Anlagenbau & Prozesstechnik

Die chemische Industrie in der Türkei

16.01.2013 -

Die chemische Industrie in der Türkei – Die Chemieindustrie der Türkei beschäftigt 77.320 Mitarbeiter. 2 % der insgesamt 4.286 Unternehmen zählen mehr als 50 Angestellte.

Etwa 84 % der Chemieproduktion befinden sich in privaten Händen und 314 Unternehmen verfügen über Investitionskapital aus dem Ausland. Ein Großteil der Chemieunternehmen, insbesondere die privatwirtschaftlichen, sitzt in Istanbul, Izmir, Kocaeli, Adana und Ankara.

Die türkische Chemieproduktion umfasst derzeit ein Volumen von 13 Mrd. US-$. Zu den hergestellten Erzeugnissen gehören Petrochemikalien, anorganische und organische Grundchemikalien, Düngemittel, Farben, Pharmazeutika, Seifen und Detergentien, synthetische Fasern, essentielle Öle, Kosmetika und Körperpflegeprodukte.

Die türkische Chemie hat sich hinsichtlich der Qualität, der Produktivität und des Umweltschutzes erheblich entwickelt und ist zurzeit dabei, die technischen Standards der EU zu übernehmen. Darüber hinaus wird seit 1992 das Responsible Care-Programm der chemischen Industrie umgesetzt.

 


Rohstoffreiche Region

Die chemische Industrie der Türkei erfreut sich einiger Wettbewerbsvorteile, die auf regionalen Rohstoffvorkommen begründet sind. So gehört die Türkei z. B. zu den führenden Herstellern von Natriumcarbonat und Chrom- bzw. Borverbindungen.

Die Türkei ist der Sitz der größten Natriumcarbonat- Produktionsanlage des Nahen Ostens mit einer Gesamtkapazität von 750.000 t/a. Zusätzlich zu leichten und schweren wasserfreien Natriumcarbonat werden in der Anlage in Mersin Natriumbicarbonat und Natriumsilikat produziert.

In der Nähe von Ankara wurde in Beypazari ein hoch angereichertes Trona-Lager entdeckt. Die Trona-Reserven werden vom Unternehmen Eti Soda ab 2007 abgebaut. Für die Jahre 2007 und 2008 wird die Produktion von 1 Mio. t/a erwartet.

Darüber hinaus gehört die Türkei zu den weltweit fünf führenden Chromerz fördernden Ländern und exportiert einige der wichtigsten Chromverbindungen und -derivate, z. B. Natriumdichromat, Chromsulfat, Chromsäure und Chromoxid. Auch am Markt für Borverbindungen, z. B. Boraxdecahydrat, Boraxpentahydrat, Borsäure und Natriumperborat, ist die Region Dank großer Rohstofflagerstätten, der Qualität der Minerale und der Nähe zu den Verbrauchermärkten gut positioniert.

Das Unternehmen Eti Maden İşletmeleri Genel Müdürlüğü ist mit einer Kapazität von 1.953.000 t Erzkonzentrat und 923.000 t raffinierte Borverbindungen führende Hersteller von Bormineralien und -verbindungen in der Türkei und zugleich einziger Exporteur von Borverbindungen. Des Weiteren ist die Türkei zweitgrößter Natriumsulfathersteller in Europa und der sechstgrößte weltweit.

Die türkische Petrochemie weist seit 1970 ein erhebliches Wachstum auf. Führendes Unternehmen dieses Industriezweigs ist Petkim Petrokimya, ein Unternehmen der öffentlichen Hand, das zurzeit privatisiert wird. Es gibt zwei petrochemische Komplexe: Petkim-Aliağa in Izmir und Tüpraş-Körfez Petrochemikalien und Erdölraffinerie in Kocaeli.

Sie verfügen über eine Produktionskapazität von 1,9 Mio. t/a. Es wird eine große Bandbreite an Verbindungen hergestellt: Petrochemikalien, alle weit verbreiteten Kunststoffe (HDPE, LDPE, PS, PVC und PP), Aromaten, Ethylenglykol, Phthalanhydrid, Terephthalsäure, Rußschwarz, Synthesekautschuk, Acrylnitryl und Ätznatron.

Die Gesamtproduktion dieser Petrochemikalien in der Türkei erreicht 3,2 Mio. t/a, damit wird aber nur etwa 30 % des inländischen Bedarfs gedeckt. Da die Textilbranche der Türkei gut entwickelt ist, wächst auch die Produktion von Polymeren und Textilchemikalien.

Es wurden große Anlagen zur Herstellung von Polyamiden, Polyester und Acrylfasern errichtet und deren Produktion sowohl auf den heimischen als auch den ausländischen Markt ausgerichtet. Fast alle synthetischen Fasern werden im privaten Sektor hergestellt.

Die Produktion erreicht einen Umfang von 850.000 t/a. Die Düngemittelindustrie ist eine der Schlüsselindustrien in der Türkei. Allein sieben Unternehmen stellen ausschließlich Düngemittel her: Tugsa˛s, Igsa˛s, Bagfas, Toros Gübre, Ege Gübre, Akdeniz Gübre und Gübre Fabrikalari sind alle Privatunternehmen.

Die Industrie verfügt über eine Produktionskapazität von 5,8 Mio. t/a.

Damit deckt sie den Bedarf der Türkei an Düngemitteln; Überschüsse werden exportiert.

Die Pharmaindustrie ist zu einem führenden Zweig der türkischen Chemie geworden. Auf sie entfallen 10 % der chemischen Gesamtproduktion. Türkische Pharmaunternehmen stellen überwiegend generische Wirkstoffe, insbesondere Antibiotika und Analgetika, her.

Dazu werden Fermentations-, Extraktionsund Syntheseverfahren angewendet. Die Hauptmerkmale des Rohstoffbereichs der Pharmaindustrie sind Investitionen privater Unternehmen und Flexibilität bei Verlagerungen von Produktionskapazitäten zu anderen Produktionslinien.

Der Wirkstoffproduzent Afyon Alcaloids deckt z. B. 20 % weltweiten Morphinbedarfs der Pharmaindustrie. Damit erfüllt sie zwar 90 % der inländischen Nachfrage, aber neue Wirkstoffe für die Krebstherapie, Impfstoffe und Hormone werden importiert. Seit 1990 sind die in- und ausländischen Investitionen in die türkische Reinigungsmittelbranche erheblich gestiegen.

Infolgedessen hat die Detergensproduktion die 1,3-Mrd.-t-Marke erreicht; die Seifenproduktion liegt bei 550.000 t/a. In diesem Industriezweig sind 15 Großunternehmen tätig, darunter internationale Unternehmensgruppen.

Da die Türkei über viele Kräuter natürliche Rohstoffe verfügt, ist auch die Herstellung von natürlicher Seife weit verbreitet. An dieser Herstellung sind viele lokale Kleinunternehmen in der ganzen Türkei beteiligt.

Die weltberühmten Lorbeerseifen werden in Mersin, Antakya und Umgebung in großen Mengen hergestellt. Parallel zu den Entwicklungen im Baugewerbe und in den Automobil- und Seefahrtindustrien hat sich auch der Industriezweig Farben und Anstrichmittel weiter entwickelt und ist zu dem wachstumsstärksten Segment der türkischen Chemieindustrie geworden.

Heute produzieren 420 Hersteller 500.000 t/a Farben und Anstrichmittel.

 


Fasern und Pharmazeutika für den Export

Die Exporte der türkischen Chemieindustrie wachsen ständig. Der Gesamtumfang der chemischen Ausfuhren erreichte 2006 3,5 Mrd. US-$, das entspricht 4 % aller Exporte aus der Türkei.

Wichtigstes Exportprodukt waren mit einem Umsatz von 317 Mio. US-$ (Tabelle 1) synthetische Filamentgarne, gefolgt von Medikamente für den therapeutischen und prophylaktischen Einsatz in vordosierter Form bzw. für den Einzelhandel in ungemischter und gemischter Form.

Der Exportwert betrug 273 Mio. US-$. Die Türkei exportiert eine Reihe von Chemikalien in 180 Länder weltweit. Wichtigste Abnehmer sind die EU, Osteuropa, der Nahe Osten, die Golfstaaten, Nordafrika, der Ferne Osten und asiatische Länder.

 

Kontakt:

IGEME - Zentrum für die Förderung
des türkischen Exports, 
Ankara, Türkei

Tel.: +90/312/41722 23
Fax: +90/312/4172233
igeme@igeme.org.tr

 

 

Messe Turkchem 2007, 31. Okt. bis 3. Nov. 2007 in Istanbul