Anlagenbau & Prozesstechnik

Effizienzsteigerung durch Contracting

04.07.2013 -

Effizienzsteigerung durch Contracting – Esco Forum im ZVEI fordert Chancengleichheit zwischen Eigenversorgung und Energiedienstleistung als Grundlage für fairen Wettbewerb.

Während Messebesucher und Journalisten natürlich in erster Linie an technologischen Neuheiten interessiert seien, setze das Contracting nicht primär auf Technologie-Innovationen, sondern auf die optimierte Nutzung der besten am Markt vorhandenen und bewährten Technologien mit gesicherter Anlagenverfügbarkeit und Leistungsfähigkeit – so Dr. Jobst Klien, Vorsitzender des Esco Forums im ZVEI und Geschäftsführer von Hochtief Energy Management, anlässlich eines Pressefrühstücks auf der Hannover Messe 2008.

Auf diese Weise erreiche man nicht nur eine erhebliche Steigerung der Energieeffizienz und eine Reduktion der CO2-Emissionen, sondern auch einen qualitativ hochwertigen Betrieb mit hoher Zuverlässigkeit - Voraussetzung für das Vertrauen potentieller Auftraggeber. Mit seiner Initiative für ein „Contracting mit Gütesiegel" will das Esco Forum im ZVEI Branchenmaßstäbe setzen.

Deshalb gibt man Kunden und Interessenten Anhaltspunkte für die Beurteilung von Anbietern von Dienstleistungen in diesem Segment an die Hand. Die Mitglieder des Forums haben sich im Sinne eines Kompetenzverbundes dazu verpflichtet, für ihre Dienstleistungsangebote eine freiwillige Selbsteingruppierung in definierte Dienstleistungsstufen („Service-Level") vorzunehmen.

Damit wird gegenüber dem Interessenten eine Kompetenzzusage für den jeweiligen Service-Level abgegeben. Die Selbstverpflichtung bietet dem potentiellen Kunden Anhaltspunkte für seine Einschätzung der Wettbewerber im Markt hinsichtlich ihrer Kompetenz und Leistungsfähigkeit. Naturgemäß kann sie aber nicht die notwendigen individuellen, vertraglichen Vereinbarungen zwischen Kunde und Contractor ersetzen und stellt keine Leistungsgarantie dar.

 


Gesetzgebung trägt politischem Willen nur bedingt Rechnung

Was die politischen Rahmenbedingungen für das Contracting anbelangt, sehen sich die Anbieter laut Kien im doppelten Sinne in einem Dilemma: Von den Verantwortlichen in der Politik werden sie einerseits wegen der unbestreitbaren und faktisch unbestrittenen Energieeffizienzsteigerung, die systemimmanent im Contracting- Geschäftsmodell verankert ist, gelobt.

Andererseits lässt man sie in der Praxis bei der Erfüllung des europäischen Reduktionsziels in Höhe von 20 % der Treibhausgasemissionen nicht im vollen Umfang zum Zuge kommen.

Bereits die am 17. Mai 2006 in Kraft getretene europäische Endenergieeffizienz- und Energiedienstleistungsrichtlinie (EDL) hatte sich zum Ziel gesetzt, die Mitgliedsstaaten zur Beseitigung der Hindernisse für den Ausbau des Contracting zu verpflichten. Das Positionspapier der CDU/CSU-Fraktion zur Energiepolitik vom Oktober 2007 hat sogar ein Energie-Contracting- Beschleunigungsgesetz vorgeschlagen.

Am guten Willen fehle es also nicht. Auch im Integrierten Energie- und Klimaprogramm der Bundesregierung (IEKP) ist die grundsätzlich Effizienz steigernde Wirkung des Contracting verankert.

Dennoch stellen die Contractoren weiterhin fest, dass sie sich z. B. in der Wohnungswirtschaft daran gehindert sehen, einen Beitrag zur Auflösung des inzwischen bekannten „Investor-Nutzer- Dilemmas" zu leisten. „Für uns als Contractoren ist darüber hinaus gerade im industriellen Geschäft von größter Bedeutung, dass politisch motivierte Fördermechanismen wie das Kraft-Wärme- Kopplungs-Gesetz (KWKG) nicht ausreichend ausgelegt sind, um die politisch vorgegebenen Zielsetzungen zu erreichen. Darüber hinaus zeigt die Inkonsistenz von Fördermechanismen wie dem KWKG und dem Erneuerbare- Energien-Gesetz (EEG) ein Grundsatzproblem auf: Politische Gesetzesinitiativen im „Integrierten Energie- und Klimaprogramm" (IEKP) der Bundesregierung werden nicht mit Hilfe einer detaillierten Folgenabschätzung harmonisiert und konterkarieren sich teilweise.", so Klien in seinem Vortrag. Die Absicht der Bundesregierung, mit dem starken Ausbau von KWK als einer der sicher verfügbaren und hocheffizienten Technologien zu dem europäischen Ziel der CO2-Emissionsreduzierung um 20 % bis zum Jahr 2020 erheblich beizutragen, wird ausdrücklich begrüßt. Erhebliche Zweifel bestehen daran, dass der vorliegende Entwurf des Gesetzes zur Förderung der Kraft-Wärme-Kopplung (KWKG) dessen Zielsetzung erfüllen kann. Als wichtigsten Grund hierfür nannte Klien:

„Durchschnittliche KWK-Projekte erreichen die Rentabilitätsgrenze frühestens bei einer Erhöhung der Förderdauer von 30.000 auf 40.000 Vollbenutzungsstunden und einem Verzicht auf die zusätzliche Degression von 0,2 Cent/kWh für Strom zur Eigenversorgung. Ohne diese Maßnahmen ist der erforderliche Anstieg bei KWK-Investitionen nicht zu erwarten. Hintergrund dieser Bewertung ist unsere Marktabschätzung als Energiedienstleister im Esco Forum im ZVEI, die Betreiber von KWK-Anlagen unterschiedlicher Größenordnungen sind." Seiner Meinung nach wird die haushaltstechnisch motivierte Deckelung der KWKFörderung auf 750 Mio. € der politischen Zielsetzung im Bereich des Klimaschutzes nicht gerecht werden können.

Folgerichtig wird die bereits vom Bundesrat geforderte Erhöhung der Fördergrenze auf rund 950 Mio. € auch vom Esco Forum gefordert. Für das industrielle Contracting ist die konsequente Nutzung von Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) der schnellste Weg, nachhaltig CO2-Emissionen einzusparen.

Daher sind die Contractoren im Esco Forum davon überzeugt, dass sie einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung der Klimaschutzziele der Bundesregierung leisten können.

Und dabei gleichzeitig die notwendige Erhaltung oder sogar Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit am Standort Deutschland massiv unterstützen.

 


Einsatz von flüssiger Biomasse

Diese Einschätzung nehmen sie auch hinsichtlich des Einsatzes von flüssiger Biomasse für sich in Anspruch. Hier hat die Nachhaltigkeitsdebatte im Zusammenhang mit dem Einsatz von Palmöl in Blockheizkraftwerken (BHKW) sehr deutlich gemacht, dass eine Folgenabschätzung in differenzierter Form ein unabdingbarer Bestandteil jeder energiepolitischen Weichenstellung sein muss. Für Biomasse-Anlagen über 150 kW, die mit flüssiger Biomasse betrieben werden, führt der im EEG vorgesehene Wegfall des Bonus für nachwachsende Rohstoffe zu einer völlig neuen Situation. Diese bislang geförderten hocheffizienten Anlagen können plötzlich nicht mehr wirtschaftlich rentabel betrieben werden.

In wenigen Jahren ist durch die Stop-and-Go-Förderpraxis eine Vielzahl von Anlagen zunächst aufgebaut worden, um dann wirtschaftlich in Frage gestellt zu werden.

In die emotional und teilweise ideologisch aufgeheizte Debatte will das Esco Forum mit Fakten etwas mehr Sachlichkeit einbringen: weniger als 1 % der in asiatischen Plantagen erzeugten Palmölmenge und rund 6 % der in die gesamte EU eingeführten Palmölmenge werden für energetische Zwecke in BHKW genutzt.

Als Ersatz für diese begrenzten Mengen sind Ersatzpflanzen in der Erprobung, die nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion stehen. Man erwartet von der Bundesregierung nicht nur für diesen Fall für eine nachhaltige Förderpraxis mit Augenmaß und Übergangsfristen bei notwendiger Umsteuerung - zur Vermeidung von auch volkswirtschaftlich schädlichen Fehlinvestitionen.

Ein weiteres Beispiel für Inkonsistenz im gesetzlichen Bereich - so Klien - ist die gegenseitige Beeinflussung von KWKG und EEG. Hier wirkt sich für die positive Entwicklung des Contracting kontraproduktiv aus, dass die degressive Förderung des KWKG nach einigen Jahren durch die tendenziell steigende EEGUmlage quasi „aufgefressen" wird.

Auch hier zeigen Berechnungen an Hand von Beispielanlagen aus dem Bestand des Esco Forum, dass der Kannibalisierungseffekt für die Contractoren keine günstigen Investitionssignale in Richtung Kraft-Wärme-Kopplung setzt.

Der Effekt entsteht durch die Tatsache, dass die Eigenversorgung weiterhin von der EEGUmlage befreit bleibt, der Contractor aber für seine Stromlieferungen zur EEG-Umlage herangezogen wird. Die Kernforderung sei folgerichtig die nach Chancengleichheit zwischen Eigenversorgung und Energiedienstleistung, die notwendigerweise die Grundlage für einen fairen Wettbewerb darstellt.

Trotz der geschilderten gesetzlichen Hemmnisse ist das Geschäft mit zweistelligen Wachstumsraten eine der dynamischen Branchen in Deutschland. Dabei profitiert man von den nachhaltigen Preissteigerungen für Energieprodukte, die nach Angaben des Statistischen Bundesamtes mit einer Steigerung von 7 % (Februar 2008 im Vergleich zu Februar 2007) deutlich über dem durchschnittlichen Anstieg von 3,8 % für die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte lagen.

Der nachhaltige, überproportionale Anstieg der Energiepreise motiviert inzwischen viele Unternehmen, die bislang die Eigenversorgung mit Nutzenergie und Medien als Teil ihres Kerngeschäfts begriffen haben, über ein Outsourcing dieser Dienstleistungen nachzudenken.

 


Kontakt:
ZVEI - Zentralverband Elektrotechnik- und
Elektronikindustrie e.V., Frankfurt am Main

Tel.: 069/6302-202
Fax: 069/6302-351
presse@zvei.org

 

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