Anlagenbau & Prozesstechnik

Fraunhofer IPA: Umbau der Abteilung Reinst- und Mikroproduktion

20.12.2011 -

ReinRaumTechnik - 222 Projekte, davon 21 geförderte Projekte aus europäischen Rahmenprogrammen - so lautet die stolze Jahresbilanz 2010 der Abteilung Reinst- und Mikroproduktion, der mit ihren 44 Mitarbeitern größten Abteilung des Fraunhofer IPA.

Die Aufgaben sind so vielfältig, wie die Branchen, aus denen sie an die Abteilung herangetragen werden: Reinraumtauglichkeitsuntersuchungen von kleinen Betriebsmitteln wie Stiften bis hin zu einem vier Meter hohen Bandfördergerät, Abstimmung der Supply-Chain-Planning-Prozesse zwischen Automobil- und Halbleiterindustrie, die Gründung des Industrieverbunds »Handhabung in der Photovoltaik« oder die Verfahrensentwicklung zur Montage und Verkapselung eines Sensorchips im Bereich der Medizintechnik.

Das stetig wachsende Spektrum reinheitskritischer Fragestellungen wie auch neue Dimensionen von Fertigungsanlagen gaben Anlass, die Infrastruktur am Standort zu verbessern. Das Fraunhofer IPA setzt mit seinen Umbaumaßnahmen für ihre Abteilung Reinst- und Mikroproduktion weltweit neue Maßstäbe in Sachen Reinraum. 300 m² neue Reinraumfläche der ISO-Klasse 1 und Speziallabore sowie 800 m² Büroflächen konnten durch die Gebäudeerweiterung gewonnen werden. Manche von ihnen sind brandneu eingerichtet, vergrößert oder umgebaut. Zudem lassen sich durch die neu installierte, energieeffiziente Technik bei höherer Reinheit bis zu 70% Energie einsparen. Diese moderne Infrastruktur am Institutszentrum der Fraunhofer-Gesellschaft in Stuttgart bietet nicht nur hervorragende Rahmenbedingungen für Forschungs- und Entwicklungsarbeiten, sondern auch für deutschlandweit einmalige »Hands-on«-Schulungen und -Seminare.
Insgesamt entstanden durch die Modernisierung und Erweiterung der bereits vorhandenen Rein-, Grau- und Büroräume 3000 Quadratmeter für die Forschung und Entwicklung rund um das Fertigen unter reinen Bedingungen. Neu sind der laminare Schwerlastreinraum der ISO-Klasse 1, das Biosafety-Labor, ein Photovoltaik-Test- und Demozentrum sowie ein Ultrapräzisionsreinigungslabor der ISO-Klasse 1. Zusätzlich ist ein Reinraumentwicklungslabor der ISO-Klasse 6 entstanden. Die Reinräume konnten bereits im Frühjahr 2010 für Forschungs- und Industrieaufträge in Betrieb genommen werden.

100 m² großer Schwerlastreinraum
Ein Highlight ist der 100 m² große Schwerlastreinraum, der mit einer nutzbaren Raumhöhe von 6 m und einer Traglast von bis zu 6 t/m² einzigartig sein dürfte. Damit können die immer größer werdenden Produktionsanlagenkomponenten, z.B. aus der Photovoltaik oder der Flachbildschirmherstellung, geprüft, reinheitsgerecht optimiert und qualifiziert werden.
Vor allem Produktionsgeräte und Einrichtungskomponenten, z.B. Fördersysteme, Handlingroboter, Stühle, Deckenplattensysteme und Bodenbeläge, werden auf ihre Reinraumtauglichkeit untersucht. Aber auch Verbrauchsmaterialien wie Stifte, Overalls, Wischtücher, Handschuhe und Verpackungsfolien müssen für den Gebrauch im Reinraum bestimmte Kriterien erfüllen. Sie werden je nach Anforderungsprofil des geplanten Einsatzbereichs auf Abrieb und Partikelemissionsverhalten, Ausgasung, chemische Beständigkeit, Verstoffwechselbarkeit und Reinigbarkeit geprüft.

Kleine Partikel - große Wirkung
Kleinste Verunreinigungen im µ- oder gar Nanobereich können in zahlreichen Branchen große Auswirkungen haben. Diese reichen von Produktionsausfällen und fehlerhaften Produkten bis hin zu Gefahren für Personen. Insbesondere in der Medizintechnik existieren empfindliche Anforderungen bezüglich der Freiheit von kritischen Rückständen, um Risiken bei deren Gebrauch mit einem hohen Maß an Sicherheit und Zuverlässigkeit auszuschließen. So besitzen beispielsweise Endoskope und Kanülen schwer zu reinigende Innengeometrien. Ein in der Abteilung entwickeltes Verfahren mit überkritischem Kohlenstoffdioxid hat sich als äußerst effektives alternatives Werkzeug zur Reinigung dieser Kavitäten erwiesen.
Seit ihrer Gründung im Jahr 1984 hat die Abteilung Reinst- und Mikroproduktion mehr als 60 Patente angemeldet sowie über 18.000 Projekte für rund 750 Kunden aus 30 Branchen realisiert. Durch die umfassende Modernisierung und Erweiterung hat sich das Fraunhofer IPA für die Anforderungen der Zukunft gewappnet und bietet jetzt schon durch innovative Technik bestmögliche Resultate. Am 7. Juli 2011 werden die neuen Räumlichkeiten mit einem Festakt offiziell eingeweiht. 

Kontakt

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