Anlagenbau & Prozesstechnik

60 Jahre Namur

Ein Rück- und Ausblick

08.12.2009 -

Die Namur wurde vor 60 Jahren als Verband von Anwendern der Automatisierungstechnik in der chemischen Industrie in Leverkusen gegründet. Ein guter Anlass, die Arbeit dieses erfolgreichen und lebendigen Verbands zu würdigen.

Erfahrungsaustausch und die Artikulation von Betreiberanforderungen über die Prozessautomatisierung sind bis heute wesentliche Triebkräfte der Namur-Arbeit. Die bearbeiteten Themen spiegeln den Entwicklungspfad der Prozessautomatisierung. In den frühen Jahren standen Fragestellungen der Messtechnik und der Feldtechnik im Mittelpunkt. Die Namur-Empfehlung (NE) für 4-20 mA als Einheitssignal der Kommunikation hat den Wirrwarr unterschiedlicher Signale zwischen den Geräten beseitigt und die Systemtechnik der Prozessautomatisierung erst ermöglicht. Mit dieser NE wurde ein betriebliches Problem gelöst, das alle Anwender der Automatisierungstechnik gleichermaßen hatten. Von der einheitlichen Lösung der Signaldefinition profitierten Anwender und Hersteller von Geräten. Die Anwender konnten wertschöpfende Anwendungen rationell aus dem Baukasten realisieren, die Hersteller mehr und bessere Geräte verkaufen.
Die Artikulation von Anwenderanforderungen hat über die Jahre die Namur und damit die Prozessautomatisierung wesentlich geprägt. NEs zur „Anlagensicherung mit Mitteln der Prozessleittechnik" und „Anforderungen an Systeme zur Rezeptfahrweise" haben die Technik in den Anlagen wesentlich geprägt und haben Eingang in die internationale Normung gefunden. Die Strukturierung der Automatisierungstechnik im sogenannten Namur-Ebenenmodell hat für Klarheit der Funktionsverteilung in der Systemwelt gesorgt und manche Diskussion mit der Informatik entschärft. Aktuelle Themen der Prozessautomatisierung wie „Wireless", „Asset Management" und „Manufacturing Execution Systems (MES)", aber auch so praktische Fragestellungen wie die Baulängen von Messgeräten werden von der Namur aktiv aufgegriffen. Ziel ist es dabei, die Entwicklung der Hersteller zu beeinflussen, um einsatzfähige Lösungen für die gesamte Branche zu erhalten.

Plattform für Erfahrungsaustausch

Die Mitgliedsfirmen der Namur sehen in ihrem Verband eine Plattform für den Erfahrungsaustausch über Automatisierungstechnik über die Firmengrenzen hinweg. Die Artikulation von Anforderungen gilt für die Branche der Prozessindus­trie, sie erstrecken sich strikt auf nicht wettbewerbsrelevante Themen. Darüber hinaus bildet die Namur ein firmenübergreifendes Netzwerk von Experten, in dem aktuelle Probleme sehr schnell und freundschaftlich diskutiert werden können.
Die Hersteller erhalten von der Namur Kundenanforderungen auf Niveau in einer über die Branche abgestimmten Form. Wenn diese Anforderungen auch manchmal unangenehm sein mögen, so helfen sie doch, kostspielige Entwicklungen an den Kunden vorbei zu vermeiden. Heute ist die Namur eine gewichtige Stimme bei der Weiterentwicklung des Fachgebiets Prozessautomatisierung und gefragter Gesprächspartner von Herstellerverbänden.
Die Namur als Verband der Anwender ist in dieser Aufstellung international ohne Beispiel. Vielleicht ist die bewusste Beschränkung auf die Anwender das Erfolgsrezept der Namur.
Die Umbrüche in der chemischen Industrie gingen nicht spurlos an der Namur vorbei. Die Aufspaltung vieler Unternehmen hat die Mitgliederzahl deutlich erhöht. Ausgliederungen der Technikeinheiten in Servicegesellschaften hat die Orientierung an den Betreiberinteressen feinsinnig zu Anwenderinteressen verändert. Für die PLT-Fachleute in den häufig kleineren Unternehmen ist die Namur zur fachlichen Heimat geworden, in der Verständnis für die aktuellen Probleme der Disziplin vorhanden ist. Die Namur-Hauptsitzung hat sich zu einem Community-Treffen entwickelt, in dem der starke Zusammenhalt der „Mess- und Regler" spürbar ist.

60 Jahre Erfolgsgeschichte

Die Stärke der Namur rührte im Kern von der Marktmacht, welche die Namur-Mitgliedsfirmen repräsentieren. Mit der Verlagerung der Investitionstätigkeit nach Asien ist es auch für die Namur ein logischer Schritt, die dort operierenden Firmen in den Verband zu integrieren. Im Spätjahr 2009 wird es in China ein erstes Treffen der „Namur China" geben, in dem der Namur-Spirit in dieser Region gefunden werden soll.
60 Jahre Namur waren eine Erfolgsgeschichte. Die Namur ist heute wichtiger denn je. In ihr ist die technologische Kompetenz gebündelt, die eine Transformation des Fortschritts der Automatisierungstechnik in wertschöpfende Anwendungen erlaubt. Technologische Herausforderungen sind die breite Invasion der Informationstechnik in die Prozessautomatisierung, aber auch die neuen Entwicklungen der Prozesstechnik mit den Schlagworten „Prozessintensivierung", „Mikrotechnik" und „Biotechnologie". Die Prozessautomatisierung kann nur dann die Rolle des „Enabler für Produktionseffizienz" übernehmen, wenn die neuen Technologien verstanden, beherrscht und in industrielle Anwendungen implementiert werden. Die dafür erforderliche Anstrengung ist in der Regel für einzelne Anwenderfirmen zu groß. Die Namur als Verband ermöglicht es, die erforderliche fachliche Kompetenz im nicht wettbewerblichen Bereich zu erhalten und damit zur Wertschöpfung in den Unternehmen beizutragen.
Wenn es die Namur nicht gäbe, man müsste sie erfinden

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