Anlagenbau & Prozesstechnik

Lanxess wirbt um Degussa

28.12.2012 -

Lanxess wirbt um Degussa - Axel C. Heitmann spricht über seine ehrgeizigen Pläne. Das Leverkusener Unternehmen Lanxess ist an der Übernahme des Düsseldorfer Spezialkonzerns Degussa interessiert.

Dies äußerte Lanxess-Vorstandschef Axel C. Heitmann Anfang Mai gleich mehrfach gegenüber der Presse.

„Wir sehen einen Unternehmenswert von 8 bis 10 Mrd. E unter Berücksichtigung von Pensionen und Verschuldung", sagte Heitmann der Financial Times Deutschland (FTD), „Das ergäbe einen Mittelfluss von 4 bis 6 Mrd. E." Die Übernahme könne Lanxess über verschiedene Instrumente finanzieren, wurde Heitmann im Handelsblatt zitiert.

Der Lanxess-Chef wirbt für die Fusion mit dem viertgrößten deutschen Chemieunternehmen mit dem Hinweis, dass sich die Geschäfte nur in wenigen Bereichen überlappten.

In vielen Bereichen, wie etwa bei Reifenkautschuk, Feinchemie und in der Basischemie käme es dagegen zu sinnvollen Ergänzungen. „Wir haben bewiesen, dass wir in kurzer Zeit einem Geschäft neue Perspektiven geben können", sagte Heitmann.

Die Zeitung erläuterte auch, dass sich Heitmann mit den deutlichen Ertragsverbesserungen und einem zügigen Schuldenabbau bei Lanxess in den vergangenen zwei Jahren einen sehr guten Ruf am Kapitalmarkt erworben habe.

Auch etliche Analysten würden eine mögliche Degussa-Übernahme - ungeachtet der damit verbundenen erhöhten Verschuldung - positiv beurteilen. Lanxess hatte seine Nettoverschuldung im vergangenen Jahr von 680 auf 511 Mio. E reduziert.

Der Umsatz des Chemiekonzerns sank 2006 um 2,9 % auf 6,94 Mrd. €. Bereinigt um die Abgabe der Business Units Fibers, Paper und der Rheinchemie-Tochter iSL sowie die Wechselkurseffekte wurde ein Umsatzplus von 1,2 % verbucht.

Das EBITDA vor Sondereinflüssen stieg 2006 um 16,2 % auf 675, die entsprechende Marge um 1,6 Prozentpunkte auf 9,7 %. Dieser positive Trend setzte sich auch im ersten Quartal 2007 fort mit einem Plus beim EBITDA von 6,8 % und einer Marge von 12,8 %, im Vergleich zu 11,2 % im Vorjahresquartal.

„Lanxess sei damit voll auf Kurs, um zum globalen Wettbewerb aufzuschließen", betonte Heitmann. Für das Jahr 2009 strebt der Konzern eine EBITDA-Marge vor Sondereinflüssen an, die auf dem durchschnittlichen Niveau der Wettbewerber liegt: 2006 waren dies 12 bis 14 %. Spezialchemiekonzern Degussa erzielt bereits Renditen in diesem Bereich (vgl. Tabelle). Auch die RAG-Tochter blickt auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2006 zurück.

„Wir haben unsere Aktivitäten in allen Regionen bei hoher Nachfrage weiter ausbauen können. Zudem gelang es, einen immer größeren Teil der stark gestiegenen Rohstoffkosten über Erhöhungen der Verkaufspreise an die Kunden weiterzugeben", sagte Dr. Klaus Engel, Geschäftsführer der Degussa.

Der Umsatz des weltweit größten Spezialchemieunternehmens stieg um 12 % auf 10,9 Mrd. E, dabei entfielen jeweils 5 Prozentpunkte auf erhöhte Verkaufspreise und gestiegene Mengen sowie 2 Prozentpunkte auf Veränderungen des Konsolidierungskreises. Engel lehnt laut Zeitungsberichten eine Übernahme durch den Leverkusener Konkurrenten ab.

In einem internen Brief an die Degussa-Führungskräfte schreibe er: „Alle Fakten sprechen klar gegen ein Zusammengehen von Degussa und Lanxess", berichtete die Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung.

„Wir selbst kämen deshalb nie auf die Idee, Lanxess erwerben zu wollen", so der Degussa-Manager laut Bericht. Engel präsentiere Zahlen, die gegen einen Zusammenschluss sprechen.

Das kombinierte Unternehmen müsse - bei Anwendung der heutigen Degussa-Portfoliokriterien - „fast alle Lanxess-Geschäfte umgehend abgeben", so Engel.

Zudem warnt der Manager vor einer zügigen Zerschlagung der Degussa im Falle einer Übernahme, weil Lanxess Teile der Degussa zur Finanzierung der Transaktion verkaufen müsse.

Auch in der Führungsriege von Lanxess scheinen nicht alle die ehrgeizigen Pläne von Heitmann zu unterstützen.

Dieser Gedanke liegt zumindest nahe bei einem Blick auf die aktuellen Veränderungen im Vorstand der Lanxess: Seit Jahresbeginn verließen bereits zwei Mitglieder das „ablegende Schiff", wie Heitmann den Zustand seines Unternehmens bei der Vorstellung seiner Wachstumsstrategie im September 2006 beschrieb.

Personal und Asienvorstand Dr. Martin Wienkenhöver (vgl. CHEManager 4/2007) übergab Ende März seine Verantwortung an Nachfolger Dr. Rainier van Roessel.

Und am 8. Mai kam der Aufsichtsrat dem Wunsch von Vorstandsmitglied Dr. Ulrich Koemm nach, dass Unternehmen vorzeitig zum 31. Mai zu verlassen, meldete Lanxess.

Koemm folgt dem 49-jährigen Dr. Werner Breuers in den Vorstand. Der promovierte Chemiker kommt vom niederländischen Basell-Konzern nach Leverkusen.

 

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