Anlagenbau & Prozesstechnik

Muldengurtförderer transportiert Kalkstein sicher und leise

Fast 14 km langer Muldengurtförderer transportiert Kalkstein sicher und leise durch Natur und bewohntes Gebiet

01.04.2019 -

Ein Muldengurtförderer, der im Jahr 2016 von Sichuan Yadong Cement Co. bei der Beumer Group beauftragt wurde, weist eine Gesamtlänge von 13,7 km auf. Transportiert wird Kalkstein durch bewohntes Gebiet weiter zum Zementwerk. Das von der chinesischen Regierung festgelegte Level für Schallemissionen durfte hierbei nicht überschritten werden.

Bereits im Jahr 2004 beschloss die Asia Cement Group, in Sichuan ein neues Zementwerk zu errichten. Während der Entwicklungsphase erhielt die Unternehmensgruppe von der chinesischen Regierung die Genehmigung, eine stillgelegte Eisenbahntrasse zu nutzen, um den Kalkstein zu fördern. Als das Werk bereits zur Hälfte fertiggestellt war, entschied die Regierung jedoch den Bau eines neuen Staudamms. Das für den Transport vorgesehene Gelände sollte überflutet werden, wodurch sich die Projektbedingungen grundsätzlich änderten: Straßen würden überschwemmt und Lkw hätten erhebliche Umwege zurück zu legen. Zudem plante die Asia Cement Group, an diesem Standort zwei weitere Ofen­linien zu installieren. Als zeit- und kostengünstigere Alternative bot sich daher die Installation eines horizontal und vertikal kurvengängigen Muldengurtförderers der Beumer Group an.

Wissen, was der Kunde will
Das Beckumer Unternehmen übernahm mit seiner chinesischen Gruppengesellschaft das mechanische und elektrische Engineering und lieferte die Kernkomponenten des Overland-Conveyor (OLC), überwachte die Montage und nahm ihn in Betrieb. „Unsere Kollegen waren mit dem Kunden in engem Kontakt. Zudem kennen sie sich mit den landesspezifischen Gepflogenheiten aus, beherrschen die Sprache und wissen um die jeweiligen Markt- und Kundenanforderungen“, berichtet Dr. Andreas Echelmeyer, der den Bereich Conveying and Loading Systems bei Beumer leitet.
Im Mai 2006 vergab die Asia Cement Group den Auftrag für die 12,5 km lange Anlage. Der Overland-Conveyor erreicht einen Massenstrom von 1.500 t/h und eine Fördergeschwindigkeit von 4 m/s. „Im Vergleich zu anderen Förderlösungen eignen sich die offenen Muldengurtförderer für höhere Durchsätze. Des Weiteren können horizontale und vertikale Kurvenradien realisiert werden“, erläutert Echelmeyer. Sie können an die jeweilige Aufgabenstellung und Topographie angepasst werden. Mit Hilfe der selbst entwickelten Berechnungsprogramme lassen sich die statischen und dynamischen Gurtzugkräfte schon in der Projektierung der Anlage genau ermitteln. Dies ist Grundvoraussetzung für die sichere Auslegung horizontaler Kurven. Des Weiteren werden auf Grundlage dieser Berechnungen die Fördergurte und die Antriebstechnik ausgewählt. Dies verspricht einen dauerhaft sicheren Betrieb der gesamten Anlage.

Gebirge, weicher Boden und extreme Höhen
Das zu bewältigende Gelände ist gebirgig und von dichten Bambuswäldern bewachsen, von denen ein Großteil unter Naturschutz steht. Daher hat die Regierung weder eine Genehmigung für eine Serviceroute erteilt, noch die Abholzung gestattet. Auch der Untergrund stellte die Ingenieure vor eine Herausforderung: „Der Boden ist wegen vorhergegangenem Kohleabbau instabil. An anderen Stellen besteht der Grund aus Granit, der nur teilweise abgetragen werden konnte“, so Echelmeyer. Weiterhin musste auf der Strecke ein Teilabschnitt von 1,5 km über einen Fluss geleitet werden. Diese Randbedingungen führten dazu, dass rund 90 % der Anlage vor Ort manuell montiert wurde. Weil der Transport mit Lkw teilweise unmöglich war, wurde die Anlage mit Mulis Stück für Stück zum Montageort transportiert.
Nachdem der Streckenverlauf des OLC gemeinsam mit dem Zementhersteller abgestimmt worden war, errechneten die Ingenieure die Gurtzugkräfte unter Berücksichtigung von acht Horizontalkurven mit Radien von knapp 1.000 bis zu 5.000 m. Der festgelegte Streckenverlauf wurde vor Ort auf seine Machbarkeit geprüft. Hierfür gingen Mitarbeiter die gesamte Strecke zu Fuß durch das unwegsame Gelände ab, um die vorgegebenen Standorte für die 460 Stützen direkt im Gelände genau auf ihre Tauglichkeit zu untersuchen. Es wurde hierbei darauf geachtet, dass sich der Verlauf des Förderers – so weit es technisch möglich ist – an die Topographie anschmiegt. Da Höhenunterschiede von bis zu 100 m auf kürzesten Abständen überwunden werden mussten, wurden mehrere Abschnitte mit bis zu 55 m hohen Brücken versehen. Ein Teilabschnitt wurde mit einem 130 m langen Tunnel realsiert.
Der Systemanbieter entwickelte, baute und lieferte die Kernteile für die Antriebs- und Spannstationen sowie den Gurt mit einer Gesamtlänge von 25 km, die Tragrollen und die Antriebstechnik. Seit Februar 2009 fördert der OLC das Schüttgut vom Steinbruch zur Siloverladestation. Seit der Inbetriebnahme des ersten Abschnitts wurde der Massenstrom des Förderers in zwei Stufen erhöht. Heute fördert die Anlage einen Massenstrom von 2.200 t/h bei einer Fördergeschwindigkeit von 4,5 m/s.

Der längste Gurtförderer in der ­Firmengeschichte
Im Juli 2013 beauftragte Asia Cement die Beumer Group erneut: Nun sollten nicht mehr Lkw den Kalkstein von der Siloverladestation zum Zementwerk transportieren, sondern ein weiterer wirtschaftlicher OLC. Zur Deckung des Werkbedarfs wurde ein Massenstrom von 2.200 t/h Kalkstein benötigt. Im Rahmen dieses Projekts sollte der erste Förderer daran angepasst werden. „Wir planten einen zweiten Muldengurtförderer mit einer Gesamtlänge von 13,7 km,“ sagt Echelmeyer begeistert. Mit dieser Länge ging die Anlage in die Firmengeschichte des Systemanbieters ein.
Solch große Projekte unterliegen oft Unvorhersehbarkeiten. Und auch hier mussten die Ingenieure Flexibilität zeigen. Während der Planungsphase kaufte der Zementhersteller ein weiteres Werk im etwa 10 km entfernten Lanfeng. „Wir mussten nun die Anlage so auslegen, dass sie die Möglichkeit bietet, beide Standorte mit Kalkstein zu versorgen“, erläutert Dr. Echelmeyer. Für das Team galt es, den OLC zweizuteilen. Nach einer Länge von 5,4 km lässt sich ein künftiger weiterer Förderer nach Lanfeng beschicken. Im Februar 2015 startete die Montage des Bandgerüsts.
Bei beiden Teilen des OLC sind vier Horizontalkurven mit Radien von 1.200, 1.500 und 1.800 m verbaut. „Wir lieferten das Engineering sowie Bauteile wie Trommeln, Motoren, Antriebs- und Steuerungstechnik und die gesamte Automatisierung“, beschreibt Echelmeyer. Seit der Inbetriebnahme im Mai 2016 versorgt der Muldengurtförderer nun drei Ofenlinien, eine vierte ist geplant.

Statt über Stock und Stein leise ans Ziel
Die Anforderungen unterschieden sich bei beiden Projekten: Waren es im ersten Auftrag das gebirgige Gelände, instabiler Untergrund sowie das Durchqueren von Naturschutzgebieten und Flussläufen, musste Beumer beim zweiten Projekt die Anlage durch bewohntes Gebiet bauen. Genaue Vorgaben der chinesischen Regierung legten fest, wie hoch die Lärmemission der Anlage sein darf, um die Anwohner nicht zu belästigen. „Es galt für uns, den Geräuschpegel auf ein extrem niedriges Niveau zu begrenzen“, beschreibt Echelmeyer. Um die Lärmemission für die Bewohner zu senken, traf der Systemlieferant verschiedene konstruktive Maßnahmen. „Wir haben unter anderem geräuschreduzierte Tragrollen sowie entsprechend dimensionierte Schutzhauben an den Antriebs­stationen eingesetzt“, erklärt Echelmeyer. Das Team optimierte daher zusammen mit dem Betreiber nicht nur das Bandgerüst, sondern auch die komplett eingehauste Fördererbrücke.

Kontakt

Beumer Group GmbH & Co. KG

Oelder Str. 40
59269 Beckum
Deutschland

+49 2521 24-317
+49 2521 24 280

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