Anlagenbau & Prozesstechnik

100-prozentig oder gar nicht

Professionelle, qualifizierte Reinraumreinigung

29.03.2016 -

Wo Mikrochips, Implantate und Optiken entstehen, sind gänzlich andere Reinigungsprozesse erforderlich als in Büros und Treppenhäusern.
Wer Reinräume von Partikeln und Mikro­organismen befreien lassen will, braucht daher speziell geschulte Reinigungsprofis, die sich mit ISO-Klassen und GMP-Regularien auskennen.


Krankenhauskeime in einer Wiesbadener Frühgeborenen-Station sorgten Mitte Februar für Schlagzeilen. Die Mitarbeiterin eines Reinigungsdienstes hatte MRSA-Keime durch einen Gesicht-Hand-Kontakt auf eine Stillliege übertragen. Dies könne passieren, wenn sich die Mitarbeiterin während der Arbeit ins Gesicht fasse, sagte eine Sprecherin der betroffenen Horst-Schmidt-Kliniken. Nach dem Kontakt mit der Liege seien die Keime dann über Eltern und Pflegekräfte auf die Frühchen übertragen worden. Neun Babys wurden infiziert.
Der tragische Fall macht deutlich: Die Reinigung von Reinräumen oder Sterilräumen muss in die Hand von geschulten Profis gelegt werden. „Ohne ausgebildetes Personal lässt sich die Reinigungsdienstleistung in Reinräumen nicht erbringen“, bestätigt Frank Duvernell, Geschäftsführer der Leipziger Firma profi-con. Das Unternehmen ist seit Jahrzehnten als professioneller Dienstleister in Reinräumen aller Reinheitsklassen der staubfreien und sterilen Produktion und Forschung tätig.
„Um das nötige Reinigungsergebnis dauerhaft zu erzielen, müssen die Mitarbeiter die Funktion reinraumtechnischer Anlagen verstehen“, betont Frank Duvernell. „Sie müssen wissen, wie sie sich im Reinraum richtig verhalten, wie sie die Geräte und Materialien benutzen und wie sie effizient reinigen. Außerdem sollten sie verschiedene Methoden der Qualitätskontrolle beherrschen.“
Aus diesem Grund hat sich profi-con strikt auf Reinraumreinigungen fokussiert und bietet nicht zusätzlich noch Gebäudereinigungen an. „Wenn ein Clean Operator sowohl Reinräume als auch Büros reinigen soll, dann verschwimmen für ihn irgendwann die Unterschiede. Ich sehe darin ein Risiko für möglicherweise teure Fehler im Reinraum.“
Diese Aussage mag bei Gebäudereinigern auf Unverständnis stoßen. Was soll schon so schwierig daran sein, einen Reinraum gründlich durchzuputzen? Schmutz ist dort sowieso nirgends zu sehen. Doch Spezialisten für Reinraumreinigung zucken bei solchen Äußerungen zusammen. Schon die Worte Putzen und Schmutz offenbaren, dass der Betreffende keine Ahnung von Reinraumreinigung hat.

Schmutz vs. Kontaminationen
Denn Schmutz existiert in einem Reinraum überhaupt nicht. Verunreinigungen nennen sich hier Kontaminationen. Und dieser Begriff bezeichnet Keime und Stäube von solcher Winzigkeit, dass sie mit bloßem Auge nicht zu sehen sind. Noch dazu sind sie nur in extrem geringem Mengen vorhanden. Dafür sorgen aufwendige Filter- und Lüftungsanlagen, Schleusen, Druckkaskaden, Spezialkleidung – und das Knowhow der Reinraumreiniger.
Gut ausgebildete Clean Operator wissen genau, dass fusselnde Putzlappen im Reinraum eine Katastrophe sind. Deswegen reinigen sie mit Spezialtüchern. Sie wissen auch, dass es in einem Reinraum nicht ums schlichte Durchwischen wie nebenan im Treppenhaus geht, sondern dass auch Decken, Lüftungsschlitze, Lampen, Wände, Fenster, Lichtschalter, Steckdosen, Kabel, Schränke, Tische, Stühle, Klinken, Werkzeuge und sonstiges Inventar gereinigt werden müssen. Und zwar höchst akribisch, systematisch und ohne einen einzigen Quadratmillimeter auszulassen.
Wozu dieser Aufwand? Die Notwendigkeit einer 100-prozentigen Reinraumreinigung wird schnell klar beim Gedanken daran, was passiert, wenn Keime in ein medizinisches Präparat gelangen, das später einem Patienten verabreicht wird. Aber auch Staubpartikel können Produkte schädigen, etwa wenn sie die Belichtung eines Wafers behindern. Kurzum, die Reinraumreinigung hat einen entscheidenden Einfluss auf die Qualität der Produkte. Oder anders herum: auf die Ausschussquote und die Kosten der Fertigung.
Weil reine Produktionsumgebungen über Gewinn und Verlust mitentscheiden, legen immer mehr Unternehmen die Reinigung ihrer Reinräume in die Hände eines professionellen Dienstleisters. Erfahrene Anbieter wie profi-con Contamination Control zeichnen sich dadurch aus, dass sie ihre Mitarbeiter regelmäßig schulen und fortbilden. Die professionellen Clean Operators kennen sich bestens mit den Anforderungen der verschiedenen Branchen und den unterschiedlichen Reinraumklassen aus. Sie wissen, welche Verhaltensweisen im Reinraum zu beachten sind, welche Reinigungsmittel und Geräte für welche Aufgaben einzusetzen sind und wie sie große Decken-, Wand- und Bodenflächen mit den richtigen Wischtechniken effizient und lückenlos reinigen können.

Reinraum Reinigung: eine spezielle Dienstleistung
Der Bedarf an dieser speziellen Dienstleistung ist groß. Wenko Süptitz, Leiter Fachverband Photonik und Präzisionstechnik im Deutschen Industrieverband für optische, medizinische und mechatronische Technologien (Spectaris), bestätigt: „Hightech-Unternehmen nutzen Reinraumtechnologie in ihrer täglichen Arbeit, um die hohe Qualität ihrer Produktion zu sichern.“ Und es kommen immer mehr Produkte hinzu, die unter reinen Bedingungen gefertigt werden. Das reicht von LEDs, Sensoren und Mikrochips über Komponenten für elektronische Sicherheitssysteme im Auto bis hin zu Hautcremes und medizinischen Implantaten. In der Lebensmittelherstellung wird daran gearbeitet, mit Reinraumtechnologie die Haltbarkeit von Lebensmitteln zu erhöhen und Konservierungsstoffe überflüssig zu machen. In Krankenhäusern dienen Reinraumbedingungen zunehmend dem Schutz von Patienten und Personal vor multiresistenten Keimen.
Auch die Industrien selbst, die Reinraumtechnologien einsetzen, wachsen kräftig. Die Halbleiterindustrie z. B. wird nach einer Prognose des US-Marktforschungsunternehmen IC Insights im Jahr 2017 weltweit erstmals eine Billion Chips und Sensoren ausliefern. Das bedeutet eine Verzehnfachung ihres Produktionsvolumens binnen 30 Jahren. Auch die Pharmaindustrie legt zu. Laut der Marktforschungsgesellschaft McIlvane wird die weltweite Reinraumfläche in der Pharmaindustrie von 2012 bis 2017 um 20 % zunehmen. Noch besser sind die Prognosen für die Lebensmittelindustrie: Hier soll die Produktion unter reinen Bedingungen zu einem Flächenwachstum um 25 % im gleichen Zeitraum führen.
Reinraumreinigungen werden somit immer gefragter. Professionelle Clean Operator bringen hierfür im Gegensatz zu sonstigen Reinigungskräften ein grundlegendes Verständnis von Aufbau und Funktion reinraumtechnischer Anlagen mit. Sie wissen, dass die einzuhaltenden Umgebungsbedingungen von der jeweiligen Branche abhängig sind und strengen Normen unterliegen. Aus der Branchenzugehörigkeit der Unternehmen ergeben sich die einzuhaltenden Reinraumklassen und daraus wiederum, wie zu reinigen ist. Das Personal, das in reinen Umgebungen reinigt, ist nach VDI-Richtlinie 2083 geschult.

Die richtige Wahl Ihres Dienstleisters
Reinraumbetreiber sollten bei der Wahl eines Reinigungsdienstleisters auch darauf achten, dass dessen Mitarbeiter das Ankleideprozedere beherrschen, damit keine Kontaminationen in den Reinraum eingeschleppt werden. Da das Ankleideprozedere zeitaufwendig ist, sollte es geübt sein, denn das beeinflusst die Reinigungseffizienz. Empfehlenswert sind außerdem solche Reinigungsdienstleister, deren Mitarbeiter auf Bärte, Nagellack, Wimperntusche, Cremes, Puder und Schmuck verzichten. Denn von all diesen Dingen geht eine Kontaminationsgefahr aus. Selbst das Husten nach der Zigarettenpause schleudert in so großen Mengen Partikel in den Reinraum, dass die Beschäftigung von Rauchern zum Problem werden kann. Für sterile Reinräume brauchen die Mitarbeiter zudem eine Bescheinigung vom Gesundheitsamt, dass sie keine ansteckenden Krankheiten haben.

Profis für Reinraumreinigungen
Profis für Reinraumreinigungen kennen und vermeiden diese Kontaminationsgefahren. Sie beherrschen überdies den sicheren Umgang mit Löse- und Desinfektionsmitteln. Die Vorgaben hierzu finden sich in der Richtlinie VDI 2083. Sie enthält die Anforderungen an die Reinheit der Luft, der Arbeitsplätze, der Prozessmedien und der Personen in den verschiedenen Bereichen wie Halbleitertechnologie, Pharmazie, Lebensmittelindustrie, Feinmechanik, Optik, Raumfahrt und Medizin.
Darüber hinaus enthält die Richtline wichtige Hinweise zur Eignung von Geräten und Materialien für den Reinraum. Das Equipment eines Reinigungsanbieters darf den Reinraum nicht zusätzlich kontaminieren. Baumwollfasermopps zum Beispiel geben bis zu 100.000 mal mehr Partikel ab als Kunstfasermopps.

Qualifizierung der Reinigung
Ob eine Reinraumreinigung das für die jeweilige Reinraumklasse geforderte Ergebnis erzielte oder nicht, zeigt die anschließende Überprüfung der Luft mit Partikelzählern sowie der Oberflächen mit Abklatschtests. Wurden die Grenzwerte aufgrund von Fehlverhalten oder Nachlässigkeiten des Personals verfehlt, muss der gesamte Reinigungsprozess wiederholt werden. Für einen Reinigungsanbieter, der auf schlecht qualifiziertes Personal setzt, ist das ein erheblicher wirtschaftlicher Schaden. Für das Industrie- oder Pharmaunternehmen, das wegen der mangelhaften Reinigung nicht weiterproduzieren kann, erst recht.
Profi-con-Geschäftsführer Frank Duvernell, der seine 30-jährige Expertise auf dem Gebiet der Reinraumreinigung auch in der ReinraumAkademie in Leipzig in Form von Seminaren und Expertentagen weitergibt, sagt darum klipp und klar: „Ein reiner Raum entsteht im Kopf. Man kann einen Reinraum nur 100-prozentig reinigen oder gar nicht. Dazwischen gibt es nichts.“

Kontakt

CLEANROOM MEDIA GmbH

Rosa-Luxemburg-Str. 12-14
04103 Leipzig

+49 341 98989 401

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