Anlagenbau & Prozesstechnik

Rittal: 50 Jahre Schaltschränke

07.06.2011 -

CITplus - Wer heute elektronische Komponenten in Schaltschränke einbaut, erwartet eine Vielzahl von genormten Lösungen, die ihm die Montage erleichtern sowie ein Maximum an Sicherheit bieten. Das war nicht immer so. Noch vor einigen Jahrzehnten gab es nur einfache „Blechkästen", die in Sonderanfertigung hergestellt wurden. Der erste Standard für die Serienfertigung wurde vor 50 Jahren von Rudolf Loh erfunden.

Die Rudolf Loh KG, Elektrogerätebau - später Rittal - wurde am 1. April 1961 von Rudolf Loh gegründet. Neben dem damals schon bestehenden Unternehmen Hailo-Werk, das mit Haushaltsgeräten im Konsumgütermarkt etabliert war, sollte ein zweites Standbein in der Investitionsgüterindustrie geschaffen werden. Dabei rückte die Fertigung von Schaltschränken in den Blick. Bis dahin hatte die elektrotechnische Industrie diese selbst gefertigt oder in externen „Blechwerkstätten" herstellen lassen. Diese Einzelanfertigungen waren teuer, ihre Lieferzeiten lang und die Qualität schwankte. Die Idee des Vertreters eines nahegelegenen Elektrogroßhandels, Schaltschränke in Großserie zu bauen und als Standardprodukt anzubieten, schien Rudolf Loh deshalb aussichtsreich. Die erste Fertigung von je zwei flachen Wand- und Standgehäusen darf als Geburtsstunde des Schaltschranks als Serienprodukt gelten. Weiterentwicklungen dieses ersten Typen, den Rittal dann in Großserie produzierte, hat das Unternehmen übrigens noch heute unter der Bezeichnung AE im Programm.

Ideen in Innovationen umsetzen

Im Jahr 1969 vollzog Rittal wichtige Schritte auf dem Weg zum Weltunternehmen. Zum einen ist es das Jahr der Umfirmierung in die Rittal-Werke Rudolf Loh KG. Zum anderen das einer weiteren signifikanten Erfindung: der des Reihenschaltschranks. Der erste modulare RS-Schaltschrank in Gerüstbauweise wurde vormontiert ausgeliefert. Als Zubehör gab es Verbindungsrahmen, Lochschienen, Trenn- und Seitenwände sowie gelochte Winkelprofile. Für den Anlagenbauer ergaben sich durch den RS enorme Vorteile beim individuellen Ausbau.

Im Jahr 1978 führte Rittal ein neues Verfahren zur Oberflächenbehandlung von Schaltschränken ein. Stand der Technik war damals die Spritzlackierung, die den Nachteil hatte, dass Hohlräume häufig unlackiert blieben. Das neue Verfahren sah eine Eisenphosphatierung als Vorbehandlung und ein Ende der siebziger Jahre hochmodernes Elektrophorese-Tauchverfahren vor. So etwas gab es nur bei führenden Automobilherstellern. Infolge der Industrieautomatisierung ergänzte Rittal in den folgenden Jahren sein Produktportfolio. Die Geschäftsbereiche Klima- und Stromverteilung kamen hinzu. Anfang der achtziger Jahre wurde eine eigene Geschäftseinheit für Kompressorkühlgeräte und einem umfangreichen Zubehör aufgebaut. Die Entwicklung der ersten Stromverteilungs-Komponenten - kompatibel zu den jeweiligen Schaltschränken folgte bald.

Anreihsystem wird Weltstandard

Ein Meilenstein in der Schaltschranktechnik war die Erfindung des PS 4000 Anreihsystems im Jahr 1985. Bis heute millionenfach verkauft, wurde er zum Weltstandard. Konnte der RS schon mit Zubehör glänzen, so übertraf ihn der PS 4000 mit gut 60 Komponenten um ein Vielfaches. Es gab Mitte der achtziger Jahre nichts Vergleichbares im Markt.

Welche Möglichkeiten dieser Schaltschrank den Kunden schon zur damaligen Zeit bot, beweist seine Variante als Datenverteiler, die nur vier Jahre später eingeführt wurde. Ein weiteres Mal kam die Anregung aus der Automobilindustrie. Das Schrankkonzept sollte für die Datentechnik mit entsprechendem Zubehör weiterentwickelt werden. Damit vollzog Rittal den ersten Schritt in ein völlig neues Marktsegment - die Informationstechnologie. Heute gilt Rittal als ein führender Anbieter von Planung, Bau, Ausstattung, Software und Service von Rechenzentren und IT-Infrastrukturen.

Endlich unendlich Möglichkeiten

In den 90er Jahren wurde das marktführende System PS 4000 kontinuierlich weiter ausgebaut. 1999 löste das Rittal TS 8-Schaltschranksystem den PS 4000 aus der Pole Position ab und setzte erneut Maßstäbe. Der Slogan zur Markteinführung lautete: „Endlich unendliche Möglichkeiten". Der Kern des Topschranks TS 8 ist das 16-fach profilierte, patentierte Vertikalprofil, das nicht nur eine hohe Stabilität, sondern zusätzlich eine zweite Montageebene bietet. Außerdem ist er symmetrisch in Bezug auf das Maßraster, was ein Anreihen in alle Richtungen und damit noch mehr Flexibilität ermöglicht. Es gibt heute kaum eine Anforderung der Gehäusetechnik, die mit dem TS 8-Schaltschrank nicht erfüllt werden könnte.

Zu diesem Bestseller, der heute weltweit über 7,7 Mio. Mal im Einsatz ist, gehört ein durchdachter System- und Zubehörbaukasten. Die Schaltschrank- und IT-Rack-Systemplattform TS 8 ist heute Basis für die branchenübergreifende Systemarchitektur „Rittal - Das System.". Dieser Baukasten besteht aus auf einander abgestimmten Gehäusen und Schaltschränken, sicheren Stromverteilungen, energieeffizienter Klimatisierungstechnik, kompletten IT-Infrastrukturen sowie intelligenten Planungstools und einem weltweiten Service. Damit lassen sich passgenaue Lösungen für die Energiehauptverteilung, industrielle Automatisierung, Gebäudeinstallation, Netzwerktechnik und Data Center erstellen.

Engineering Tools für schnelle Prozesse

Der Systemgedanke erstreckt sich bei Rittal auch auf das Engineering und den Service. Aufgrund der individuellen Kundenwünsche ist es heute im Bereich des mechanischen Schutzes von Elektrotechnik und Elektronik mit dem einzelnen Gehäuse nicht mehr getan. Gefragt ist das umfassende Lösungsangebot.

So ergeben sich beispielsweise durch die Nutzung von CAD-Daten der Bauteilebibliothek „RiCAD 3D" hohe Einsparungspotenziale beim Planungsprozess von Maschinen und Anlagen. Andere Software-Lösungen wie „Rittal Power Engineering" unterstützen den schnellen und sicheren Aufbau von Stromverteilungen. Und das Planungstool „Rittal Therm" sorgt für die energieeffiziente Dimensionierung der Kühlgerätetechnik. Um die Produktivität und Geschwindigkeit im Engineering von Schaltschränken noch weiter zu steigern, lassen sich diese Tools mit der Eplan-Plattform verknüpfen - einer integrativen Engineering-Lösung der Rittal Tochter Eplan Software & Service, die zu den weltweit führenden Anbietern von Engineering-Software zählt. Das mechatronisch ausgelegte Planungswerkzeug liefert einen durchgängigen Workflow von der Stromlaufplanerstellung bis zur mechanischen Bestückung des Schaltschranks. Die Folge sind verkürzte Durchlaufzeiten und sinkende Kosten.

Durchgängiger Systemgedanke

Um auch für weitere Anforderungen der dezentralen Automatisierungstechnik gerüstet zu sein, hat das Unternehmen in den letzten Jahren die TS 8-Systemplattform mit der Kompaktgehäuse AE- und CM- sowie der TopPult-Serie weiterentwickelt und komplettiert. Dabei wurde die AE-Gehäuseserie in Sachen Innenausbau-Zubehör an die Systemplattform „angedockt". Ob Kompaktgehäuse, Top-Pulte oder das Topschrank-System - den Anwendern steht ein identisches Zubehör für den Innenausbau, die Kabeleinführung und den Sockel zur Verfügung. Durch das intelligente Infrastruktur-Baukastensystem, mit dem sich auch die zunehmende Konvergenz von IT und Automatisierung gezielt unterstützen lässt, sorgt Rittal für effiziente Lösungen „aus einer Hand". Der Kunde muss bei verschiedenen Anwendungen nicht auf unterschiedliche Gehäuse- und Schranktypen zurückgreifen, sondern profitiert von den Vorteilen einer einheitlichen, universell einsetzbaren Systemplattform sowie eines durchgängigen Zubehörbaukastens.

Kontakt

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