Logistik & Supply Chain

Markttransparenz bringt Wettbewerbsvorteil

Transparenz bei Containerfrachten durch Benchmarking auf Xeneta-Plattform

10.10.2017 -

Kaum etwas prägt die Wirtschaft derzeit stärker als die zunehmende Digitalisierung der Arbeitsprozesse. Dies gilt auch für die Chemiebranche, auch wenn diese im Vergleich zu anderen – etwa dem Automobilsektor – wohl nicht zu den Vorreitern zu zählen ist. In der Logistik ist dieser Trend schon seit einiger Zeit im Gange und zwar in allen Bereichen. Ein Beispiel, von dem auch Chemieunternehmen profitieren, ist Xeneta. Die Benchmarking- und Analyse-Plattform bringt Transparenz in den traditionell undurchsichtigen Markt der Containerfrachtraten.

Durch die Erfassung, Digitalisierung und Bereitstellung der Seefrachtraten hat das norwegische Unternehmen mit Hauptsitz in Oslo und Dependancen in Hamburg und Boston einen umfassenden globalen Container-Preisindex geschaffen und somit Transparenz für alle Stakeholder im internationalen Containermarkt ermöglicht. In nur zwei Jahren hat Xeneta die in ihrer Datenbank hinterlegten vertraglich fixierten Containerfrachtraten von zwei Millionen auf über 35 Millionen im Jahr 2017 erweitert. Kunden wie Kraft Heinz, Electrolux, Continental, Thyssenkrupp, Brother International oder das Chemieunternehmen Akzo Nobel nutzen die Plattform.

Komplexe Netzwerkstrukturen

Gerade für Chemieunternehmen kann es von entscheidender Bedeutung sein, das Preisgefüge der Speditionen und Reedereien anhand von objektiven Marktinformationen beurteilen zu können. Kaum eine Industrie ist derart globalisiert wie die Chemiebranche. Komplexe Transportstrukturen mit manchmal hunderten oder tausenden Hafenverbindungen und Tradelanes gehen damit einher. Zudem führt die fortschreitende Diversifizierung dazu, dass die Transportgrößen und Volumina abnehmen – Containerfracht nimmt zu, Bulk-Transporte dagegen nehmen ab.

Hinzu kommt, dass durch zahlreiche Übernahmen auch im eigenen Unternehmen oft sehr heterogene Strukturen bestehen können, was Frachtausschreibungen ebenfalls erschwert. Dies alles führt dazu, dass es für Produzenten und Händler einerseits sehr aufwendig sein kann, sich über aktuelle Marktpreise auf bestimmten Routen zu informieren und eine tragfähige Strategie für längerfristige Verträge sowie kurzfristige Spotmarkt-Transporte zu entwickeln. Andererseits bedeutet dies, dass gerade für solche Unternehmen ein Service wie der von Xeneta von großem Wert sein kann.

Verlässlicher Zugang zu Marktdaten

Echtzeit-Transparenz über die Seefrachtraten werden hier geboten und damit die wichtigste Grundlage für eine adäquate Strategie, Ratengestaltung und Containerpreisverhandlung. Wer die Plattform nutzen will, erklärt sich bereit, seine Daten hier einzuspeisen, wo sie anonymisiert verarbeitet werden. Er erwirbt eine Zugangslizenz und hat so Zugriff auf eine leicht zu bedienende Plattform, die Informationen in bisher ungekannter Qualität und Tiefe bereitstellt.

Um die vollen Möglichkeiten dieser Datenbank der Seefrachtraten ausschöpfen zu können, wird zudem ein individueller Analyse-Service angeboten, bei dem Kunden unter Berücksichtigung der eigenen Raten und Volumen Optimierungspotentiale berechnen können. Michael Braun, leitet seit März 2017 als Director Value Engineering den Advisory-Bereich bei Xeneta und sagt hierzu: „Der Umfang an on-demand verfügbaren aktuellen Marktbewegungen ist wirklich beispiellos. Er bietet uns umfassende Möglichkeiten, gemeinsam mit den Kunden der chemischen Industrie die Strategien im Seefrachteinkauf zu optimieren und an die aktuellen Rahmenbedingungen am Markt anzupassen.“

Sehr hohes Einsparpotenzial möglich

Wie sich die Nutzung der Xeneta-Plattform für einen Versender auswirkt, das hat das Marktforschungsunternehmen Aberdeen Group im Juni 2016 am Beispiel Electrolux untersucht. Das Unternehmen stellt Hausgeräte her und beliefert weltweit Großhändler. Als eine der Auswirkungen der Globalisierung hat sich für Electrolux in den letzten zehn Jahren die Anzahl der Versandcontainer um das 20-fache von 8.000 auf 180.000 Stück erhöht.

Die Containerkosten sind entsprechend gestiegen und machen einen großen Teil der Gesamtkosten aus. Sie könnten jedoch deutlich höher sein, wenn das Unternehmen dank der Plattform nicht die Möglichkeit hätte, in Echtzeit die täglich schwankenden Containerkosten zu verifizieren, mit den Informationen die Ausschreibungsangebote zu bewerten und zu verhandeln sowie die Vertragslaufzeit festzulegen.

30% der Containeranforderungen von Electrolux resultieren aus Nachfragen, die sich durch neue Produkte, Lieferantenänderungen oder Neukunden ergeben. Elektrolux muss also nicht nur auf die sich stetig ändernden Containerkosten reagieren, sondern auch auf die sich ständig verändernden Anforderungen hinsichtlich Ladungsinhalte, Containermengen und Lieferorte. Früher hatte man dazu auf statische, wenig aktuelle Containerpreisdaten zugreifen müssen, heute kennt man die exakten und aktuellen Daten. Auf der Plattform sind kurz- und langfristige Verträge von mehr als 160.000 Hafen-zu-Hafen-Verbindungen digitalisiert und werden fortwährend aktualisiert. Große Versender haben auf diese Weise bis zu 20% der Seefrachtkosten, kleinere bis zu 50% eingespart.

Ein vergleichbares Potenzial sieht Michael Braun auch in der chemischen Industrie durchaus als realistisch an: „Aufgrund der komplexen, globalen und oftmals historisch gewachsenen Strukturen liegt es auf der Hand, dass man mit mehr Ratentransparenz und verlässlichen Prognosetools eine Menge bewirken kann. Manche Chemiehersteller arbeiten mit Dutzenden oder gar Hunderten von Transportdienstleistern und Buchungsagenten. Die Einkaufsabteilungen sehnen sich geradezu nach einer Cloud-basierten zentralen Datenbank für ihre Entscheidungsfindung.“

Seefrachtmarkt bleibt volatil

Gleichwohl bleibt die Containerschifffahrt eine schwer vorhersagbare Branche, was eine kontinuierliche Prüfung und Anpassung der Einkaufsstrategie erfordert. So sind nach dem Konkurs der Hanjin-Reederei im Jahr 2016 rund 90% der gesamten Frachtkapazität auf drei große Allianzen beschränkt: The Alliance, Ocean und 2M. Braun sieht darin einen der Gründe, warum die Frachtraten zuletzt wieder angezogen hätten.

Dies müsse aber nicht so bleiben, so der Experte: „Die Mega-Schiffe, mit denen die Reedereien in den Markt drängen, bringen erneut viel Unsicherheit in den Markt. Allein für den Asien-Europa-Handel werden in den nächsten zwei Jahren 78 neue Mega-Schiffe auf den Markt kommen, die die Kapazitäten um mehr als 23% erhöhen. Dies könnte die nächste Welle an Überkapazitäten mit sich bringen.“

Andererseits führt die fortschreitende Konzentration auf Anbieterseite dazu, dass Alternativen auf bestimmten Routen seltener geworden seien, was konträre Effekte auf die Preissituation haben kann, so Braun. Im Endeffekt lande der Verlader immer wieder bei den gleichen drei bis vier Services. Auch im Hinblick darauf ist es von großem Vorteil, den Markt genau zu kennen und tagesaktuell analysieren zu können.

Michael Braun zieht daher ein klares Fazit: „Firmen in der Chemiebranche, die die Transportkosten als Wettbewerbsvorteil für sich erkannt haben, sind gut beraten, in Markttransparenz und verlässliche Prognosen zu investieren. Dies ist ein effektiver Weg, um sich an der Spitze zu behaupten.“ (sa)