Anlagenbau & Prozesstechnik

Medizin für die Pharmabranche

Mit Cloud Computing können Pharmakonzerne die digitale Transformation meistern und im Wettbewerb bestehen

06.02.2017 -

Angesichts der wachsenden und wechselnden Anforderungen im internationalen Wettbewerb für alle Beteiligten beim Thema Medikamente, seien es Unternehmen, Ärzte, Patienten, Krankenkassen oder Gesetzgeber, sind neue und sichere IT-Lösungen gefragt. Cloud Computing-Anwendungen sind solche Lösungen und kommen immer häufiger zum Einsatz.

Kurze Markteinführungszeiten, Effizienz in Forschung und Entwicklung, Schutz von Patenten – der internationale Wettbewerb stellt Pharmaunternehmen heute vor zahlreiche Herausforderungen. Geschwindigkeit zählt zu den Faktoren, die über die Marktposition eines Unternehmens entscheiden – immer schneller muss das eigene Medikament auf den Markt kommen, um neben anderen bestehen zu können. Gleichzeitig gilt es, die Bedürfnisse von Ärzten und Patienten im Blick zu behalten, die zunehmend höhere Ansprüche an Produkte und Services stellen: Individuell und digital sollen diese sein, und möglichst nach Hause lieferbar bzw. zu Hause anwendbar.

Außerdem beteiligt am Prozess, den ein Medikament bis zur Markteinführung durchläuft, sind Krankenkassen und Politiker. Sie haben vor allem die Kosten im Blick. Im Laufe der Medikamentenentwicklung müssen außerdem Auflagen wie die langwierigen Zulassungsverfahren, Patente oder die EU-Datenschutz-Grundverordnung berücksichtigt werden.

Von 5.000 Medikamenten schafft es nur eines auf den Markt und dieser Entwicklungsprozess kann bis zu 13 Jahre dauern. Um sich im Wettbewerb zu behaupten und dem Kostendruck zu begegnen ist effizientes Arbeiten gefragt. Effizienz in Unternehmensprozesse zu bringen ist aber nicht leicht, wenn man bedenkt, dass Standorte, Partner, Forschungsinstitute und Zulieferer über das Land oder den Globus verteilt sind. Denn gerade im Sinne der Kostenoptimierung sind Pharmaunternehmen oftmals gezwungen, Aufgaben an Partner auszulagern. Auch setzen viele Pharmaunternehmen heute auf eigene Standorte in anderen Ländern wie bspw. China.

Andere schließen sich mit Branchenpartnern zusammen oder übernehmen Wettbewerber. Damit die Zusammenarbeit und Kommunikation reibungslos auf internationaler Ebene funktioniert, braucht es technologische Veränderungen und Optimierungen: Wichtige Voraussetzung für die digitale Transformation ist dabei Cloud Computing.

Heilmittel Cloud Computing

Verlagern Unternehmen Geschäftsprozesse und Daten in die Cloud, können sie Informationen, Workload und Prozesse auf digitalen Plattformen integrieren und standardisieren. Hybride Cloud-Modelle sind dafür am besten geeignet: Besonders sensible Daten oder Prozesse liegen bzw. laufen in der Private Cloud, weniger sensible werden in die Public Cloud verlagert. Die Cloud steigert die Skalierbarkeit und Flexibilität eines Unternehmens – als Alternative zu ausschließlich eigenen Servern oder Rechenzentren trägt sie außerdem dazu bei, Kosten für den IT-Betrieb sowie für Hard- und Software einzusparen.

Tatsächlich profitieren Pharmaunternehmen vor allem in Forschung und Entwicklung bzw. bei Studien für die Medikamentenzulassung vom Einsatz der Cloud. Unternehmen wie der Pharmakonzern Pfizer haben das bereits erkannt – und das Daten-Management mit Cloud Computing optimiert: Mehr als 300 Studien verwaltet und steuert Pfizer jährlich mit einer Cloud-Lösung. Eine Arbeitserleichterung nicht nur für interne Mitarbeiter, die tägliche Informationsströme in Bahnen lenken müssen: Von unterschiedlichen Standorten und unterschiedlichen Geräten aus können Studien-Teams weltweit auf Untersuchungsdaten zugreifen und müssen Informationen nicht länger zwischen den einzelnen Research-Organisationen hin- und herschicken. Das verkürzt die Time-to-Market eines Medikaments.

Ein weiteres Beispiel ist das Pharmaunternehmen GlaxoSmithKline, das seit 2015 eine Cloud-Lösung im Bereich Forschung und Entwicklung einsetzt: Große Mengen an internen und externen Daten stehen dem Unternehmen seitdem auf einer digitalen Plattform zur Analyse zur Verfügung – und liefern wertvolle Einblicke für Medikamentenentwicklung und Kundenzufriedenheit.

Das Internet stellt die Notwendigkeit von Pharmareferenten heute immer mehr in Frage, denn Ärzte, Krankenkassen und Patienten informieren sich vor allem digital über medizinische Produkte. CRM-Systeme in der Cloud sorgen dafür, dass alle am Vertrieb Beteiligten zu jeder Zeit auf alle Kundendaten Zugriff haben und entsprechende Analysen abrufen können.

Sicherheit in der Wolke – essentiell und machbar

Die offenen, effizienten und einfach skalierbaren Strukturen der Cloud kommen den Unternehmen zu Gute, sie haben aber auch einen entscheidenden Nachteil: Sie sind auch für diejenigen offen, die die Daten zu kriminellen Zwecken nutzen, sie bieten Hackern eine gefährlich große Angriffsfläche. So kommt es immer wieder vor, dass gestohlene Patientendaten von Hackern auf dem Online-Schwarzmarkt gegen hohe Geldsummen verkauft werden oder geistiges Eigentum zur Fälschung von Medikamenten gestohlen wird – in Europa in erschreckend hohem Ausmaß: Das Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EUIPO) geht davon aus, dass die Pharmabranche aufgrund von gefälschten Arzneimitteln europaweit einen finanziellen Schaden von 10,2 Mrd. EUR pro Jahr erleidet. Für Deutschland bedeutet das Einbußen von über einer Mrd. EUR – bis zu 7.000 Arbeitsplätze gingen in Folge der Fälschungen verloren. Ganz zu schweigen von der Gesundheit der Patienten, die durch die Einnahme gefälschter Medikamente leichtfertig aufs Spiel gesetzt wird.

Wer sich für den Einsatz von Cloud Computing entscheidet, muss deshalb immer auch IT-Sicherheit mitdenken – und wird spätestens im Mai 2018 dazu gezwungen, wenn die EU-Datenschutz-Grundverordnung für alle Unternehmen verpflichtend in Kraft tritt. Ziel der Europäischen Union ist es, die Regeln für die Verarbeitung von personenbezogenen Daten neu zu definieren und zu vereinheitlichen – und dadurch den Datenschutz zu erhöhen. Das bedeutet für Unternehmen: Interne Strategien und technische Maßnahmen müssen her, mit denen der Datenverkehr transparenter und sicherer wird. Eine sparsame und zweckmäßige Erhebung und Verarbeitung der Daten ist dabei ebenso entscheidend wie ihre Anonymisierung und ihr Schutz. Größte Herausforderung, die in vielen Fällen Sicherheitsexperten auf den Plan ruft, ist die Trennung von Geschäftsprozessen in datenschutzkritische und weniger kritische Workflows bzw. in Private und Public Cloud.

Schutzmaßnahmen

Eine hundertprozentige Garantie für den Schutz kritischer Daten gibt es auch in der Private Cloud nicht. Doch es gibt Technologien, die das Risiko und Ausmaß von Sicherheitsangriffen verschwindend gering halten: Datenverschlüsselung mit modernen Algorithmen und identitätsgesteuerte Mikrosegmentierung sind zwei Methoden, die – parallel eingesetzt – für einen umfangreichen Cloud-Schutz sorgen können. Zum einen wird dabei die Angriffsfläche für Angreifer reduziert, indem Daten auf ihrem Weg von einem geschützten Arbeitsplatz oder Server zu einem anderen Endpunkt End-to-End mit modernen Algorithmen verschlüsselt und so unsichtbar gemacht werden.

Mikrosegmentierung ermöglicht es, Netzwerke in tausende logische Mikrosegmente zu zerlegen – so entstehen kleine sichere „Interessengemeinschaften“ (Communities of Interest), die identitätsbasiert sind und nur ausgewählten Personen Zugriff auf kritische Daten gewähren. Gelingt einem unbefugten Nutzer tatsächlich der Zugriff auf ein Mikrosegment in der Cloud oder in einem Firmennetz, kann er sich nur im abgeschotteten Bereich bewegen – andere Teile der Infrastruktur bleiben für den Angreifer unsichtbar.

Fazit

Laut dem Cloud-Monitor 2016 von Bitkom und KPMG setzen heute bereits 63% der deutschen Pharmaunternehmen auf die Wolke, vernachlässigen dabei aber noch zu häufig den Schutz sensibler Daten. Das wird nicht zuletzt an den Zahlen einer deutschlandweiten Unisys-Umfrage unter Unternehmen verschiedener Branchen deutlich: So bezeichnen zwar 88% Cloud-Sicherheit als Top-Priorität, aber nur 32% sehen diese auch tatsächlich in ihrem Unternehmen umgesetzt.

Eine ganzheitliche Sicherheitsstrategie ist das A und O im Digitalisierungsprozess. Dafür braucht es einerseits die entsprechende Führungskultur – ein Management, das als digitaler Wegbereiter agiert. Andererseits geht es um das nötige Know-how und die Erfahrung in Bezug auf Strategie und Durchführung solcher Projekte. Fehlen diese Voraussetzungen, tun Pharmaunternehmen gut daran, Unterstützung bei erfahrenen, multinational vertretenen IT-Dienstleistern mit der nötigen Branchenkenntnis zu suchen.

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