 0
+49 0231 9743 211

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