Strategie & Management

Lanxess stellt sich breiter auf

Mit der Akquisition von Chemtura weitet der Spezialchemiekonzern sein Additivgeschäft aus

16.01.2017 -

Ende September 2016 verkündete Lanxess seine Absicht, das US-Chemieunternehmen Chemtura für rund 2,4 Mrd. EUR zu übernehmen. Mit dieser bislang größten Akquisition in der Unternehmensgeschichte will der Kölner Chemiekonzern zu einem der größten Akteure im weltweiten Markt für Additive werden. Die Chemtura-Geschäfte ergänzen insbesondere den Lanxess-Geschäftsbereich Rhein Chemie Additives. Dr. Michael Reubold sprach mit dem Leiter des Geschäftsbereichs, Dr. Anno Borkowsky, über die Pläne für die Integration von Chemtura und die künftige Strategie, das Geschäft weiter zu entwickeln.

CHEManager: Herr Dr. Borkowsky, die Akquisition von Chemtura verstärkt das Additivgeschäft von Lanxess. Auf welchen Gebieten ergänzen die Chemtura-Aktivitäten Ihr bestehendes Portfolio?

Dr. A. Borkowsky: Mit Chemtura würden wir das Geschäftsportfolio von Rhein Chemie Additives in den Bereichen Flammschutz- und Schmierstoffadditive in hervorragender Weise ergänzen. Wir stellen bislang sehr erfolgreich Flammschutzmittel auf Phosphorbasis her; das Portfolio von Chemtura ist brombasiert. Hier ist Chemtura einer der Top-Anbieter weltweit und über seine Rückwärtsintegration in den Rohstoff Brom stark aufgestellt. Lanxess und Chemtura zusammen würden zu einem der weltweit großen Anbieter von Hochleistungs-Flammschutzmitteln werden.

In Kombination mit unseren eigenen Additiven würden wir zudem ein starker globaler Anbieter im industriellen Schmierstoffbereich. Chemtura stellt neben Schmierstoffadditiven auch die notwendigen Vor- und Zwischenprodukte her. Mit dieser integrierten Wertschöpfungskette würden wir unsere Wettbewerbsfähigkeit weiter stärken.

Was bedeutet die Akquisition insbesondere hinsichtlich der Stärkung bestehender Lanxess-Assets und Produktionsstandorte?

Dr. A. Borkowsky: Da ist in erster Linie der nordamerikanische Markt zu nennen, den wir ganz klar als strategischen Wachstumsmarkt sehen. Hier hat Chemtura eine besonders starke Präsenz. Das Unternehmen stellt Produkte in 11 Ländern her und verkauft diese in über 80 Ländern. Aktuell sind ca. 2.500 Mitarbeiter in Forschungs-, Produktions-, Vertriebs- und administrativen Standorten in allen bedeutenden Märkten der Welt vertreten.

Wie ist Ihr Zeitplan zur Integration der Chemtura-Assets?

Dr. A. Borkowsky: Wir gehen davon aus, dass die Chemtura-Aktionäre in Form einer Hauptversammlung in den nächsten Wochen über diese Transaktion befinden werden. Das wird der erste Schritt sein. Die kartellrechtliche Prüfung wird mehr Zeit brauchen. Wir rechnen damit, dass die Übernahme um die Jahresmitte 2017 vollzogen werden kann.

Wie sollen die Chemtura-Aktivitäten in die Lanxess-Organisation integriert werden?

Dr. A. Borkowsky: Es ist geplant, die Additivgeschäfte von Lanxess und Chemtura nach Vollzug der Transaktion in einer neuen Säule im Konzern mit dem Namen Performance Additives zusammenzufassen. Dies würde ein starkes, neues Segment mit einem Umsatz von rund 2 Mrd. EUR und einer Profitabilität von ca. 20%.

Zwei weitere Geschäftsfelder, die durch die Transaktion auf Lanxess übergehen, sind Urethane und Organometalle. Diese Bereiche würden unsere Segmente High Performance Materials und Advanced Intermediates stärken. Somit erwarten wir, dass durch die Transaktion der gesamte Lanxess-Konzern deutlich breiter aufgestellt sein wird.

Die Additivgeschäfte von Lanxess sind derzeit im Geschäftsbereich Rhein Chemie Additives gebündelt, der vor zwei Jahren gegründet wurde. Was ist die Klammer, die all diese Aktivitäten zusammenfasst?

Dr. A. Borkowsky: Bevor wir den neuen Geschäftsbereich gegründet haben, analysierten wir das gesamte Lanxess-Portfolio und identifizierten die Geschäfte, in denen wir Additive für unterschiedlichste Anwendungsfelder und Kundenbranchen anbieten. Rhein Chemie Additives umfasst nun die Aktivitäten der ehemaligen Geschäftsbereiche Rhein Chemie und Functional Chemicals sowie das Spezialitätengeschäft des früheren Geschäftsbereichs Rubber Chemicals. Die Klammer, die diese Aktivitäten zusammenhält, ist das technische Know-how und die Additiv-Expertise. Wir verkaufen eine Technologie-Plattform. Außerdem ist all diesen Aktivitäten gemeinsam, dass wir für die Kunden sehr oft maßgeschneiderte Lösungen entwickeln, und zwar auch regional verschiedene.

Wo ist der Bereich Rhein Chemie Additives bei Lanxess angesiedelt und wie ist er gegliedert?

Dr. A. Borkowsky: Zusammen mit 4 anderen Geschäftsbereichen gehört Rhein Chemie Additives – intern ADD abgekürzt – zum Segment Performance Chemicals, das sehr profitabel ist und 2015 einen Umsatz von rund 2,1 Mrd. EUR erzielt hat. ADD trägt rund 45 % zum Segmentumsatz bei und besteht wiederum aus vier Geschäftseinheiten, die wir PAB, RAB, LAB und CAB abkürzen. Diese Abkürzungen stehen für Plastics Additives Business, Rubber Additives Business, Lubricant Additives Business und Colorant Additives Business.

Nicht nur aufgrund des Anteils am Konzernumsatz und -ergebnis spielt der Geschäftsbereich eine wichtige Rolle in der Lanxess-Strategie. Das zeigt auch die Stärkung des Geschäftsbereichs mit der geplanten Chemtura-Übernahme. Wir wollen auch künftig weiter in diese Geschäfte investieren.

Wie entwickeln sich Ihre Absatzmärkte, wo sehen Sie regional im Moment das größte Wachstum?

Dr. A. Borkowsky: Wir sind ein deutsches Unternehmen und erwirtschaften immer noch rund die Hälfte unseres Umsatzes in Europa. Die Wachstumsregionen aber sind ganz klar Asien und Nordamerika. In Asien wird es im Wesentlichen weiterhin China sein und auch Indien, und in Nordamerika liegt unser Fokus auf den USA, die ein Revival ihrer Chemieindustrie erlebt, das auch andere Branchen mitzieht. So bauen zum Beispiel viele Reifenhersteller – auch asiatische – in den USA derzeit wieder Produktionsstätten auf, die sie zuvor nach China verlagert hatten. Und an dieser Entwicklung wollen wir natürlich partizipieren.

Und von der Anwendungsseite, welche Märkte oder Branchen wachsen da am stärksten?

Dr. A. Borkowsky: Das ist bei uns relativ ausgewogen. Unsere wichtigsten Anwendungsbranchen wie die Kunststoff-, die Kautschuk- oder die Schmierstoffindustrie wachsen etwa im Rahmen des Bruttoinlandsprodukts der betreffenden Länder und Regionen. Eine Ausnahme bildet der Colorants-Bereich, der schon noch ein etwas dynamischeres Wachstum zeigt, vor allem, wenn es um innovative Produkte für Farbfilter, beispielsweise für LCD-Bildschirme, geht.

Durch die Akquisition von Chemtura ergänzen wir ja wie erwähnt unser Angebot an Hochleistungs-Flammschutzmitteln, und zwar mit Produkten für zum Beispiel die Baustoffindustrie, die Elektrobranche und das Transportwesen. Das sind Märkte mit einem gesunden Wachstum, wo sich insbesondere durch steigende Regulierung und zunehmenden Brandschutz positive Chancen ergeben. Unseren Kunden könnten wir damit nach Vollzug der Transaktion brom- und phosphorbasierte Produkte aus einer Hand anbieten. Das bedeutet, wir haben für jede Anwendung die passende Lösung.

Der zweite Bereich, den wir mit dem Chemtura-Portfolio stärken, sind die Industrie-Schmierstoffadditive, die in den vergangenen Jahren eine vorteilhafte Wachstumsrate hatten. Wir gehen auch davon aus, dass das in der Zukunft Bestand haben wird. Wachstumstreiber hier sind sicherlich die zunehmenden Anforderungen, die an Produktionsprozesse, Produktivität, steigenden Arbeitsschutz und Umweltverträglichkeit gestellt werden. Dazu werden natürlich immer leistungsfähigere Schmierstoffadditive gebraucht. Und diese bieten wir und auch Chemtura an.

 

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