Logistik & Supply Chain

Wie wird Logistik wahrgenommen?

Bachelorarbeit an der FHWS untersucht das Image der Logistik in der Chemiebranche

10.10.2017 -

Durch steigende Anforderungen und eine zunehmende Internationalisierung gewinnt die Logistik immer mehr an Bedeutung. Dennoch wird sie in der Öffentlichkeit oft negativ wahrgenommen. Dieses verzerrte Bild soll sich allerdings in Zukunft ändern. Ziel ist es, dass Personen über die positiven Leistungen der Logistik sprechen und der Mensch in dem sonst auf Transportträger reduzierten Bild der Logistik mehr in den Mittelpunkt gestellt wird.

Nachdem Studenten der FHWS in Zusammenarbeit mit der BVL bereits das Eigen- und -Fremdbild der Logistik untersucht haben, wurde bei der aktuellen Befragung die Sicht einer Anwenderbranche auf die Logistik erforscht, um sie mit den bisherigen Studien zu vergleichen und weitere Erkenntnisse zu gewinnen.

Um das Ansehen der Logistik in der Chemiebranche zu ermitteln, wurde zum einen eine nicht-repräsentative quantitative Untersuchung in Form eines Online-Fragebogens ausgearbeitet. Dieser Fragebogen umfasste insgesamt 14 Fragen über Themen wie z.B. Komplexität, Zukunftsaussichten oder die allgemeine Rolle der Logistik in einem Unternehmen. Verbreitet wurde dieser Fragebogen u.a. durch CHEManager.

Erkenntnisse durch „Psychodrawing“ gewinnen

Außerdem wurde auch eine qualitative Methode, das sog. „Psychodrawing“, während des BVL-Forums Chemielogistik in Ludwigshafen durchgeführt, bei dem Logistiker aus der Chemiebranche zeichnen konnten, woran sie bei dem Begriff Logistik als erstes denken.

Fast alle dabei gezeichneten Motive konnte man einem dieser vier Bereiche zuordnen:

  • Wertschöpfungskette
  • Transport & Lagerung
  • Globalisierung
  • Vernetzung & Beziehungsmanagement

Am häufigsten wurden einfache Bilder im Bereich Transport und Lagerung gezeichnet. Insgesamt gehörten 42% aller Zeichnungen zu dieser Kategorie. Die betreffenden Personen skizzierten Bilder wie z.B. einen Lkw, einen Container, eine Lagerhalle oder mehrere Transportmittel. Dies zeigt deutlich, dass auch unter Logistikern die Rolle der Logistik am häufigsten mit Transport und Lagerung assoziiert wird.

Erfreulich war die Anzahl an Personen, die in ihrer Zeichnung den Menschen in den Mittelpunkt rückten. Die Zeichnungen beinhalteten die Vernetzung der Logistiker mit anderen Personen oder Maschinen. Außerdem wurde bei diesen Bildern des Öfteren die Komplexität der Logistik aufgezeigt, in der der Logistiker als Problemlöser fungiert und die Kunden zufrieden stellt, indem er ihre Wünsche erfüllt. So wurden 27% der Zeichnungen zu der Themengruppe Beziehungsmanagement & Vernetzung einsortiert.

Image der Logistik erstaunlich positiv

Die Ergebnisse des Fragebogens zum Image der Logistik in der Chemiebranche fielen, im Vergleich zum bereits untersuchten Eigenbild der Studenten und der allgemeinen Wahrnehmung in der Öffentlichkeit, überraschenderweise deutlich positiver aus. Die Frage „welches Image hat der Wirtschaftsbereich Logistik für Sie?“ wurde von 64% mit „eher positiv“ beantwortet. Weitere 8% finden das Image sogar „sehr positiv“. Ebenfalls sehr gut wurde das Vertrauen in die logistischen Prozesse bewertet. Hier entschieden sich 67% für „eher hoch“ und 17% für „sehr hoch“.

Vor allem Personen die in der Chemielogistik tätig sind, haben ein sehr hohes Vertrauen. Von dieser Gruppe haben insgesamt 94% mindestens ein eher hohes Vertrauen. Auch bei der Frage „wie bewerten Sie die Zukunftsaussichten der Logistik?“ fiel das Ergebnis sehr erfreulich aus. Für diese Frage wurde ein Sternebewertungssystem verwendet. Hier konnten die Befragten 1-4 Sterne vergeben. Dabei stand ein Stern für „unwichtig“ und vier Sterne für „sehr wichtig“. Im Durchschnitt vergaben die Teilnehmer 3,4 Sterne. Auch hier gaben vor allem Logistiker eine positive Bewertung ab. Vergleicht man die durchschnittliche Sterneanzahl, kommen Logistiker auf einen Wert von 3,6 und die Nicht-Logistiker auf 3,3.

Vielfältigkeit der Logistik bestätigt

Außerdem wird die Logistik als sehr komplexe und vielfältige Branche gesehen. Jeweils 47% gaben an, dass sie die Logistik als „sehr komplexe“ bzw. „eher komplexe“ Branche einstufen. Eine weitere Erkenntnis der Umfrage ist, dass für die Chemielogistiker ein positives Image der Logistik in der Öffentlichkeit von sehr hoher Bedeutung ist. 69% vergaben hier die vollen vier Sterne (die Frage wurde nur Logistikern gestellt). Insgesamt weist die Frage eine durchschnittliche Bewertung von 3,5 Sternen vor.

Bei einer weiteren Frage konnten die Teilnehmer auswählen, welches Symbol den Wirtschaftsbereich Logistik am treffendsten darstellt. Zur Auswahl standen vier Motive. Diese Bilder sollten die jeweiligen vier Themengruppen darstellen, die bei der Psychodrawing-Auswertung kategorisiert wurden. Die meisten Teilnehmer entschieden sich mit 53% für die Weltkugel, welche die Globalisierung darstellt. Am wenigsten wurde das Beziehungsmanagement gewählt. Hier liegt der Wert bei 11%. Dies macht deutlich, dass der Mensch als zentraler Punkt aller logistischen Aktivitäten noch nicht wirklich wahrgenommen wird.

In erster Linie verbinden die Personen Logistik mit operativen Tätigkeiten wie Transport und Lagerung. Bei der Frage „Welche Hauptrolle glauben Sie spielt die Logistik in einem Chemieunternehmen?“ wählten 54% die Antwort „die Logistik sorgt dafür, dass Gefahrgut sicher transportiert und gelagert wird". Für die taktische Rolle entschieden sich 29% und 11% stimmten für die strategische Rolle.

Es stellte sich zudem heraus, dass auch die Logistik stark mit dem Thema Umweltverschmutzung in Verbindung gebracht wird. Bei einer weiteren Frage konnten die Teilnehmer der Logistik-Umfrage eine Schulnote von eins bis sechs zum Umgang mit der Umwelt geben. Im Vergleich zu anderen Fragen wurde die Logistik hier nicht so gut bewertet. Die Durchschnittliche Note liegt hier bei 3,31. Vergleicht man bei dieser Frage das Eigen- und Fremdbild, zeigt sich, dass die Nicht-Logistiker aus der Chemiebranche den Umgang mit der Umwelt deutlich schlechter bewerten. Die Logistiker kommen bei dieser Frage auf eine Durchschnittsnote von 3,06, während die Nicht-Logistiker einen Schnitt von 3,5 vorweisen.

Bild der Logistik besser als erwartet

Insgesamt kann man von einem sehr positiven Ergebnis sprechen, jedoch hat sich auch gezeigt, dass weitere Aktivitäten zur Imageverbesserung notwendig sind.

Um die gewonnenen Erkenntnisse in die Praxis umsetzen zu können, wurden hier noch ein paar Konzeptideen entwickelt. So wäre es z.B. sinnvoll eine ähnliche Umfrage auch in anderen Branchen wie beispielsweise in der Automobil- oder Lebensmittelbranche durchzuführen und zu vergleichen, sowie Eigen- und Fremdbild in der Chemiebranche in einem repräsentativen Umfang zu untersuchen.

Darüber hinaus könnte man, um für die Öffentlichkeit ein positiveres Bild der Menschen in der Logistik darzustellen, für Marketingzwecke ein Logistikmaskottchen entwickeln. Dadurch würde man erreichen, dass die Logistik in der Öffentlichkeit mehr auffällt. Außerdem wäre dies eine Möglichkeit, den Menschen noch besser verständlich zu machen, dass es in der jeweiligen Werbung um Logistik geht. Durch die oft fehlende Abgrenzung der Logistikbranche zu anderen Wirtschaftsbereichen ist dies nicht immer verständlich.

Gezielte Imagekampagnen wären eine weitere Möglichkeit, um das Image zu verbessern. Zum Beispiel könnte eine Kampagne „Menschen hinter der Logistik“ gezielt verschiedene Logistikmitarbeiter am Arbeitsplatz in unterschiedlichen Tätigkeiten vorstellen. Als weitere Maßnahme ließe sich auch eine Kampagne starten, in der „Grüne Logistik Aktivitäten“ vorgestellt werden, da diese von der Öffentlichkeit möglicherweise nicht wahrgenommen werden.

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